ANSTOSS IN DIE GESUNDE RICHTUNG GERADE IN GESUNDHEITS FRAGEN BRAUCHT DER MENSCH OFT EINEN AN STOSS ZUM EIGENEN WOHL. DIESE EIGENHEIT KANN MAN SICH IN DER BETRIEB LICHEN GESUNDHEITSFÖR DERUNG ZUNUTZE MACHEN. VON CHRISTOF DOMENIG Man weiß im Prinzip, wie es besser wäre, aber der innere Schweinehund lässt sich schwer überlisten. So greift man in der Kantine zum Tiramisu statt zum Obstsalat oder fährt mit dem Lift in den zweiten Stock. Ehrlich: Wann hatten Sie zum letzten Mal dieses Gefühl, sich in einer Gesundheitsfrage unvernünftig verhalten zu haben? Letzte Woche? Gestern? Heute? Dass der Mensch kein „Homo Oeconomicus“ ist, sich also nicht nach den Regeln reiner Wirtschaftlichkeit verhält, sondern fehlbar ist und oft nicht in der Lage, die optimale Entscheidung für sich selbst zu treffen: Das ist die Ausgangsthese von „Nudging“. Der Begriff heißt so viel wie anstupsen, anstoßen und beschreibt die Idee, dass Menschen zu ihrem eigenen Wohl oft einen kleinen Anstupser brauchen. Nudging als Methode ist aus der wirtschaftstheoretischen Richtung der Verhaltensökonomie abgeleitet und wurde vom Ökonomen Richard Thaler sowie dem Juristen Cass Sunstein entwickelt. Thaler beriet auch Barack Obama und erhielt im Vorjahr den Wirtschaftsnobelpreis. Mit „Nudges“, kleinen Stupsern in die gesunde Richtung, könne man auch in der Betrieblichen Gesundheitsförderung durch kleine Maßnahmen große Wirkung erzielen – ist der Arzt, Journalist („Ö1 Radiodoktor“) und Medizinkabarettist Dr. Ronny Tekal überzeugt. Warum funktionieren manche Angebote in der Betrieblichen Gesundheitsförderung gut, während andere nicht angenommen werden? Ein wesentlicher Schlüssel für den Erfolg liegt im Gehirn, sagt Ronny Tekal. Viele Ideen und Maßnahmen zielen auf eine (zu) rationale Ebene ab. Besser wäre es, „tiefere“ Hirnareale zu erreichen, die Freude und Glück verheißen, indem sie die Ausschüttung von Dopamin oder anderen Glücksbotenstoffen anregen. Etwa indem sie den Spieltrieb wecken. Genau das kann ein guter Nudge: Jenes irrationale kleine Glücksgefühl erzeugen, das man zum Beispiel auch spürt, wenn man einen Bus gerade noch erreicht und sich zehn Minuten Warten auf den nächsten erspart. Ein Problem in vielen gängigen betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen sei auch generell, dass sie jene Menschen ins Boot holen, die sowieso schon im Boot sind: Gutscheine fürs Fitnessstudio freuen in erster Linie die sowieso schon Fitness- und Gesundheitsbewussten. Wirkungsvoller wäre es, jene Menschen, die bislang wenig auf ihre Gesundheit achten, zu überzeugen. Den Spieltrieb aktivieren Eine Aufforderung mittels einer Hinweistafel am Lift, doch der Gesundheit zuliebe die Treppe zu benutzen, werde ohne großen Effekt verpuffen, weil Fotos: Getty Images, Tekal 14 BGM
DR. RONNY TEKAL ist Allgemeinmediziner, Wissenschaftsjournalist und Medizinkabarettist. Er arbeitet gerade am Aufbau einer „Nudging Factory“ und einer „Open Source Plattform“, um Nudging in der Betrieblichen Gesundheitsförderung nutzbar zu machen. www.ronnytekal.com www.nudging-factory.com damit nur rationale Hirnareale angesprochen sind, führt Tekal aus. Kleine Sticker im Treppenhaus, die den Kalorienverbrauch durchs Treppensteigen anzeigen, seien schon besser. In der Regel gilt: Je origineller der Anstups, umso besser. Unter Nudging falle aber auch, gesunde Speisen in der Kantine so zu platzieren, dass sie leichter zu erreichen sind als ungesunde Alternativen. „Gute Nugdes brauchen drei Dinge“, erklärt Tekal. „Erstens eine gute Idee. Zweitens soll der Anstoß auf jene unbewussten Hirnareale zielen, die den Dopamin-Ausstoß verantworten, also ein gutes Gefühl erzeugen.“ Drittens muss Freiwilligkeit gewahrt sein: Man muss sich jederzeit auch gegen die Option entscheiden können, zu der der Nudge verführen will. Ist die Idee gut genug, kann die Maßnahme kaum Mitteleinsatz erfordern und große Wirkung erzielen. „Wie bringt man Menschen dazu, frei- BUCHTIPP Richard H. Thaler, Cass R. Sunstein: Nudge – wie man kluge Entscheidungen anstößt. willig mehr Steuern zu zahlen? Indem man Lotto erfindet ...“, nennt Tekal einen besonders gelungenen Nudge. Als Ausgangspunkt für Nudges eigne sich auch der „Status-quo-Bias“. Darunter versteht man die Tatsache, dass der Mensch dazu neigt, in einer einmal gewählten „Einstellung“ lieber zu verweilen als etwas aktiv zu verändern. Etwa: Handyklingeltöne – viele Menschen werben tagtäglich unbewusst mit dem Jingle ihres Smartphone-Herstellers. Als um die Mitarbeitergesundheit bemühter Arbeitgeber könnte man sich das zunutze machen, indem man den gesunden Salat als Standard zum Menü anbietet, der bewusst abgewählt werden muss – statt als dazuwählbare gesunde Option. „Nugdes sind wie Werbeslogans. Sie schauen einfach aus, aber es steckt viel Denkarbeit dahinter“, sagt Tekal – der aktuell mit seinem Kollegen Roman Szeliga am Aufbau einer „Nudging Factory“ arbeitet, Nudges für die Betriebliche Gesundheitsförderung sammelt, in „Evidenzklassen“ für nachhaltige Wirkung einteilt und individuelle Ideen für „gesunde“ Nudges ausarbeiten wird. Auch eine „Open Source“-Ideen-Plattform wird es geben, bei der man sich bedienen kann. Bis es so weit ist, kann man sich als BGF-Verantwortlicher das Buch „Nudge“ von Thaler und Sunstein zu Gemüte führen: als Anstoß für kluge Ideen, die im Unternehmen mit kleinen Mitteln große Wirkung erzielen können. BGM 15
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