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Betriebliches Gesundheitsmanagement Magazin 2019

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Entspannungsübungen

Entspannungsübungen Zeit nehmen. Das vierte Puzzleteil ist eine „bewusste Ernährung“. Am Ende ging Esch auf „Glück“ ein. Jenes längerfristige Glück im Sinne von Zufriedenheit, das etwa aus dem Gefühl heraus entstehe, gemeinsam etwas Bedeutendes geleistet zu haben, das Vertrauen, etwas schaffen zu können. Oder aus einem Gefühl von Verbundenheit mit anderen Menschen. Dass dieses Gefühl sich auf die Gesundheit in erstaunlichem Maß auswirke, lasse sich heute „herunterbrechen bis auf den Zellkern“. Bewegung fürs Gehirn Klassische Sport- und Bewegungsprogramme sind in der Betrieblichen Gesundheitsförderung in letzten Jahren ein wenig aus dem Fokus gerückt, weil (zu Recht) Fragen des Führungsverhaltens, des Umgangs im Miteinander, der Unternehmenskultur ins Zentrum gerückt sind. Welch großen Wert Bewegung dennoch hat, legen jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse nahe, die erstaunliche Zusammenhänge zur geistigen Leistungsfähigkeit aufzeigen. Die Neurowissenschafterin Manuela Macedonia von der Johannes Kepler Universität Linz brachte vor einem Jahr ihr Sachbuch „Beweg dich! Und dein Gehirn sagt Danke“ auf den Markt und traf den Puls der Zeit, bis dato verkaufte sich das Buch über 40.000 Mal. Die gebürtige Italienerin legte beim Kongress etwa dar, dass durch Sport Gefäße im Gehirn flexibler werden und sich neue Gefäße bilden; dass der Hippocampus, in dem das Kurzzeitgedächtnis sitzt, durch ausreichend Bewegung gepflegt wird und sich auch das räumliche Denken verbessert. Eine der erstaunlichsten jungen Entdeckungen ist die Neurogenese, die Bildung neuer Gehirnzellen: „Früher hieß es, wir kommen mit einer gewissen Anzahl an Gehirnzellen auf die Welt und diese werden im Verlauf des Lebens weniger. Heute weiß man, dass es Neurogenese gibt“, erklärte Macedonia, und diese würde eben durch körperliche Aktivität angeregt. Bewegung verbessert oder erhält auch die Multitasking-Fähigkeit, die mit zunehmendem Alter sonst abnimmt. Seit 2014 ist auch bewiesen, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, weniger anfällig für Depressionen sind, weil das Stresshormon Kortisol, das eine genetisch angelegte Depression aktivieren kann, bei Sport abgebaut wird. Wie oft und in welcher Intensität sollte man sich bewegen? „Gut belegt ist, dass regelmäßig aerobe Bewegung wirkt, am besten täglich“, erklärte Macedonia. Also Ausdauersport, aber auch flotte Spaziergänge seien schon nützlich. Blick in die Zukunft Die Industrialisierung nahm auch der Publizist, Trend- und Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem Blick auf die „Zukunft der Gesundheit“ zum Ausgangspunkt. Diese habe „Lohnarbeit, Angestelltentum und Nine-to-Five-Arbeitsmodelle“ mit sich gebracht – mit denen würde die Arbeitswelt immer Gemeinsame Bewegung hat in der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu Recht nach wie vor einen Fixplatz. noch in beträchtlichem Maß assoziiert. Aber: „Das zerbröselt jetzt. Wir befinden uns am Übergang zu einer Wissensökonomie“, legte Horx dar. Der Betreiber des „Zukunftinstituts“ in Frankfurt und Wien sprach auch vom „Megashift von einer Abhängigkeits- zu einer Gestaltungskultur“, in dem wir uns aktuell befinden: „Wir sind mittendrin, mit allen Turbulenzen. Die Seite derer, die sagen, ich habe keine Kontrolle über mein Leben, ist noch sehr groß.“ Selbst gestalten, Kontrolle über sein Leben empfinden, Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit – also die Überzeugung, auch schwierige Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können: Das waren Themen, die sich als roter Faden durch Horx’ Vortrag zogen. Es seien Ressourcen, die in der ankommenden Wissensgesellschaft eine noch viel größere Rolle spielen würden. Horx ging auch auf den 6 BGM

trendigen und oft kommerzialisierten Begriff „Achtsamkeit“ ein und verwies auf die ursprüngliche Bedeutung der englischen Entsprechung „Mindfulness“. Die US-Psychologin Ellen J. Langer hat den Begriff vor über zwei Jahrzehnten geprägt, nachdem sie über Experimente nachgewiesen hatte, wie stark eine positive oder negative Sichtweise sich auch körperlich auf die Gesundheit auswirkt. „Was wir als Zukunftsforscher immer wieder erleben, ist, dass Menschen mit alten, erlernten negativen Mindsets auf die Zukunft schauen“, gab Horx zu bedenken – aktuell etwa mit der Annahme, dass eine Gesellschaft ohne fossile Energieträger nicht funktionieren könne. Wie in der Ökologie erwartet Horx jedoch auch die „Zukunft der Gesundheit“ positiv: Ausgehend von bereits einzeln existierenden und in Erprobung befindlichen Modellen, nannte er etwa Gesundheitssysteme, in denen Prävention statt Reparatur im Mittelpunkt stehe, Digitalisierung dafür eingesetzt werde, um Zeit für den menschlichen Kontakt zu gewinnen, und nicht, „um die Zeit von Handreichungen in der Pflege zu messen.“ Jede Form von Gesundheitscoaching würde an Stellenwert gewinnen. Horx erwartet auch veränderte Strukturen von Krankenhäusern und eine „patientenzentrierte“ Pflege, die sich dahingehend anpassten, dass die Auswirkungen des „Mindsets“ – also: ob man sich vereinfacht ausgedrückt in einem System wohl- oder schlecht fühlt – viel stärker beachtet wird. Was wohl auch als wichtige Botschaft auf Unternehmen umzulegen ist. „Zukunft entsteht, wenn Beziehungen gelingen“, schloss Horx, und: „Kern der Gesundheit ist Sinn – Lebenssinn, Zukunftssinn. Wenn ein Unternehmen seinen Sinn nicht erläutern kann, ist es in einer Krise. Sinn ist nichts anderes, als die Erwartung einer besseren Zukunft und die Fähigkeit, sich dafür zu engagieren“, gab der Trend- und Zukunftsforscher den Zuhörern mit auf den Weg. GAST KOMMENTAR Mag. Renate Krenn Geschäftsführerin des ASZ www.asz.at GESUNDHEIT ALS EVENTERLEBNIS BEIM THEMA GESUNDHEIT LÄSST SICH EIN TREND ZU MEHR ERLEBEN ERKEN- NEN. DAS KÖNNTE AUS DEM UMSTAND ERWACHSEN, DASS ES SCHWIERIGER WIRD, AUFMERKSAMKEIT ZU ERHALTEN. Betriebliche Gesundheit wird zunehmend aus strategischer Sicht angegangen, was extrem wichtig ist, jedoch oft nicht die Sprache der Mitarbeiter spricht. Anders verhält es sich, wenn alle Initiativen als Erlebnis wahrgenommen werden können. Steht der Spaß im Vordergrund, wird das Thema Gesundheit im positiven Sinne zum Leben erweckt. Zwei Säulen tun sich für mich auf: Foto: ASZ NEUROGENESE, DIE BILDUNG NEUER GEHIRNZELLEN, WIRD DURCH BEWEGUNG ANGEREGT. Gesundheit als Eventerlebnis: Stichwort Action und Abenteuer, die ganze Veranstaltung wird als Erlebnis aufgebaut – zum Beispiel mit verschiedenen Stationen für Gesundheitschecks, gemeinsames Kochen, Infotainment zur Stressbewältigung etc. Gesundheit als Selbsterlebnis: Im Sinne von Achtsamkeit sich selbst gegenüber, um zu merken: Wo ist etwas aus der Balance geraten, was brauche ich, um mich wieder wohlzufühlen. Der Faktor „Wohlfühlen“ gewinnt nicht zuletzt durch das Eintreten der jüngeren Generationen in die Arbeitswelt immens an Bedeutung. Networking und Peer Recruiting sind nicht mehr wegzudenken. Jeder Mitarbeiter, der sich positiv zum vorhandenen Gesundheitsprogramm äußert, macht auch Werbung für das Unternehmen – nach innen und nach außen! BGM 7

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