Während Genussweitwanderer im Schnitt rund 25 Kilometer am Tag zurücklegen, plante der Oberösterreicher mit der doppelten Wegstrecke: „Ich habe gewusst, dass ich rund 50 Kilometer und 3000 Höhenmeter zu Fuß pro Tag schaffen kann.“ Dazu kamen eben die möglichst langen, aber nicht planbaren Flugstrecken. Während also ein Weitwanderer den Nordalpenweg in rund 50 Marschtagen von Anfang bis zum Ende bewältigen könnte, gab Viehböck sich höchstens 20 Tage Zeit. Schon nach drei Tagen war er seinem Zeitplan deutlich voraus. Dennoch fühlte er sich getrieben: „Obwohl es kein Rennen war, habe ich ständig den inneren Drang gespürt, möglichst rasch voranzukommen.“ Viehböck erklärt sich das mit dem Wettkampfdenken, das er unter anderem als langjähriger Mountainbikesportler (Downhill-Staatsmeister, mehrfacher Sieger bei 24-Stunden-Downhills) verinnerlicht habe. Die selbst auferlegten Regeln des Soloprojekts hielt er penibel ein. Sie besagten: Strecken werden nur zu Fuß und ANDREAS VIEHBÖCK aus Ohlsdorf bei Gmunden (OÖ) ist 31, selbstständiger Elektrotechniker und Biketrainer. Vortragstermine „Mein Ziel vor Augen“: 25. April in Linz (Ars Electronica Center) 3. Mai in Aschau im Chiemgau (D, Flugschule Chiemsee) 8. Mai in Steyr (Museum Arbeitswelt) meinzielvoraugen. sport2000.at www.andreasviehboeck.at Andreas Viehböcks Gepäck wog 13 kg, der Gleitschirm („Skywalk Arak“) war noch ein Prototyp. Abgesehen von täglichem Proviantnachschub trug er alles Benötigte selbst. mit dem Gleitschirm zurückgelegt und es wird keinerlei Infrastruktur in Anspruch genommen. Das minimal gehaltene, 13 kg wiegende Gepäck sowie der tägliche Proviant sind eigenhändig zu transportieren. Übernachtet wird im Freien, im Zelt oder im Biwaksack. Bloß den täglichen Nachschub an Verpflegung erlaubte sich der Oberösterreicher durch den begleitenden Kameramann. Höhen und Tiefen Auf so einem Solotrip erlebt man naturgemäß Hochs und Tiefs. „Der absolute Höhepunkt war ein Flug mit Start am Südostgrat des Grimmings, übers Dachsteingebiet und das Ennstal bis in den Salzburger Pongau. Dabei hatte ich ständig Gegenwind und war im Dachsteingebiet nur noch 50 Meter über Boden“, erzählt der Oberösterreicher. Dass er in den Zillertaler Bergen einen Tag lang auf keine Menschenseele traf, habe ihn überrascht – auch als erfahrener Bergsportler eine lässige Erfahrung: „Ich hätte nicht geglaubt, dass so was bei uns möglich ist.“ Auf der anderen Seite gab es Märsche im Platzregen enlang von Bundesstraßen, „wo man sich denkt, ‚was tu ich hier eigentlich‘“. Und mehr Tage als erwartet, in denen die Verhält- Fotos: SPORT 2000/C. Hemmelmeir 96 SPORTaktiv
nisse Flüge verhinderten. „Bei so einem Projekt ist das Gehen eigentlich nur Mittel zum Zweck – nämlich möglichst viel Zeit fliegend zu verbringen“, sagt Andreas Viehböck. Viele hätten ihn nachher gefragt, worum die Gedanken kreisen würden, so lange allein in der Natur. „In Wahrheit vergeht die Zeit wie im Flug, weil man ständig beschäftigt ist: Wo bin ich, wo geh ich hin, wo kann ich starten, wann kann ich fliegen?“ Die Tage waren durchchoreografiert: Aufstehen um halb sieben, rasch frühstücken, den Tag grob planen. Dann gehen und wann immer möglich abheben. An vielen Tagen war er bis zum Einbruch der Dunkelheit und manchmal auch darüber hinaus unterwegs. „Ich hab die benötigte Schlafzeit unterschätzt und war in den letzten Tagen wirklich geschlaucht.“ Paradies im Wettkampfmodus „Wir leben eigentlich im Paradies“, sagt Andreas Viehböck rückblickend über seine Erkenntisse aus dem Projekt – auch als Bergsportler habe er viele neue Seiten in Österreichs Natur entdeckt. Er resümiert aber auch: „Es war spannend zu sehen, was möglich ist, wenn der Wille passt.“ Eine Blase am Fuß machte ihm im letzten Drittel des Wegs beinahe noch einen Strich durch die Rechnung. In Innsbruck benötigte er deshalb einen Ruhetag – es war auch genau der letzte Tag vor einem Kaltlufteinbruch, an dem noch Flugwetter geherrscht hätte. Die letzten 150 Kilometer war folglich wieder „marschieren, marschieren, marschieren“ auf dem Programm. Am 14. Tag nach seinem Aufbruch, schon bei Dunkelheit, erreichte Viehböck das anvisierte Bodenseeufer. Rund 700 Kilometer und 31.655 Bergauf-Höhenmeter zu Fuß standen auf der GPS-Uhr, was eine Durchschnitts-Pace von 8:31 min/ km ergibt. Dazu kamen 242 Flugkilometer. Er war „müde und glücklich“, sagt Andreas Viehböck – um neue Erfahrungen sowie ein Projekt für die Bewerbungsmappe reicher. BUFF ® is a registered trademark property of Original Buff, S.A. (Spain) www.buff.com www.epmsports.at
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