TENNIS SPECIAL Von Groß bis Klein: Reger Zulauf herrscht derzeit in den Tennisschulen. Mit gezielter Nachwuchsförderung will der ÖTV den Thiem-Effekt aber auch nachhaltig nutzen. gern als „Boom“ bezeichnet? Endlich wieder ein Zugpferd für eine andere Sportart neben dem alpinen Skisport und, ja, den neuerdings (abgesehen von der EM-Endrunde) erfolgreichen Kickern? „So einfach funktioniert das nicht“, weiß Barbara Schett, ehemalige Weltklasse-Spielerin und mittlerweile vor allem als Moderatorin des TV-Senders „Eurosport“ dem Tenniszirkus eng verbunden. „Die Zeiten haben sich gegenüber den Jahren von Thomas Muster radikal geändert.“ Aber natürlich bemerkt auch Schett mit Wohlwollen, welche Anziehungskraft Dominic Thiem auf die Tennisfans in Österreich ausübt. „Das Interesse an den Turnieren in Kitzbühel und auch in Wien ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen – und das ist hauptsächlich Dominic zu verdanken.“ An Thiems internationalem Profil wird gefeilt, Schett hatte den Niederösterreicher während seines Erfolgslaufs bei den French Open mehrmals zu Gast im Studio von Eurosport. „Mit den Zeiten von Muster ist es dennoch schwer zu vergleichen. Da ist ja mit einem Mal wirklich jedes Turnier im TV gezeigt worden.“ Vergleiche mit Thomas Muster prallen an Dominic Thiem indes nicht nur ab, sie interessieren ihn schlichtweg nicht. Zu groß ist der zeitliche Abstand der beiden Karrieren, auch wenn sich Muster und Thiem 2011 tatsächlich noch einmal in der Wiener Stadthalle gegenübergestanden waren. Die Berührungspunkte zwischen den beiden Ausnahmespielern beschränken sich auf Aktionen rund um dieses größte Turnier in Österreich. Ein Foto vor einem Fiaker-Gespann, eine gemeinsame Pressekonferenz – mehr ist es nicht, und mehr braucht es nicht. RUN AUF DIE TENNISSCHULEN „Es ist vor allem auch die Art und Weise, wie Dominic spielt, die gerade die jungen Menschen vermehrt zum Tennis bringt.“ Sagt der Mann, der Thiem schon in der Frühphase seiner Profikarriere nach Kräften unterstützt hatte, indem er den jetzigen Top-Ten- Mann für das Turnier in Kitzbühel mit einer Wildcard versorgte, als eine Platzierung ganz oben im Tennis-Olymp nur ein vages Versprechen war: Alexander Antonitsch, ehemals Daviscup-Spieler – und eben Turnierdirektor der Traditionsveranstaltung in der Ski-Hauptstadt Österreichs. „Dominic hat Tennis wieder cool gemacht. Ich weiß von vielen privaten Tennisschulen, die plötzlich unheimlich großen Zulauf haben.“ Ins selbe Horn stößt auch der Präsident des „Österreichischen Tennisverbandes“, Robert Groß: „Der Tennissport hat durch Dominic Thiem und seine Erfolge in Österreich einen richtigen Schub bekommen. Die Mitgliederzahlen in den Klubs steigen stetig an. Und natürlich auch die Medienanfragen, vor allem, wenn es um den Davis Cup geht.“ Die Präsenz einer Sportart in den Medien, vor allem im Fernsehen, wird ja gerne als Maßstab für einen nachhaltigen Aufschwung herangezogen. In diesem Zusammenhang weiß man: Nicht allein die Erfolge eines Spielers sorgen für Einschaltquoten. Das Paket muss stimmen. Oder wie es der deutsche Daviscup-Kapitän Michael Kohlmann ausdrückt: „Bei Boris Becker hätte man damals übertragen können, wie sich Boris die Marmelade auf sein Frühstücksbrot schmiert – die Menschen hätten es sich dennoch angesehen.“ 31 Jahre nach Beckers erstem Triumph in Wimbledon übernehmen viele Spieler die Verbreitung solch „bahnbrechender“ Nachrichten gleich selbst; den sozialen Netzwerken sei Dank bleibt kaum ein Frühstücksbrot unkommentiert. Zu einem Tennis-Boom reicht das zwar selten, zum Im-Gespräch-Bleiben sehr wohl. Aber Dominic Thiem ist auch in dieser Hinsicht anders – je nach Ansicht sogar beispielgebend: Gepostet werden auf Facebook mit wenigen Ausnahmen kurze Einschätzungen zu den absolvierten Matches, dem internationalen Publikum zuliebe auf Deutsch und auf Englisch. „Das muss man Dominic hoch anrechnen, dass er sich diese Bodenständigkeit bewahrt hat“, meint Babsi Schett. Und Patrik Kühnen, Turnierdirektor des ATP-Turniers in München, weiß, wer dafür Verantwortung trägt: das Umfeld des Ausnahmespielers, das immer ausgleichend wirkt, im Guten wie im Schlechten. Günter Bresnik hat dafür gesorgt, dass Dominic Thiem genau das bekommt, was ihn zu einem besseren Tennisspieler – und Menschen – FOTOS: GEPA Pictures/Sportministerium, istock, ÖTV 94 SPORTaktiv
macht. Dazu gehört auch, dass Bresnik seinem Schützling Freiräume gewährt. Auf der Männertour sind Freundschaften tatsächlich noch möglich, und Dominic Thiem pflegt diese in erster Linie mit deutschsprachigen Kollegen wie Alexander Zverev, Philipp Kohlschreiber oder Jiri Vesely, dem Tschechen, der in Niedersachsen groß geworden ist. FÖRDERUNG GANZ UNTEN In Österreich ist es um die mediale Tennis-Grundversorgung vergleichsweise gut gestellt, der ORF zeigt die meisten Matches des neuen Aushängeschilds. Das Interesse ist auch bei der Konkurrenz vorhanden, die Möglichkeiten eines eigenen Sportkanals hat in Österreich natürlich niemand außer dem Sender vom Küniglberg. Die Verstärkung des generellen Aufwärtstrends kann aber nicht ausschließlich durch Thiems Erfolge und die mediale Aufmerksamkeit erfolgen – auch der Tennisverband ist hier und jetzt gefordert. „Wir haben eine konstruktive Gesprächsbasis mit dem BSFF, dem Bundes-Sportförderungsfonds, bezüglich diverser Projekte“, erklärt ÖTV-Präsident Groß. „Im Mädchen- und Damenbereich muss weiter in jeder Hinsicht investiert und unterstützt werden.“ Und zwar ganz unten, wie Alexander Antonitsch anfügt: „Bis zum Alter von 10 Jahren müssen die Kinder eine sportliche Grundausbildung erhalten – und sich dann dem Tennissport verschreiben, am besten mit einem Weltklasse-Trainer wie Günter Bresnik.“ Rund 200.000 Tennis- (und damit Wettkampf-)spieler sind offiziell beim ÖTV genannt – in Relation zur Gesamtbevölkerung liegt Österreich damit ganz klar vor Deutschland: Beim Nachbarn gibt es knapp über eine Million registrierte Tennisspieler, Tendenz in den letzten Jahren eher fallend. Die Erklärung: In Österreich greifen Trends im Sport schneller, gerade so, als ob die potenziellen Interessenten nur auf eine Initialzündung gewartet hätten. IM MOMENT NICHT LIEFERBAR Szenenwechsel – ein Besuch an der Basis: Der Voitsberger Tennisclub, gegründet 1978, hat sich vor ein paar Jahren eine neue Anlage hingestellt. Oder besser gesagt: hinstellen müssen. Vier Außenplätze und die Tennishalle sind einem Einkaufscenter gewichen. Der Aufschrei der ambitionierten Hobbyspieler hat sich damals in Grenzen gehalten, die verbliebenen Enthusiasten der „Muster-Skoff-Jahre“ waren müde geworden. Wolfgang Tinnacher, Jahrgang 1964, wird nie müde. Der Leiter der örtlichen Tennisschule ist in der Szene gut vernetzt, der Zuspruch der Jugend nimmt auch in der Weststeiermark wieder zu – von einem „Thiem-Effekt“ möchte Tinnacher indes (noch) nicht sprechen. „Für mich wachsen Spieler und Phänomene immer aus einem Trend heraus. Und der Trend zeigt im Tennis nach eher schwachen Jahren wieder nach oben. Das ist Fakt.“ Ob Dominic Thiem nun Trendsetter oder -profiteur ist, darauf mag sich Tinnacher nicht festlegen – als Betreiber eines Sportshops hat er aber zumindest eines festgestellt: „Die Nachfrage nach dem Schläger, mit dem Thiem spielt, ist enorm. Nur ist genau dieser Schläger, der weiße Babolat, gar nicht im Handel erhältlich.“ Kein Wunder, das endgültige Design soll erst im Laufe des Jahres fertig werden. Das hat Thiem in München en passant erzählt. Zu Zeiten eines Thomas Muster gehörte es zum guten Ton, den „Head Prestige Pro“ zumindest einmal getestet zu haben, und die Tennismode des Steirers aus dem Hause Lotto hat ganze Legionen von Hobbyspielern geziert. Natürlich: Auch internationale Spieler wie Stefan Edberg, Ivan Lendl, Boris Becker und später André Agassi haben ALEXANDER ANTONITSCH, Ex-Daviscupper und Turnierdirektor in Kitzbühel: „Nachwuchsspieler sollen die besten Trainer bekommen.“ ROBERT GROSS, Präsident des „Österreichischen Tennisverbandes“: „Der Tennissport in Österreich hat einen richtigen Schub bekommen.“ seinerzeit die österreichischen Fans modisch inspiriert. Aber die Zeiten haben sich auch in dieser Hinsicht geändert – kaum ein Spitzenspieler trägt seine Outfits noch über einen längeren Zeitraum. ÄSTHETIK DES SPIELS Dass Dominic Thiem anno 2016 zum Werbeträger taugt, darüber gibt es jedenfalls bei seinem Ausrüster keine Zweifel. In Paris fand sich der Shooting-Star unter jenen Profis wieder, die die Linie des japanischen Designers Yamamoto zu Markte trugen. Neben Lokalheld Jo-Wilfried Tsonga und neben der sichersten Erfolgswette im Tennissport, seinem Kumpel Zverev. Unter den besten vier in Roland Garros befand sich der Österreicher schließlich exklusiv im Zebra-Look, die Damen mit eingeschlossen. Aber das alles sind nur Begleitgeräusche des Höhenflugs, die von der Hauptsache, dem sportlichen Erfolg, nicht ablenken sollen. Die Beziehungspflege mit den jungen Fans, für die sich Dominic nach seinem Turniersieg in Stuttgart Zeit nimmt, gehört einfach mit zum professionellen Auftritt. Günter Bresnik aber ist zu diesem Zeitpunkt schon weitergezogen. Auf dem Center-Court spielt der nächste Gegner seines Schützlings, „und er spielt nicht wirklich schön“. Denn auch das ist ein Attribut, das Dominic Thiem auszeichnet und das zur DNA gehört, die Coach Bresnik von seinem Schützling auf dem Court fordert: Dessen Tennis ist nicht nur cool – es genügt auch höchsten ästhetischen Ansprüchen. Ein „Thiem-Nebeneffekt“ quasi. Nr. 4; August / September 2016 95
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