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SPORTaktiv Bikeguide 2020

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76 SPORTaktiv Fotos: Thomas Polzer, Christoph Heigl

ODE AN DIE BEINBEHAARUNG RENNRADFAHRER TUN ES. MOUNTAINBIKER NICHT. AUSSER, SIE FAHREN RENNEN IN HAUTENGEN HOSEN. AUCH KOMISCH. DIE NEUEN GRAVELBIKER SCHWANKEN NOCH. WARUM RASIEREN SICH ERWACHSENE MÄNNER EIGENTLICH DIE BEINE? GLATTE LÜGEN, HAARIGE DETAILS UND NICHT GANZ ERNST GEMEINTE RASURTIPPS VON CHRISTOPH HEIGL. Willkommen in der Runde der seltsam Veranlagten. Beginnen wir damit, diesen Artikel mit einem Soundtrack zu hinterlegen. Es empfiehlt sich, etwa das Musical „Hair“ in angemessener Lautstärke zu hören. Alternativ könnte „Hair Metal“ von Poison oder Warrant hilfreich sein, „Gib des Bandl aus die Haar“ sowieso und für etwas volkstümlicher Gepolte der Hit „Beuge dich vor grauem Haar“ (Die Ladiner, wer’s kennt). Haarig geht es auch bei den Dänen-Rockern von D.A.D. und ihrer trotzigen Teenagerhymne „I won’t cut my hair“ zu. Gut, die Jungs nennen sich ausgeschrieben „Disneyland after Dark“ und das deutet sicher auf mehrere nicht aufgearbeitete Traumata hin. Für „Legs“ von ZZ Top muss man Ü18 sein. Musik läuft? Also eigentlich liebe ich meine Haare. Am Kopf, im Gesicht, unter … Nun gut, fast überall, auch auf meinen Beinen, wo es reichlich sprießt. Diese Beinbehaarung, die im Winter wohlige Wärme spendet, evolutionsbiologisch daran erinnert, warum Tiere ein Fell (oder Federn, aber das wäre eine eigene Story …) haben, das lange Unterhosen oder – Gott bewahre – Strumpfhosen überflüssig macht, ist jetzt im beginnenden Sommer gefährdet. Denn die Radsaison startet. Und damit die Saison der kurzen Hosen und nackten Schenkel. Als Mountainbiker null Problemo, wie mein sehr behaarter Jugendfreund vom Melmac sagen würde. Biker sind ja historisch die Fun-Fraktion der Radfahrer, rasierte Beine hat es da nie gegeben, warum auch? Allerdings hat die spaßbefreite Wettkampfszene dann doch etwas aus dem Radsport der Rennradfahrer importiert, was sich später einmal als einer der größten Irrtümer der Geschichte herausstellen wird: rasierte Ober- und Unterschenkel bei Männern, die Radrennen fahren. Bitte, der Damenwelt soll es unbenommen bleiben, ihre zarten Körper von gelegentlichen Härchen zu befreien. Aber die Männer, die ersten Nachfahren von King Kong und Orang- Utan? Mit der Venus in der Hand? Wo wir doch vom Mars kommen? Man stelle sich den TV-Spot von Gilette mit überkreuzten Männerbeinen vor … Aber auch ich bin schwach geworden. Zum ersten Mal, weil man beim MTB-Rennen in Hintergumpfenbach in den 90ern so richtig „Pro“ ausschauen wollte. Die Kumpels haben sich totgelacht. Statt einem braungebrannten Pro ist ein gerupftes Hendl in Rosa vor ihnen gestanden. Aber sie haben dann auch rasiert. Und zuletzt jetzt wieder, als der Herr Verkaufsleiter dieses Magazins (Name und Anschrift bekannt) das sündhaft teure S-Works-Rennrad zum Testen nur mit folgender Bedingung herausrücken wollte: „Für ein S-Works Ultimate musst du dir die Haxn rasieren.“ Man bringt Opfer. Aber diese demütigende Prozedur des Rasierens. „Papa…?“, fragen die Kinder leise, wenn sie mich erhaschen. Würden sie mich aus einem syrischen Folterkeller mitten im Waterboarding befreien, ihr Blick könnte nicht mehr Mitleid ausstrahlen. Aber Rennradfahren in engen SPORTaktiv 77

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