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SPORTaktiv Dezember 2019

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APU WAMANI

APU WAMANI BERG-GOTTHEITEN DER ANDEN BEI DEN INKA WURDEN BERGE ALS SCHUTZGOTT- HEITEN VEREHRT. DIESE „WÄCHTER DES TALES“ HEISSEN IN QUECHUA, DER SPRACHE DER INKA, „APU WAMANI“. EIN EHR- GEIZIGES BIKEPROJEKT AUS CHILE HAT ZUM ZIEL, FÜNF DIESER BERGE MIT DEM BIKE ZU BEFAHREN, UM AUF DIE GESCHICHTE DES AUSGESTORBENEN VOLKES AUFMERKSAM ZU MACHEN. UNSER AUTOR WAR BEIM LETZTEN GRO- SSEN BERG DER MEHR- JÄHRIGEN EXPEDITION DABEI. Der Llullaillaco ist mit 6739 Metern der dritthöchste Vulkan der Erde. Auch ist er der höchste unvergletscherte Berg der Erde, was sicher daran liegt, dass er im trockensten Teil der Atacama-Wüste in Chile thront. Hunderte Kilometer entfernt von der nächsten Zivilisation, oft von tosenden Stürmen umtobt, nicht selten unter minus 30 Grad kalt. Klingt alles in allem doch nach einem spannenden Ziel zum Biken, dachte ich mir und hab Pato eine Zusage zu seiner Einladung gegeben. Pato, so die Kurzform von Patricio, hat ein interessantes Projekt ins Leben gerufen: „Guardian del Valle“. Er hat es sich zu Aufgabe gemacht, fünf heilige Berge der Inkas, eben die „Wächter des Tales“, mit dem Bike zu befahren. Alle Berge sind über 5000 Meter hoch, einige sogar über 6000. So auch das letzte Ziel seines Projektes, der Llullaillaco. Die Berge in meiner Umgebung daheim reichen nicht weit über 3000 Meter. Also musste ich andere Möglichkeiten zur Vorbereitung finden. Drei Wochen lang habe ich zu Hause mit einem Höhentrainingsgenerator gearbeitet. Tagsüber habe ich Einheiten auf meiner Rolle mit dem Bike und der Atemmaske absolviert, nachts in einem kleinen Zelt geschlafen. Kurz vor Abflug konnte ich damit auf einer Höhe von 5000 Meter ohne Probleme treten. Scheinbar gut vorbereitet, aber etwas nervös, was die völlig unbekannte TEXT: GERHARD CZERNER FOTOS: MARTIN BISSIG Mannschaft anging, stieg ich ins Flugzeug. Mit dabei war Martin Bissig, ein befreundeter Fotograf aus der Schweiz. Nach zwei Tagen der Akklimatisierung in den Bergen hinter Santiago ging es mit der ganzen Mannschaft im Auto in nördlicher Richtung hinaus in die Ata- cama-Wüste. Chile ist ein längliches Land mit etwa 4000 Kilometern Küstenlinie. An dieser fuhren wir zehn Stunden schnurgerade dahin. Gefühlt veränderte sich die Landschaft, wenn überhaupt, erst nach Hunderten von Kilometern. Linker Hand immer Küste. Rechter Hand immer Felsen, Steine und Sand. In der Nähe von Baja Englais dann endlich der Halt für die erste Übernachtung. Bei unserer Ankunft war es noch hell. Wir konnten es nicht erwarten, uns zu bewegen, und fuhren mit den Bikes ein paar epische Lines an der Pazifikküste und genossen den anschließenden Sonnenuntergang am Meer. Traumhaft! Nächster Tag, gleiches Streckenprofil. Die Zeit verstrich langsam. Gegen Abend erreichten wir endlich die Wüstenoase San Pedro de Atacama. Man sagt, hier gäbe es zwei Arten von Touristen. Die einen kämen wegen der atemberaubenden Natur. Die anderen wegen des berauschenden Kokains. Wir kamen, um uns weiter an die Höhe anzupassen und um die Natur zu genießen. Am dritten Tag verließen wir San Pedro in Richtung „Salar de Atacama“. Vor etwa 3500 Jahren war hier ein See. Heute besteht die 3000 km2 große Fläche aus einer harten, rauen, weißen Schicht Salz, verunreinigt mit Wüstensand. Darunter befindet sich eine lithiumhaltige Sole, darüber flimmert die Luft. Zufließendes Wasser tritt in Tümpeln hervor, die wichtige Biotope bilden. Größer als Fotos: Martin Bissig 102 SPORTaktiv

Epische Lines an der chilenischen Küste, Schwerarbeit beim Bergauftragen der Bikes und Abfahrten durch einsame, mondähnliche Geröllfelder. die natürlichen Wasserstellen sind die Solebecken der Lithiumindustrie. Dieser wertvolle Rohstoff ist wichtiger Bestandteil von Batterien und Akkus. Doch der Abbau des Rohstoffes bringt zahlreiche negative Folgen für die Umwelt und Bevölkerung vor Ort. Die Förderung der Lake aus dem Grundwasser führt dazu, dass der Grundwasserspiegel sinkt und nicht nur die Flussläufe, sondern auch Wiesen und Feuchtgebiete austrocknen. Weideland geht verloren und seltene Vogelarten SPORTaktiv 103

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