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SPORTaktiv Februar 2019

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Beim „Laufinterview“

Beim „Laufinterview“ mit Marathonprofi Valentin Pfeil vor einigen Monaten. Eindrucksvoll zu sehen: die große Bandbreite von Läufer bis Läufer. Lauf im Frühling, dazu ein „privater“ 15-Kilometer-Wald-und-Wiesen-Lauf quer durch die Provinz im Herbst – das war lange mein „Rennprogramm“. Am schönsten hab ich überhaupt meine Halbmarathon-Premiere in Erinnerung – und auch das hat mit einem gewissen Gefühl der Leichtigkeit zu tun. Und auch mit einer niedrigen Erwartungshaltung. In meiner Unerfahrenheit lief ich die erste Hälfte zurückhaltend in genau einer Stunde, und die zweite, weil ich mich so gut fühlte, in 49 Minuten. Der Applaus, den ich auf den letzten Kilometern bekam, war mir fast ein wenig peinlich, ich hatte auch im Finale noch genügend Energie, mich bei besonders freundlichen Anfeuernden meinerseits freundlich zu bedanken. Ein Missverständnis ist mir in dem Zusammenhang aber auch – am selben Ort, ein paar Jahre später – in Erinnerung. „Ein kräftiger Applaus für die beiden Herren“ schmetterte der Platzsprecher ins Mikrofon, während ich und der „Präsident“, also mein langjähriger Laufpartner, gerade die Ziellinie überquerten. Gemeint waren leider nicht wir, wie ich später auf „meinem“ zugeschickten Zielfoto erkennen musste: Darauf waren ein aus der Region stammender Minister und ein Staatssekretär verschwitzt im Laufdress zu sehen, dahinter ich, als zufällig ins Bild Gestolperter. Der Präsident war gleich überhaupt nicht drauf. Das Foto ist mir unlängst wieder einmal in die Hände gekommen. Ein per Post zugesandtes „Analogfoto“ – das waren Zeiten. Lässige Zeiten (vom Läuferischen her)! Trotz der formatfüllenden Präsenz der Herren Politiker am Bild ist zu erkennen, wie schlank ich war, und dass ich ungleich mehr nach Läufer aussah als heute. MIR GING ES UM DAS ERLEBNIS UND DAS GEFÜHL BEIM LAUFEN AN SICH. Endlose Entwicklungsmöglichkeit Vielleicht war es ein Fehler, dass ich damals, als ich so regelmäßig lief und jederzeit einen Halbmarathon laufen konnte, nicht nach einer weiteren Evolutionsstufe als Hobbyläufer gestrebt habe. Mir ging es ja nicht um Leistungssteigerung, sondern um das Erlebnis und das Gefühl beim Laufen an sich. Wenn man etwa mit Ultraläufern spricht (das mach ich derzeit öfters, weil sie erstens gute Typen sind und zweitens das Traillaufen auf langen Distanzen im Moment eine recht gefragte Geschichte ist), ist es schon faszinierend, zu hören, dass auch sie oft spät ins Laufen eingestiegen sind. Und zu Beginn nur wenige Kilometer zurücklegen konnten. Die Steigerungsmöglichkeit im Laufen ist ein Faszinosum. „Erst 2 Kilometer, irgendwann 200“, drückte es Josef Kladensky (siehe ab Seite 110) mir gegenüber unlängst aus. Seppi Kladensky: 70 Jahre, 93 Ultraläufe, 85 Marathons. Ich muss zugeben, dass es mich innerlich ein wenig unrund macht, wenn einer wie er mich fragt, ob ich „auch Läufer“ bin, und ich im Reflex „Ja“ sage. Weil es mir fast anmaßend vorkommt, mich auf die gleiche Stufe zu stellen. Auf und ab Aber Laufen ist eben Laufen. Als „Nichtläufer“ hätte ich mich selbst in den letzten 15 Jahren nur einmal eine Zeit lang definiert: Der Tiefpunkt war 2017. Als Erklärung möchte ich aber meine Kinder ins Treffen führen, die heute seit gut sieben bzw. vier Jahren auf der Welt sind und die Prioritätensetzung in meiner Freizeit verändert haben. Meine Laufrunden wurden seit 2011 kürzer und immer unregelmäßiger. Und meine Mitte wieder runder. Apropos: Mitte 2017 stellte ich plötzlich fest, dass ich auf keiner Laufrunde mehr ins Laufen kam. Kaum unterwegs, wünschte ich, schon wieder daheim zu sein. Das Laufen war mir wie eine Liebe geworden, an deren Hochgefühle man sich noch gut erinnern kann, die sich aber bei allem Bemühen nicht mehr herstellen lassen. Zum Glück hat der Körper ein „Gedächtnis“. Hört man zumindest immer wieder – und auch bei mir scheint das zu stimmen. Am Ende des Jahres hatte ich zum ersten Mal seit Jahren drei Wochen Urlaub. Ich stand morgens auf, quälte mich regelmäßig über die Runde – und schon beim vierten oder fünften Lauf 48 SPORTaktiv

war das schöne Gefühl wieder da. Zumindest in Ansätzen. Eins sein mit der Winterlandschaft. Ich lief bald wieder die früher üblichen 100 Minuten – zwar im Zeitlupentempo, wie auch die Punks im Stadtpark ätzten, als ich vorbeilief, aber immerhin. Auch ein Mikroabenteuer reicht Ob ich irgendwann, wie ich seit Ewigkeiten vorhabe, auch einmal gut vorbereitet einen ganzen Marathon laufe? Mag sein. Die große Laufwelt (Wüste etc.) wird’s wohl nicht mehr werden. Mir reicht aber auch ein „Mikroabenteuer“. Seit ich wieder zu (langsamen) Zwei-Stunden-Läufen fähig bin, versuchte ich einmal, laufend von der Stadt aus ein Naherholungsgebiet zu erreichen, zu dem wir sonst mit dem Auto fahren. Wenn ich nicht in einer Stunde dort bin, dreh ich einfach um, dachte ich. Mit 1:00 auf der Uhr stand ich am Ufer und schaute auf den See hinaus, dort, wo ich sonst mit Frau und Kindern Steine hüpfen lasse. Laufen ist so einfach. Und so schön! BERGLAUF MIT AUSBLICK Am letzten Juli-Wochenende geht der Schlickeralmlauf in Telfes im Tiroler Stubaital zum 31. Mal über die Bühne. 27./28. JULI. Berglauf von der feinen Sorte: Der Int. Schlickeralmlauf in Telfes in Stubaital führt am Sonntag, dem 28. Juli über 11,5 oder 7,5 km auf das Kreuzjoch hinauf. Der legendäre Blick auf die Kalkkögel ist bei beiden Strecken inklusive. Im Rahmen des Events werden auch die Tiroler Berglaufmeisterschaften ausgetragen werden. Beliebt ist der Lauf aber nicht nur bei der Elite, auch bei den Hobbyathleten. Dazu tragen die Kinderläufe und der 8 km lange Telfer Wiesen Run (beide schon am Samstag) bei. www.schlickeralmlauf.com RUN YOUR LOCAL MOUNTAIN On fordert Outdoorfans und urbane Abenteurer heraus, gemeinsam mit Läufern weltweit die Trails vor der eigenen Haustür zu entdecken. ANZEIGE / Foto: On Running On ist in den Schweizer Alpen geboren und in den Bergen zu Hause. Kein Wunder, dass 2019 die Trailkollektion ausgebaut wird und selbst Wanderschuhe von der Schweizer Firma auf den Markt kommen. Es geht um ein ganz neues Laufgefühl in den Bergen, um neue Erfahrungen und das Entdecken von abgelegenen Orten. Doch muss man zum Traillaufen in den Alpen wohnen? Ganz und gar nicht, sagt On, und fordert Läufer weltweit heraus, gemeinsam neue Höhen zu erreichen – weit über die Alpen hinaus! Alle, die am Wochenende vom 11. und 12. Mai 2019 mindestens 200 Höhenmeter überwinden und mithilfe von Strava aufzeichnen, machen mit bei der globalen „Run your Local Mountain“-Challenge und greifen mit On nach den Sternen! ALLE INFOS: www.on-running.com/ runyourlocalmountain SPORTaktiv 49

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