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SPORTaktiv Freerideguide 2019

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DREI GENERATIONEN ON

DREI GENERATIONEN ON BOARD KATHI MACHEINER UND LILO KREBERNIK ROCKEN MIT IHREN VIER KINDERN REGELMÄSSIG POWDER, PARK UND PISTE. DASS LILOS DAD MIT 77 JAHREN AUCH NOCH GERN SHREDDET, RUNDET DIE SNOWBOARDING- FAMILY-STORY SO RICHTIG AB. VON MARTIN OBERMAYR Der eineinhalbjährige Stani kennt gar keine Furcht, scheint es. Er rutscht am Skateboard hin und her, während er sich mit beiden Händen an seinem Papa Lilo festhält. Mit einem knappen „Hopp“, gibt Stani das Kommando zum Abflug. Mit voller Wucht springt er seinem Vater in die Arme, während das Board hinten wegfetzt. „Mit ihm ist es noch eine Spur wilder, als mit den anderen drei“, erklärt Lilo. „Weil er halt überall dabei ist und sieht, was die älteren Geschwister alles aufführen“, fügt Mama Kathi hinzu. Stani hat sich das Board längst wieder geschnappt. Nächste Runde. Staunen und Neid machen sich breit, wenn man die Energie und die grenzenlose Begeisterung des kleinen Stani sieht. Im Hintergrund fährt der Rest der Bande währenddessen ein Turnprogramm, das Helikopter-Eltern wohl endgültig in die Schnappatmung treiben würde. Ferry klettert mit seinen fünf Jahren eine sechs Meter hohe massive Stange hinauf, an der die Außenrollos befestigt sind. Fotos: Matthias Fritzenwallner (2), Lorenz Masser (2), Tom Kozissnik 40 SPORTaktiv

Die ganze Familie 2018 (v.l.n.r.): Opa Dieter, Onkel Mac, Wally, Mama Kathi, Hedi, Oma Ingeborg mit Baby Stani, Ferry und Papa Lilo. Seine beiden Schwestern (Hedi acht und Wally sieben) hanteln sich inzwischen an der Wohnzimmerdecke kopfüber mit allen vieren auf einem alten Eisentram dahin – rund drei Meter über dem Fußboden. Über einem Ohrensessel lassen sie zuerst geschickt die Beine nach unten und landen dann butterweich. Tata, willkommen im Zirkus Krebernik. Sicherheit geht vor – immer! Damit kein falscher Eindruck entsteht. Kathi und Lilo sind nicht nur sportlich tolerante und wenig furchtsame Eltern, sondern auch liebevolle und umsichtige. Gerade beim Snowboarden sind gewisse Dinge nicht verhandelbar, wie Kathi betont: „Wir werden mit Hedi und Wally heuer einen Lawinenkurs beim Alpenverein besuchen.“ Schon vergangenen Winter waren die beiden Kids stets mit LVS (Lawinen-Verschütteten-Suchgeräten) ausgestattet. „Wir sind zwar nicht in gefährlichem Gelände unterwegs, aber weil es manchmal so viel Schnee hatte, ist das einfach eine Sicherheitsmaßnahme. Außerdem sollen sie sich daran gewöhnen, dass ein LVS keine Wahlmöglichkeit ist, sondern ein Muss“, zeigt sich Lilo kompromisslos. „Und Helme sowie Rückenprotektoren gehören klarerweise ganz selbstverständlich zur Ausrüstung.“ Auch wenn das alles nach megaprofessionell und highly-equipped klingt, legen Kathi und Lilo ganz viel Wert auf einen spielerischen Zugang. „Wir betrachten das Ganze mehr als Ausflüge in die Natur mit dem Snowboard. Darum haben wir oft die Sandspielsachen dabei. Dann bauen wir uns an einem schönen Platz eine Schneeküche und machen ein Picknick.“ Prinzipiell läuft ein Snowboardtag bei den Kreberniks so ab: „Am Morgen fragen wir: ‚Wer geht heute mit snowboarden?‘ Und je nach Verfassung entscheiden sich ein, zwei oder drei Kinder dafür. Wir möchten, dass sie das von sich aus wollen, und sie nicht dazu zwingen. Aber wenn es Neuschnee gibt, wollen sie fast immer mit.“ Alles unter einem Hut Jetzt fragen sich sicher einige, wie sich das alles ausgeht, wenn die Kreberniks eigentlich im 14. Wiener Gemeindebezirk leben. Die Erklärung: Lilos Familie hat eine Ferienwohnung in Altenmarkt, wo sie im Winter so viel Zeit wie möglich verbringen. Dass dort mit Lilos Vater Dieter und Bruder Mac oft noch weitere passionierte Snowboard-Guides vor Ort sind, macht die Organisation um einiges leichter. Auch Lilos Mutter Inge war früher eine begeisterte Boarderin und passt heute auf die Kids im Tal auf, aber an Powdertagen schnallt auch sie noch hin und wieder ihr Board an. Ein weiterer Vorteil ist, dass Kathi und Lilo ihre Kinder zu Hause unterrichten – Stichwort „Homeschooling“. Dabei muss am Ende eines jeden Schuljahres eine offizielle Prüfung absolviert werden. Hedi hat bereits zwei Klassen abgeschlossen, Wally hat ihr erstes Examen im Sommer 2020. „Wir sind nicht gegen das Schulsystem, sondern wollen die Freiheit haben, gemeinsam viel zu reisen und Dinge zu unternehmen“, erklärt Kathi. Auch arbeitstechnisch sind Kathi und Lilo ziemlich ortsunabhängig. Unter dem Label „adhocrates“ leiten sie ein multidisziplinäres Designstudio: Illustration, Grafikdesign, Consulting, Workshops, Events. Zu ihren Kunden zählen neben vielen anderen etwa Red Bull, KTM, Blue Tomato oder FM4. Zudem sind beide auch in der Streetart-Szene wohlbekannt, zuletzt hat Lilo in Shanghai ein Skateboard-Art-Projekt für Vans umgesetzt. 50 Tage am Schnee Nimmt man all diese Parameter zusammen, ist es kein Wunder, dass Hedi (eher die Freeriderin) und Wally (mehr die Trickserin) in der vergangenen Saison um die 50 Schneetage schafften. „Aber genauso gibt es Tage, da packen wir alles zusammen und machen uns auf SPORTaktiv 41

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