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SPORTaktiv Juni 2019

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16 SPORTaktiv

DER ERFOLGSWAHN VERSAUT UNS TONI INNAUER HAT IMMER ETWAS ZU SAGEN. DER OLYMPIASIEGER UND SPORTPHILOSOPH MACHT SICH GEDANKEN ÜBER DEN ZUSTAND DES SPORTS UND DER GESELLSCHAFT, SIEHT IM DOPINGSKANDAL DAS POSITIVE UND HAT DIE WELT VOR SCHLIMMEREM BEWAHRT. VON KLAUS MOLIDOR UND CHRISTOPH HEIGL Fotos: Thomas Polzer (3), GEPA pictures err Innauer, was ist schwieriger: Singen oder Skispringen? Alles was man nicht als Kind gelernt hat, ist immer schwierig. Also singen. Aber wie man so schön sagt: Beides kann man nicht erzwingen, springen und singen. Sie singen und spielen ja selbst. Jaja, mehr spielen als singen zwar, aber ja. Meine Frau und ich machen jeden Sommer einen Workshop mit ein paar Freunden, wo wir spielen und singen. Das gemeinsame Singen ist was sehr, sehr Gesundes, wie man weiß. Emotional und auch körperlich. Sie haben sich mit Ex-Sportminister Strache getroffen. Ist die Initiative „Mach den ersten Schritt“ einfach ein Mäntelchen, das sich die Regierung umhängt, oder ist da Substanz dahinter, die etwas in Bewegung bringt? Also mich hat sie noch nicht erreicht. Man wird sehen. Ich weiß nicht, ob es nicht österreichgemäßere Testimonials gegeben hätte für so eine Initiative als Gernot Schweizer, den Fitnesstrainer von Marcel Hirscher. Den Felix Gottwald zum Beispiel oder Leute, die emotional näher beim Österreicher sind und vielleicht mehr bewegen könnten. Grundsätzlich ist das eine wichtige Geschichte, vor allem, was auch die Schulen betrifft. So wie wir aufgewachsen und motorisch sozialisiert worden sind, musste kein Lehrer nachschauen, ob wir genug Bewegung machen. Es war eher das Gegenteil das Problem, dass man nix anderes tun wollte. Heute musst du das oft wie etwas Verlorengegangenes den Kindern in der Schule beibringen, damit dieser Teil des genetischen Erbguts nicht komplett verschlampt und vernachlässigt wird. Wir leben in einer sitzenden Welt. Ist der Schaden denn noch umkehrbar? Du musst absolut dagegensteuern. Der Sog der Gesellschaft geht in die andere Richtung, dass Bewegung immer mehr wegfällt aus dem normalen Ablauf des Menschen und man immer mehr auch DER TRÄGER UNSERES ICHS, UNSERER IDENTITÄT IST JA DOCH DER KÖRPER, VIELE VERGESSEN DAS. in virtuellen Welten, natürlich sitzend, auch das Gefühl hat, man ist eh sehr beweglich und führt ein abenteuerliches Leben. Aber der Träger unseres Ichs, unserer Identität ist ja doch der Körper, viele vergessen das und es rächt sich im Lauf des Lebens in einer Gesellschaft, wenn man das vernachlässigt. Eine Zeit lang hat man gesagt, Sportstunden in der Schule kann man streichen, weil Kinder bewegen sich eh genug. Es gibt einen Zusammenhang von Bewegung mit der Durchblutung von Gehirnregionen, die zum Abspeichern von geistigen Inhalten wichtig sind. Wenn ich glaub, ich kann bei Bewegung sparen, damit ich besser lerne, schneide ich mir ins eigene Fleisch. Also ist es, wie Felix Gottwald gesagt hat, dass wir keine sportliche Gesellschaft sind? Ja, sicher. Es gibt interessante Statistiken aus dem Spitzensport. Der internationale Skiverband hat über Jahrzehnte in Garmisch Kinderveranstaltungen gemacht. Die sind nicht nur Ski gesprungen sondern haben auch sportmotorische Tests gemacht. Da hat sich vor zehn Jahren rausgestellt, dass Österreich und Slowenien Vorteile gegenüber Deutschland hatten, weil die Kinder noch natürlicher waren. Mittlerweile haben wir da SPORTaktiv 17

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