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SPORTaktiv Juni 2019

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ZWISCHEN GLASWAND UND

ZWISCHEN GLASWAND UND TARTANBAHN IMMER NUR HAUSRUNDE IST AUCH NICHTS. UM ABWECHSLUNG, TRAININGSREIZE UND URLAUB ZU VERBINDEN, HABEN WIR UNS IN ZWEI LAUFCAMPS BEGEBEN UND GESCHAUT: WAS GESCHIEHT DORT EIGENTLICH ALLES? ANTWORT: AUF ALLE FÄLLE MEHR ALS NUR EINEN FUSS VOR DEN ANDEREN ZU SETZEN. VON KLAUS MOLIDOR 50 SPORTaktiv

Fotos: Brooks Running/Getty Images, Hikimus/Achim Wippel, Bertram Taferner aufen allein ist zu wenig. Wissen wir ja eh. Allein – wir tun es nicht. Stabilitätstraining, Krafttraining, Balanceübung, Lauf-ABC, ja, was denn noch alles? Stattdessen: meistens Komfortzone. Black Hole nennen das Leistungsdiagnostiker gerne. Schwarzes Loch, weil du für eine ordentliche Grundlagenausdauereinheit zu schnell läufst und für echtes Tempotraining zu langsam. Wer also nicht nur aus Spaß an der Freude läuft und weil es ihm nachher besser geht als vorher, der muss die Komfortzone verlassen. Eine gute Möglichkeit dabei ist: sich bei einem Laufcamp rausstupsen lassen aus dem Schwarzen Loch. Trainieren mit Gleichgesinnten unter Anleitung, in einer anderen als der gewohnten Umgebung. Run, eat, sleep – repeat. Kann man machen. Haben wir gemacht. In zwei Varianten. Einer De-Luxe-Wochenend-Version an der portugiesischen Atlantikküste und in einer Trainingslagerversion mit neun Einheiten an der oberen Adriaküste. Der Portugal-Ausflug, den Schuhhersteller Brooks organisiert hat, nennt sich „Superhuman Academy“ und ist eine rundum perfekt inszenierte Veranstaltung. Klar, in der ersten Version sind nur Journalisten in den Genuss gekommen. Brooks möchte die Academy aber auch für Hobbyläufer veranstalten. Die Laufeinheiten sind beim Vorab-Test dabei gar nicht im Vordergrund gestanden, sondern das, was es eben sonst noch braucht: Balance, Stabilität, mentale Stärke. Mehr Raum hat da das Trainingslager in Porec, im kroatischen Teil der Halbinsel Istrien. Neun Trainingseinheiten haben die Campleiter Achim und Toni Wippel in der Karwoche organisiert. Die 120 Teilnehmer sind so bunt gemischt wie nur möglich. Von kompletten Laufeinsteigern über Genussläufer, ambitionierte Hobbyläufer bis zu hoffnungsvollen Nachwuchsathleten. Annähernd gleich viele Frauen wie Männer in allen Altersstufen sind vertreten. Beiden Camps gemein ist, dass es nicht nur um Kilometerfresserei geht. In Portugal stehen an den zwei Tagen drei Workshops auf dem Plan. Los geht es mit Balance. Die ist beim Laufen wichtig, um einseitige Belastungen und in der Folge Schmerzen zu vermeiden. Das Thema bringt uns ein norwegischer Hochseilartist näher. Eskil Ronningsbakken – das klingt nach einem direkten Nachfahren von Erik dem Wikinger, nach einem Mann wie ein Baum. Der Herr stützt sich schon einmal minutenlang auf einem Arm ab – ausgesetzt, Hunderte Meter über einem Fjord. Wo der Verlust der Balance mit dem Verlust des Lebens Hand in Hand gehen würde. Dafür spricht er sanft, während wir den Sitzgurt anlegen, und erklärt, wie wir hinter ihm über das Seil gehen sollen. „Atme tief und spann deine Mitte an.“ Die Hände auf seinen Schultern tasten wir uns vorwärts und tatsächlich schaffen alle die zehn Meter hinter Erik oder seiner Assistentin auf dem Seil. Perfekter Morgenlauf: rechts das Meer, links die Altstadt von Porec. Oben: Koordinationsübungen auf der Laufbahn. Weiter geht es mit der Kraft. Als „Superhumans“ machen wir da auch Planks. „Aber ohne Boden“, erklärt Grace Sellwood. Die Britin ist Vertical Dancerin, sprich, sie hängt beruflich am Seil und vollführt Akrobatik an so ungewöhnlichen Dingen wie Hauswänden. Eine solche gehen wir jetzt also hoch. Über ein Seil vom Hoteldach werden wir in fünf Meter Höhe gezogen. Dabei sollte man waagrecht und im 90-Grad-Winkel elegant von der Wand schreiten. Gelingt mäßig. Danach folgen Sit-ups, Crunches, Drehungen zur SPORTaktiv 51

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