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SPORTaktiv Juni 2020

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Wenn wir uns ehrlich

Wenn wir uns ehrlich sind, haben wir uns doch in den letzten Jahren schon nicht mehr mit Servas, Grüß Gott oder Habe d’Ehre begrüßt, sondern mit „keine Zeit“ und „hab an wahnsinnigen Stress“. Jetzt haben wir die Zeit und Ruhe bekommen. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will nicht nur sagen, wie toll jetzt alles ist. Es ist bedrückend und für die Wirtschaft und viele, viele Menschen sehr schlimm, ich kann „Krise als Chance nutzen“ schon nicht mehr hören. Aber man soll und darf eben nicht nur auf die Gefahren sehen, sondern auch auf Positives. Welche Lehren können wir für die Zukunft ziehen? Vieles ist infrage gestellt. Muss es sein, dass wir für eine zweistündige Besprechung eine halbe Weltreise antreten? Ist es erforderlich, dass wir den Polterabend in Stockholm verbringen? Kann man am Samstagvormittag nicht am Grazer Hauptplatz einkaufen, muss man dafür nach Madrid, Rom oder London fliegen? Das war doch alles maßlos übertrieben und das hat man jetzt erkannt. Vieles kann man über Telekommunikation machen, auch Rundfunk- und TV-Interviews (lacht). Es wird einen enormen Fortschritt im E-Learning geben. Und als Psychiater hoffe ich, dass Corona auch eine Wirkung auf die Innenseite hat, dass die Menschen wieder DIE ANGST SOLL KEIN REISSENDER WOLF SEIN, DER UNS DIE SEE- LE AUFFRISST, SON- DERN EIN WACHHUND, DER ANSCHLÄGT, WENN ES GEFÄHRLICH WIRD. empathischer werden, sich anhaltend mehr für den anderen interessieren, dauerhaft mehr Zuwendung und Zeit spenden. Wenn man nicht auch auf das Positive schaut, ist eine Krise immer zum Verzweifeln. Krise bedeutet im Altgriechischen ja so viel wie „Weggabelung“. Ich kann links oder rechts weitergehen. Die Folgen für die Zeit danach: Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger sagte, entweder kommen Misstrauen und Kontrollstaat als Devise oder im Kontrast der „radikal soziale Mensch“ mit seinen drei stärksten Werkzeugen Gemeinschaft, Kooperation und Kreativität. Was glauben Sie? Durch die modernen Kommunikationsformen ist bei uns vieles verloren gegangen, was face to face ablaufen sollte. Wenn man die Menschen jetzt fragt, was ihnen am meisten fehlt, sagen sie drei Dinge: das Umarmen von lieben Menschen, der Großeltern oder der Kinder. Das Miteinanderzusammensitzen und Biertrinken. Und als drittes, sich wieder frei bewegen und durchatmen zu können. Diese Urbedürfnisse sind sehr bewusst geworden. Der Mensch ist ein sehr soziales Wesen, ein emotional-empathisches Wesen und ein sehr naturverbundenes Wesen. Und der Kontrast? Das Misstrauen? Per App verordnete Kontrolle? Das hoffe ich nicht. Das Thema Datenschutz und Überwachungsstaat wird in Österreich immer schon sehr konträr diskutiert, da sind ausländische Staaten wie Deutschland oder die Schweiz pragmatischer und nicht so ängstlich. Vorsicht? Ja. Angst? Nein. Die Angst soll kein reißender Wolf sein, der uns die Seele auffrisst, sondern ein Wachhund, der anschlägt, wenn es gefährlich wird. Aber Misstrauen und Paranoia werden als Nebeneffekt unzweifelhaft größer, das ist klar. Wenn Frau Merkel sagt, man kann nicht genug konstruktive Opposition betreiben, geht das in die richtige Richtung. In China sind die Scheidungsraten in den Corona-Gebieten gestiegen. Überspitzt formuliert: Wird es in einem Jahr bei uns mehr Scheidungen geben oder mehr Babys? Oder beides? Beides. Das beobachten wir schon lange. Nirgends wird etwa so häufig der Entschluss zur Scheidung getroffen wie in Urlaubszeiten, wo man Zeit hat, Reibungsverluste stärker werden und Konflikte angesprochen werden. Optimismus oder Pessimismus? Was hält länger gesund? Mittelfristig und in den nächsten ein, zwei Jahren wird wohl viel Pessimismus regieren, weil die Kollateralschäden in der Wirtschaft groß sind. Und da neigen die Menschen stark zu Pessimismus. Aber wir haben in dieser Krise keine zerstörten Straßen und Brücken, die Infrastruktur ist intakt. Auf Dauer wird sich der Optimismus durch setzen. 16 SPORTaktiv

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