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SPORTaktiv April 2017

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OUTDOOR MIT DER

OUTDOOR MIT DER SICHERHEIT EINER LEGENDE LERNEN VON DEN BESTEN. Auf einer gemeinsamen Tour haben wir uns von Bergsteiger-Legende Peter Habeler Tipps für den Start der Wander- und Outdoorsaison geholt. Denn einer, der fast sieben Jahrzehnte Erfahrung im Bergsport hat, der muss es wissen, wie man auch als „Normalsterblicher“ sicher im alpinen Gelände unterwegs ist. Und wie man auch sicher wieder nach Hause kommt. Im Juli feiert Peter Habeler seinen 75er – und seit fast 70 Jahren ist der Tiroler regelmäßig in den Bergen unterwegs. In Österreich und auf der ganzen Welt; im Zillertal (seiner Heimat), in den Dolomiten, in der Eiger-Nordwand oder in den Rocky Mountains. Und natürlich: der Mount Everest ohne Sauerstoff, gemeinsam mit Reinhold Messner. Während heute aber viele seiner ehemaligen Kameraden nicht mehr fit für Fels und Gipfel sind, bewegt sich Habeler immer noch mit einer ungemeinen Leichtigkeit im alpinen Gelände. SPORT aktiv durfte sich bei einer gemeinsamen Skitour über Galtür (die Story dazu folgt im Skitourenguide 2017/18 im Oktober – und ein Vorgeschmack steht schon online auf www.sportaktiv.com) selbst von der Fitness Habelers überzeugen. Für eine jahreszeitlich passende Story zum Start der Bergsaison haben wir Peter Habeler, der auch als Bergsicherheits-Experte für das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) tätig ist, dabei um seine wichtigsten Sicherheits-Tipps für unsere Leser gebeten. Und das hat er auf der Tour gern gemacht – und uns die folgenden Ratschläge und Gedanken mit auf den Weg gegeben. SICH SELBST RICHTIG EINSCHÄTZEN „Wichtig ist zunächst der gesunde Menschenverstand“, sagt Habeler. „Du kannst zum Beispiel nicht den ganzen Winter über nichts tun, und dann am Wochenende hier herauf gehen.“ „Hier herauf“, das ist die Jamtalhütte oberhalb von Galtür in Tirol auf knapp 2.200 Metern Seehöhe. Habeler steht vor der Hütte und erklärt das Bergpanorama. Dreiländerspitze, Jamspitze, Rußkopf. Hinter den Gipfeln liegt im Süden die Schweiz, im Westen Vorarlberg. Wind umtost die schroffen Felsen. „Die Sicherheit beginnt also Die Bergsteiger-Legende PETER HABELER (74) erlangte – gemeinsam mit Reinhold Messner – durch die Erstbesteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff 1978 Weltruhm. Dem Zillertaler gelangen weitere Erstbegehungen in den Rocky Mountains oder mit Reinhold Messner die Durchsteigung der Eiger-Nordwand in neun Stunden – damals ein Rekord. Habeler klettert immer noch viel, Ende März war er etwa mit David Lama in der Eiger-Nordwand. Er geht im Winter unzählige Skitouren und im Sommer Bergtouren und ist unter anderem als Bergsicherheits-Experte für das Kuratorium für Verkehrssicherheit tätig. schon bei der Selbsteinschätzung“, sagt Habeler. „Wie fit bin ich, was hab ich den Winter über getan.“ Allgemeingültige Regel für die Länge der ersten Tour nach dem Winter gibt es naturgemäß keine. „Mancher geht sechs, sieben Stunden ohne Probleme, einem anderen sind schon zwei Stunden zu viel.“ Also: Eitelkeit ausschalten, mit kleineren Touren beginnen und Schritt für Schritt steigern. PLANUNG UND AUSRÜSTUNG Weiter geht es mit der Tourenplanung. Alle verfügbaren Informationen zur Tour werden im Vorfeld eingeholt – Länge, Höhenmeter, Schlüsselstellen. Fragen gecheckt wie: Haben unterwegs schon Hütten offen, die im Notfall Unterstand oder eine Stärkung bieten? „Ganz wichtig: Ich muss mich informieren, wie das Wetter ist. Und wie die lokalen Verhältnisse sind: Gerade im Frühjahr kann es sein, dass dort, wo ich hinauf gehen will, noch Schnee liegt.“ An all das müsse man dann die Ausrüstung anpassen. „Ich empfehle immer einen hohen Schuh, schon wegen der Trittsicherheit.“ Und in den Rucksack gehören neben der Jause und Getränken Wechselkleidung, Haube, Handschuhe, Wetterschutz. „Und gar nicht blöd ist auch ein Schirm.“ Wie bitte? Der Hochalpinist, der Stürme im Himalaya und Karakorum unter einer dünnen Zeltplane ausgesessen hat, der im legendären Todesbiwak in der Eiger-Nordwand im Hocken übernachtet hat, empfiehlt das FOTOS: Kuratorium für Verkehrssicherhiet, Privat TEXT: Klaus Molidor 96 SPORTaktiv

„Am Gefährlichsten sind Routinefehler. Du musst immer und zu jeder Zeit konzentriert bleiben, auch im leichten Gelände.“ PETER HABELER Nr. 2; April / Mai 2017 97

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