Aufrufe
vor 5 Jahren

SPORTaktiv Oktober 2018

  • Text
  • Sportaktiv
  • Oktober
  • Magazin
  • Biken
  • Outdoor
  • Fitness
  • Laufen
  • Triathlon
  • Regeneration
  • Herbst

neue Generation an

neue Generation an Bikern will Flow und Spaß, die Kinder von heute wachsen mit Pumptrack und Flowtrails auf. Ein heißes Thema: Plädierst du für eine generelle Öffnung der Forststraßen für Mountainbiker? Eine so brachiale Änderung eines alten Systems wird nicht funktionieren. Es braucht Geduld und positive Lösungen. Vielleicht dauert es noch 5 bis 10 Jahre. Und es braucht auch mehr Verantwortungsbewusstsein der Biker. Sie dürfen nicht hochmütig sein. In Deutschland schon eine brisante Diskussion: Der Profisport der Biker wackelt, weil die Industrie lieber Geld in Influencer und Youtube steckt als in Profiteams. Ja, und die Leistungssportler sind die klassischen Opfer der Digitalisierung. Die Top-10 verdienen noch super, aber dahinter? Mit Rang 30 in der Weltelite bist du uninteressant, da investiert ein Hersteller eher in einen Youtuber, der seine Zielgruppe zu 100 Prozent erreicht. Brutal. Ist also Österreichs Mountainbike-Youtuber Fabio Wibmer eine Konkurrenz für Sportprofis? Ja klar. Aber er bringt auch extrem viele Kids zum Biken, das kann man nicht hoch genug einschätzen. Fabio macht extrem gute Arbeit und er versteht Social Media. Mit 1,7 Millionen Abonnenten auf Youtube ist er ein Popstar. Das muss man neidlos anerkennen. Für den Leistungssport tut es mir leid, weil das eine Familie ist, wo Freundschaften entstehen und man viel fürs Leben lernt. Bei Siegen und Niederlagen. Lernt man das bei Social Media auch? Heute will jeder ein Youtube-Star sein. Mich hat das früher extrem motiviert, wenn ein Bild von mir in der Tages- oder Lokalzeitung war. Das interessiert die Jungen nicht, die rennen um Likes und Follower. Wie gehst du persönlich damit um? Klar verwende ich es auch. Es ist eine Chance, mich zu präsentieren und die DER SCHLADMINGER MARKUS PEKOLL (30) FUHR VON 2007 BIS 2017 IM DOWNHILL-WELTCUP. DER MOUNTAINBIKER WAR ÜBER JAHRE DER BESTE DOWNHILLER DES DEUTSCHSPRACHIGEN RAUMS. FÜNF MAL WAR ER IN DEN TOP-10 BEI WELTCUPRENNEN, SECHS MAL STAATSMEISTER, EUROPACUP-GE- SAMTSIEGER UND EUROPAMEISTER. IM VORJAHR WURDE ER VATER UND BEENDETE SEINE KARRIERE. JETZT IST ER SELBSTSTÄNDIG ALS TV-KOM- MENTATOR, TRAINER UND BERATER IN SACHEN MOUNTAINBIKE. Leute zu informieren, quasi meine Visitenkarte. (Anm.: Ein Selfie von uns steht wenig später auf Instagram). Nur ist es sehr zeitintensiv und man muss Prioritäten setz en. Wenn ein verletzter Biker schon aus dem Spital das Bild postet mit #backonthebikesoon, dann platzt mir der Kragen! Weg mit dem Ding, verstehe die Verletzung als Warnung, mach Pause. Da bin ich streng. Was kann ein normaler Mountainbiker von dir lernen? Was hat dich über Jahre so unglaublich konstant gemacht? Ich war ehrgeizig. Habe ich als Bub gegen den Papa beim Fußball verloren, habe ich geweint, bis mir die Luft wegblieb. Dann war ich Turner und Skifahrer, hatte eine gute körperliche Ausbildung und eine glückliches Familienleben, wo ich gefördert wurde. Dann kamen Training, Hingabe, Lernbereitschaft, technisches Verständnis, Dankbarkeit, ständige körperliche und mentale Weiterentwicklung, gute Ernährung, in Folge all dessen wenig Verletzungen – ich habe in zehn Jahren nur ein Rennen verpasst. Eine Karriere ist ein Zusammenspiel aus vielen Komponenten. Die Jungen kommen heute leichter zu Informationen. Du bekommst alle fünf Minuten ein neues Fahrtechnik-Video aufs Handy. Vor 15 Jahren haben wir immer ein Jahr warten müssen, bis wieder die krassesten Filme auf DVD im Handel waren ... Du bist auch beim Radsport-Verband, in der Rennszene und im Hinblick auf die Heim-WM in Leogang 2020 involviert. Eine Heim-WM kann einen großen Impuls geben. Ich war 2012 bei der letzten WM in Leogang Neunter. Ein Wahnsinn, wie laut es war, als ich in den Wald hineingestochen bin. So viele Leute! Von diesem Erlebnis habe ich lange gezehrt. Und Österreich hat wieder heiße Eisen im Feuer. Zwei Junioren-Weltmeisterinnen, Vali Höll und Laura Stigger, zwei junge Mädels, die auch mit Social Media umgehen können. Für den ganzen Sport ein Glücksfall und vielleicht bald solche Figuren wie sie die Snowboarder mit Anna Gasser haben. Jeder Sport braucht Idole und Österreichs Mountain bike- Fans hatten das bis dato nicht. Fotos: Armin Walcher, Nathan Hughes 76 SPORTaktiv

BIST DU NICHT GANZ DICHT? IN DEN MEISTEN MOUNTAINBIKE-REIFEN IST KEIN LUFTSCHLAUCH MEHR, SONDERN EINE DICHTMILCH. TECHNIKSERIE, PART V: DER TUBELESS-REIFEN. VON CHRISTOPH HEIGL B iker, die ihre Reifen schütteln, oder Sätze sagen wie „Ich glaube, meine Milch ist ausgetrocknet“ haben keinen Sonnenstich oder Unterzucker, keine Sorge. Sie haben Milch im Reifen. Aber der Reihe nach: Es war einmal vor langer Zeit, da befand sich in jedem Radreifen („Mantel“ hat man da noch gesagt) ein dünner schwarzer Schlauch aus Gummi, später Butyl, dessen Erfindung um 1890 sich die Herren Dunlop und Michelin auf die Fahnen heften. Der Schlauch hielt die Luft, aber er war sehr defektanfällig. Jeder kennt den „Patschen“ bei einem Durchstich durch einen spitzen Gegenstand. Bei Mountainbikern litt man zudem am „Snakebite“, wenn der Reifen den Schlauch gequetscht hat und zwei schlangenbissähnliche Löcher hinterließ. Pffffffff, die Luft war weg. Bei Tubeless (wörtlich „schlauchlos“) kann das nicht passieren, es ist gar kein Schlauch mehr drinnen. Die Reifen kommen im Regelfall schon „Tubeless-Ready“ aufs Rad, das Etikett oder andere Kürzel weisen darauf hin. Auf speziellen Tubeless-Felgen sitzt der Rei- fen völlig abgedichtet, drinnen schwappen rund 60 ml Dichtmilch. Das Spezialventil sitzt in der Felge. Die Milch bringt’s: Bekommt der Reifen einen Durchstich strömt mit der Luft auch die Dichtmilch, zum Loch. Die Milch, in Wirklichkeit von allen Herstellern verwendete Latex-Flüssigkeit (mit Mikropartikeln, Ammoniak und Glycol), verschließt das Loch, und nach wenigen Sekunden hat es sich quasi selbst verklebt und man kann weiterfahren. Oft geschieht das, ohne dass man den Defekt überhaupt merkt. Magic! Nur für größere Löcher ab etwa 5 bis 7 mm braucht es doch den Old-School-Notfall-Ersatzschlauch. Ja, die Erstmontage kann ein wenig nerven, weil nicht alle Reifen und Felgen gleich gut miteinander harmonieren. Aber wenn alles perfekt sitzt, sinkt die „Patschengefahr“ erheblich. Ohne Schlauch kommen übrigens auch unsere Autoreifen seit Jahrzehnten aus, nur bei Rennrädern und E-Bikes hat sich Tubeless noch nicht durchgesetzt. TIPP: Alle drei bis vier Monate sollte man nachschauen, ob die Milch schon ausgetrocknet ist. Dann einfach wieder nachfüllen. Foto: Thomas Polzer SPORTaktiv 77

Magazin // E-Paper