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SPORTaktiv Oktober 2020

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Kommen die vier Ruder in

Kommen die vier Ruder in Einklang, geht es mächtig schnell dahin. ir sitzen alle in einem Boot!“ Als Allerweltsphrase leicht dahergesagt, aber was bedeutet es wirklich? Das erfährt man, wenn man sich mit einem Profi wie Bernhard Sieber aufs Wasser begibt. Genauer gesagt: sich mit ihm auf der Neuen Donau einen Leichtgewichts-Doppelzweier teilt. Und hier zahlt es sich schon aus, den Auskenner ins Boot geholt zu haben, denn: „Beim Leichtgewicht dürfen die Ruderer im Schnitt nur 70 Kilo wiegen. Und Doppelzweier bedeutet, dass jeder zwei Ruder bedient und nicht mit beiden Händen eines, wie du es von den römischen Galeeren kennst.“ Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sind wir an Punkt eins grandios gescheitert, aber es geht ja auch nicht um ein Weltmeisterschaftsrennen. Bei Zweiterem besteht zu diesem Zeitpunkt zumindest noch die Hoffnung, es einigermaßen unfallfrei hinzubekommen. Doch bevor sich Bernhard mit mir aufs Wasser traut, möchte er mir auf dem Ruder-Ergometer ein paar Basics mitgeben. Schließlich gilt diese Sportart als eine der komplexesten der Welt, bei der sich Wissenschafter wie Philosophen um die am meisten Erfolg versprechende Geheimrezeptur streiten. „Muss ja nicht sein, dass wir mit unseren Rudern auf dem Wasser zusammenstoßen und der prinzipielle Ablauf ist da wie dort der gleiche.“ Also lege ich auf dem Trockenen los. Und merke schnell, dass man auch bei simpel wirkenden Abläufen eine Menge falsch machen kann, wenn man keinen Experten an seiner Seite hat. Bernhards Credo: „Rudern ist eine Mischung aus Spannung und Entspannung.“ Bedeutet: Ist man gerade dabei zu ziehen, sind mehr als 80 Prozent aller Muskelgruppen im Körper angespannt. Rutscht man aber auf dem Rollsitz wieder nach vorne, gilt es, möglichst jede Anspannung aus dem Körper rauszulassen. Bereits an dieser Stelle ist es sinnvoll, mit einem der großen Irrtümer aufzuräumen, mit dem Ruderer immer wieder konfrontiert AUF DER SUCHE NACH DEM FLOW RUDERN GILT ALS EINE DER KOMPLEXESTEN SPORTARTEN ÜBERHAUPT. WENN MAN ALLERDINGS EINEN PROFI WIE BERNHARD SIEBER AN SEINER SEITE HAT, WIRD DARAUS SCHNELL EIN HIGHSPEED-VERGNÜGEN, BEI DEM MAN ALLE GEDANKEN ÜBER BORD WERFEN KANN. UND AUCH SOLLTE. TEXT: MARKUS GEISLER FOTOS: GEPA PICTURES 168 SPORTaktiv

sind. Denn es ist eine optische Täuschung zu glauben, dass die meiste Kraft dabei aus den Armen kommt. „80 Prozent erledigen die Beine“, erklärt Bernhard. Und verweist auf die Reihenfolge, mit der man so einen Ruderzug angeht. „Du schiebst dich erst nur mit den Beinen weg, dann kommt der Oberkörper, bei dem Becken und Schultern auf einer Linie sein sollten. Und erst ganz am Schluss kommen die Arme. Bei der Entspannungs-Phase ist es dann genau umgekehrt.“ IST MAN GERADE DABEI ZU ZIEHEN, SIND MEHR ALS 80 PROZENT ALLER MUSKEL- GRUPPEN IM KÖRPER ANGESPANNT Aye, aye, Sir! Doch nun wird es wirklich langsam Zeit, aufs Wasser zu gehen, schließlich nähern wir uns langsam aber sicher der Mittagshitze. Doch vorher muss das 27 Kilogramm schwere und erstaunlich schmale Boot aus dem Schuppen zum Fluss getragen werden. Ohne Fleiß, kein Schweiß geht mir in diesem Moment durch den Kopf. Am Ufer angekommen, erklärt mir Bernhard, wie die Skulls, wie die Ruder im Fachjargon heißen, am Boot festgemacht werden. Und vor allem, SPORTaktiv 169

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