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SPORTaktiv Oktober 2020

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DEIN FREUND UND BIKER

DEIN FREUND UND BIKER Graz, Innenstadt, es wurlt in den Gassen. „Darf ich bitte ein Foto von Ihnen machen?“ Die Anfrage überrascht und kommt seitlich aus einem kleinen Geschäftslokal, wo der Inhaber gerade sein Handy zückt. Objekt der Begierde: zwei Radfahrer in Polizeiuniform. Die nehmen das gelassen, scheinen es fast gewöhnt zu sein und lächeln freundlich. „Wissen’s, mein Sohn macht auch grad die Ausbildung“, sagt der Geschäftsmann mit sichtbarem Stolz und drückt ab. Polizisten als Fotomotive? Wo gibt’s denn so was? Nicht nur in Wien, wo vor Jahren der Pilotversuch startete, Innsbruck und Linz, auch in Graz gibt es seit ein paar Jahren über die Sommermonate Polizeibeamte, die auf Rädern ihren Dienst verrichten. Und damit nicht gleich das Bild von bikenden Hilfssheriffs auftaucht – sie sind natürlich „echte“ Polizisten. Das sorgt mitunter für ungläubige Blicke, wie eine der Beamtinnen, Inspektorin Johanna Paar, erzählt. „Es kommt immer wieder vor, dass jemand fragt, ob ich eine echte Polizistin bin“, schmunzelt sie. Dann wird das Auge des Gesetzes aber nicht streng und verweist knorrig auf die echte Pistole im Gurt, auf die echten Handschellen, auf Funk, Taschenlampe und die schusssichere Weste, die auch am Rad getragen wird. Nein, dann gibt’s eine freundliche Antwort oder ein gnädiges Nicken. PEDALE, PISTOLE, PFEFFERSPRAY. VON EINER ECHTEN VERBRECHER- JAGD UND NÄCHTLICHEN EINSÄT- ZEN GEGEN BOBBYCARFAHRER. EIN TAG AM RAD MIT DER GRAZER FAHRRADPOLIZEI. TEXT: CHRISTOPH HEIGL FOTOS: THOMAS POLZER Und das scheint das Erfolgsrezept der Aktion zu sein. „Auf Augenhöhe“ ist das Zauberwort, das bei der Polizeiarbeit am Zweirad oft fällt. Speziell Radfahrer lassen sich von Polizisten, die selbst am Rad sitzen und sportlich lässige Dienstkleidung samt Radbrille und schnittigem Bike-Helm tragen, offenbar leichter belehren als von Beamten, die sich aus dem Polizeiwagen schälen und zur Amtshandlung schreiten. Auch Fußgänger, Mopedfahrer und Autolenker sind bei der Begegnung mit den Fahrradpolizisten merklich freundlicher und einsichtiger. „Die Kommunikation ist wesentlich einfacher, das merken wir ganz klar“, sagt Gruppeninspektor Andreas Marousek, der längstdienende Grazer Fahrradpolizist. Das Aufgabenfeld ist groß und geht weit über Radwege hinaus. Im Rahmen der „Sommeroffen- Bikepolizei im Park: Johanna Paar und Andreas Marousek. 66 SPORTaktiv

sive 2020“ waren die neun Grazer Fahrradpolizisten laut Dienstbeschreibung „für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit an sicherheitspolizeilich neuralgischen Örtlichkeiten“ genauso zuständig wie für klassische Aufgaben bei Verkehrsschwerpunkten oder der Kriminalitätsbekämpfung bei Taschendiebstahl, der Suchtmittel- und Beschaffungskriminalität. „Für die Fahrradpolizei ist Graz der ideale Einsatzort, vor allem die engen Gassen der Innenstadt“, sagt Marousek. „Da bist mit dem Rad Weltmeister, da hat kein Polizeiauto eine Chance.“ Wenn über Funk eine Meldung kommt und die Radpolizisten dem Unfall- oder Tatort am nächsten sind, radeln sie hin. Kürzlich waren es Beamte der Fahrradpolizei, die nach einer aufsehenerregenden Anschlagserie in Graz mit der Hilfe SPORTaktiv 67

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