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SPORTaktiv Oktober 2020

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KONFLIKTZONE WALD Fotos:

KONFLIKTZONE WALD Fotos: iStock, Andreas Wernik, Do-Biker, KFV 72 SPORTaktiv

E-BIKES, TRAILBOOM, WALDWIRTSCHAFT. DER DRUCK AUF DIE NATUR WIRD VON ALLEN SEITEN GRÖSSER, DAS CORONA- JAHR VERSTÄRKT DAS. DIE LAGE IST KOMPLEX UND VERWORREN. SPORTAKTIV VERSUCHT, MIT DREI EXPERTEN LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN ZU SKIZZIEREN. PROTOKOLL: CHRISTOPH HEIGL Die Situation ist leider höchst komplex, einfache Antworten liegen nicht auf der Hand. Die Natur im Großen und die Wälder im Speziellen müssen viel aushalten: die vielen Naturnutzer, die Realität als Arbeitsplatz für Wald-, Forstwirtschaft und Jägerschaft, als Refugium für Tiere und Pflanzen, als Spiel- und Sportplatz und natürlich als rechtmäßiges Eigentum von Grundbesitzern. Österreichs großer Mountainbike-Kongress in Saalbach widmete sich Anfang Oktober in aller Breite dem Thema (Anm.: neue Erkenntnisse daraus ausführlich in unserer Dezember-Ausgabe) und auch wir schauen hin auf die Konfliktzone Wald. Dazu haben wir drei Experten mit reichlich Praxiserfahrung um ihre Sicht der Dinge gebeten. ANDREAS WERNIK Der Salzburger ist seit mehr als 30 Jahren begeisterter Mountainbiker, Jagdschutzorgan der Salzburger Jägerschaft und Mitgründer des ambi, des Austrian Mountainbike Institute. Für ihn alles kein Widerspruch. Schon vor Corona gab es eine spürbare Steigerung der Naturnutzung durch Wanderer und Biker. Durch die Pandemie und den Lockdown hat sich das vervielfacht. Der Megatrend E- Bike verstärkt das enorm. Die Tourismus-Branche wittert zurecht ein gutes Geschäft und immer mehr Konflikte der unterschiedlichen Naturnutzer entstehen. Windbrüche, anhaltende Trockenheit und der damit einhergehende Schädlingsbefall setzen dem Wald und der Holzwirtschaft zusätzlich stark zu. Fehlende Abnehmer durch Corona-Lockdown, dadurch Überschuss an Holz, verfallende Holzpreise und wirtschaftliche Stagnation bei den Waldbesitzern sind die Folgen. Erschwerend wirkt auch in den urbanen Gegenden das nicht vorhandene oder viel zu geringe Angebot an attraktiven Bike-Strecken und eine undurchsichtige gesetzliche Lage. Oft kommt noch eine Mischung aus Unwissenheit, Ignoranz und Egoismus ins Spiel. Kein Wunder, wenn bei diesen Zutaten der Kochtopf kurz vorm Übergehen ist! Was kann man also tun? Unwissenheit kann man nur mit Information und Aufklärung über die Tätigkeiten und Pflichten des jeweils anderen – vor allem von Waldeigentümern und der Jägerschaft – eliminieren. Besonders über das ewige Thema „Haftung“ müssen die Waldbewirtschafter und Landwirte immer wieder aufgeklärt und ihnen unnötige Ängste genommen werden. Kurzfristig müssen Lenkungsmaßnahmen kommen, dies kann räumlich und/oder zeitlich passieren, z.B. eine Mischung aus getrennten Wegen und Trails für Wanderer und Biker und so genannten „Shared Trails“, mit Hinweisen auf Rücksichtnahme und Respekt. Verbote bringen wenig, schließen immer jemanden aus und helfen meistens niemandem. Mittelfristig müssen mehr legalisierte und vor allem attraktive Strecken für Biker geschaffen werden. Forststraßen können maximal als Zufahrts- und Verbindungswege zu Singletrails oder zu Hütten verstanden werden. Tourismusverbände müssen stärker einbezogen werden in der Planung und Freigabe von legalen Bike-Strecken. Langfristig wäre ein möglicher Ansatz die neue Novelle des Forstgesetzes, die heuer zur Begutachtung vorliegt. Darin könnte ein zukünftiges, mögliches Befahren von Wegen und Forststraßen mit Fahrrädern implementiert werden. SPORTaktiv 73

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