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SPORTaktiv Outdoorguide 2016

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PERSONALITY ARBEITSPLATZ

PERSONALITY ARBEITSPLATZ BERG IHRE HAUPTAUFGABE IST ES, Bergsportlern eindrucksvolle Erlebnisse zu ermöglichen und ihre Gruppen wieder gesund ins Tal zurück bringen. Doch zum Beruf des staatlich geprüften Bergführers gehört neben dem Wissen um Gelände, Technik und Material vor allem Menschenkenntnis und Einschätzungsvermögen. Denn bei aller Schönheit: Es gilt am Arbeitsplatz Berg auch stets Aufmerksamkeit zu bewahren. INTERVIEWS: Christoph Lamprecht THOMAS LIPPITSCH, ALPINSCHULE „HIGHLIFE“, KLAGENFURT (K) Thomas, was macht eigentlich für dich die Faszination am Bergsport aus? Neues zu entdecken und zu erforschen bildet für mich die Hauptmotivation, um in die Berge zu ziehen. Neben der körperlichen Herausforderung ist es vor allem das Erlebnis, das Abenteuer, mit dem immer eine persönliche, geistige wie körperliche Weiterentwicklung einhergeht. Seit ich mit 2 Jahren das erste Mal auf Ski gestanden bin, ist die Liebe zum Bergsport ein fixer Bestandteil meines Lebens. Darum hast du dir auch den Beruf des Bergführers ausgesucht? Die Idee hat sich eigentlich erst während meines Psychologie-Studiums entwickelt. Weil ich ohnehin einen Großteil meiner Zeit kletternd oder auf Tourenski verbracht habe, war es naheliegend, meine Liebe für den Bergsport auch professionell auszuleben. Ein wesentlicher Antrieb war aber auch der sportliche Aspekt dahinter. Die Aufnahmeprüfung zur Bergführerausbildung ist sehr anspruchsvoll, die Ausbildung selbst dauert zwei Jahre und erfordert, dass man sich in praktisch allen Bergsportdisziplinen ständig auf hohem Niveau hält. Zur anderen Seite: Für wen macht es Sinn, einen Bergführer zu buchen? Was uns von ambitionierten Hobbyalpinisten oder Instruktoren unterscheidet, ist die umfangreiche Ausbildung, in der Führungs-, Sicherungsund Bergrettungstechniken erlernt werden. Generell sollte man nicht zögern, sich an einen Bergführer zu wenden, wenn man sich nicht sicher ist, ob man die geplante Tour ohne Unterstützung schaffen kann. Mit einem durchschnittlichen Tagessatz von 310 Euro ist die Entlohnung in Relation zu Ausbildung, Verantwortung und Anstrengung vergleichsweise gering, der Vorteil in puncto Sicherheit für den Kunden dafür riesig. Gerade im Skitourenbereich haben österreichische Bergführer eine der besten Ausbildungen weltweit und sind daher stets auch international gefragte Spezialisten auf diesem Gebiet. Was sind deine Hauptaufgaben, wenn du am Berg mit einer Gruppe unterwegs bist? Die Anforderungen variieren je nach Disziplin, Location und Gruppe. Als kleinster gemeinsamer Nenner bleibt die Hauptaufgabe, alle Teilnehmer wieder unversehrt von der Tour zurückzubringen. Ein guter Bergführer muss daher immer alle möglichen Gefahren vorhersehen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen setzen. Um Tourenziele sicher und stressfrei zu erreichen, ist eine gute Taktik notwendig, die gewissenhafte Planung voraussetzt. Eine weitere Aufgabe ist die Führung im gruppendynamischen Sinn. Das bedeutet, dass FOTOS: high life Alpinschule 42 SPORTaktiv-BIKEGUIDE 2016

Anweisungen so kommuniziert werden müssen, dass sie von der Gruppe auch befolgt werden können und das Gesamterlebnis für alle stimmt. Stichwort Gesamterlebnis: Wie würdest du den für dich optimalen Ablauf einer Tour beschreiben? Das lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Bergsportdisziplinen und verschiedenen Geländemerkmale nur schwer konkretisieren. Mich freut es eigentlich immer, wenn ich besondere Erlebnisse und Eindrücke mit netten Menschen teilen kann. Bewegende Momente zu ermöglichen, die auch erfahrene Alpinisten emotional berühren und auf ewig in Erinnerung bleiben, macht für mich den besonderen Reiz meiner Bergführerarbeit aus. Bist du auch in deiner Freizeit ständig im Gelände – oder froh, wenn du eine Zeit lang keinen Berg sehen musst? Der persönliche Antrieb ändert sich natürlich mit der Zeit. Da ich beruflich stets unterwegs bin, muss ich privat nicht um jeden Preis ins Gebirge stürmen, sondern warte lieber optimale Bedingungen ab. Schlechtwettertage bereiten mir keine Kopfschmerzen mehr, die nutze ich, um aufgeschobene Büroarbeit zu erledigen. Generell macht es aber schon einen immensen Unterschied, ob man privat oder als Bergführer unterwegs ist. Als Einzelperson bestimme ich allein, wann, wohin und wie schnell ich gehe. Als Bergführer trage ich logischerweise ungleich mehr Verantwortung und muss im Sinne meiner Kunden Entscheidungen treffen, die weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen können. Hast du ein persönliches Saison-Highlight, auf das du dich besonders freust, oder Lieblingsorte, an die du immer wieder gerne zurückkehrst? Wie eigentlich jedes Jahr freue ich mich schon jetzt auf den Winter, auch wenn es viele nicht verstehen können. Die ersten Skitouren im Dezember sind für mich immer etwas ganz Besonderes. Mein privater Höhepunkt der Tourensaison sind Reisen nach Norwegen und Island. Auf der Halbinsel Lyngen im Norden Norwegens und der isländischen Trollhalbinsel findet man perfekte Skiberge, die in Kombination mit Fjorden und Polarmeer eine unschlagbare Mischung bilden. Für eindrucksvolle Naturerlebnisse muss man aber nicht zwingendermaßen so weit reisen. Die Julischen Alpen sind eine wenig frequentierte und wilde Gegend mit schroffen Felsen und ein ganz besonderer Ort für mich. Hier habe ich auch meine ersten alpinen Klettertouren bestritten – größtenteils autodidaktisch und dementsprechend draufgängerisch. Heute würde ich ein solches Vorhaben niemandem empfehlen – damals waren wir uns des Risikos halt nicht bewusst. KONTAKT THOMAS LIPPITSCH: WEB: highlife.co.at 43

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