HOCHTOUREN Auf Gletschern gilt: unbedingt anseilen. Ideale Gruppengröße: Drei oder mehr Bergsteiger. gern, auch weil die Orientierung viel schwieriger ist“, warnt Edlinger. Blitzschlag und nasser Felsuntergrund sind die unmittelbaren Gefahrenquellen von Wärmegewittern, die nur grundsätzlich und nicht im Detail vorhersagbar sind. „Frühestmöglich zu starten, um bis spätestens 10 oder 11 Uhr am Gipfel zu sein“, empfiehlt deshalb Bergführer Granitzer. Genauer vorhergesagt werden Frontgewitter. Sie sind noch gefährlicher, weil sie einen Kälteeinbruch bringen, der in höheren Lagen oft mit Schneefällen einhergeht. „Von einem Wettersturz unvorbereitet überrascht zu werden, hat meist mit schlechter Planung zu tun“, rät Edlinger zu guter Tourenplanung. Sechs Top-Hochtouren HERBERT RAFFALT aus dem steirischen Ennstal ist Bergführer und mehrfach ausgezeichneter Fotokünstler – von ihm stammen die Bilder dieses Artikels. Und er verriet uns seine sechs Lieblings-Hochtouren in Österreich: 1. GROSSGLOCKNER (3.798 m) über den Stüdlgrat, Osttirol, schwer. 2. FUSCHERKARKOPF (3.331 m), Kärnten und Salzburg, mittelschwer. 3. HOCHKÖNIG (S, 2.941 m) über den Königsjodler Klettersteig, schwer. 4. HOCHTOR IM GESÄUSE (2.369 m), Steiermark, mittelschwer 5. GROSSER PRIEL (2.515 m) über den Bert-Rinesch-Klettersteig, OÖ, schwer. 6. GROSSVENEDIEGR (3.666 m), Salzburg und Tirol, mittelschwer. KONTAKT: www.raffalt.com ZENTRALER FAKTOR GLETSCHER „Im vergletscherten Bereich haben wir häufig das Problem des Gletscherrückgangs. Dadurch treten vermehrt Spaltenzonen und Randklüfte am Übergang zwischen Gletscher und Fels hervor“, weiß Martin Edlinger. Gletscher sind eine große, unberechenbare Gefahrenquelle. Stürze in Spalten können jederzeit passieren. Der einzige Schutz ist anseilen. Daher darf man keinesfalls alleine unterwegs sein. Am besten sind drei- bis vierköpfige Gruppen. Zusätzlich, so Edlinger und Granitzer, bedingen die Klimaveränderungen, dass die Steinschlaggefahr deutlich ansteigt. „Daher kann man eine Reihe von Touren im Hochsommer gar nicht gehen, weil es zu gefährlich ist“, stellt Bergführer Granitzer fest. „Ich erlebe es oft, dass Unerfahrene Risiken nicht wahrnehmen und Gefahren nicht erkennen. Während wir gefährliche Passagen möglichst zügig durchschreiten, beobachte ich es immer wieder, dass andere genau an diesen Stellen Wasser nehmen oder gar Pause machen“, erzählt der Kärntner Bergführer. NÄCHSTE PLÄNE Wer motiviert durch das Bewältigen erster Hochtouren über nächste Ziele nachdenkt, dem gibt der 73-jährige Tiroler Nairz noch den Rat: „Um in den Bergen glücklich zu sein, soll man sich realistische, nicht übertriebene Ziele setzen. Das Geheimnis ist, den eigenen Glückshorizont so zu wählen, dass man es bis zu ihm auch schaffen kann. Dadurch erreicht man wunderbare Gipfelerlebnisse – und nicht, indem man immer extremer unterwegs ist.“ Die Ausrüstung für Hochtouren DIE BASICS • Bekleidung – zusätzlich zur üblichen Tourenausrüstung auf jeden Fall eine wind- & wasserdichte Jacke und Hose • Funktionsunterwäsche, die Schweiß von der Haut wegtransportiert • Handschuhe und Haube – es kann schnell kalt werden! • Bergschuhe – solide, eingegangene Schuhe, die klettertauglich und steigeisenfest sind • Socken (Ersatzpaar) • Sonnenbrille – die Sonnenstrahlung in der Höhe, speziell auf Gletschern, erfordert Schutz • Rucksack mit rund 40 Litern Volumen – (mehr dazu siehe S. 55) • Trinkflaschen – empfehlenswert sind isolierte Edelstahlflaschen, dazu ein im Rucksack integriertes Trinksystem • Stöcke – längenverstellbar. Bei Kletterpassagen sind Faltstöcke vorteilhaft • Kartenmaterial & Tourbeschreibung • Zusatzakku fürs Smartphone SICHERHEIT I AUF JEDEN FALL MIT DABEI SEIN SOLLTEN: • Steigeisen (inklusive Antistoll- Platten) • Eispickel • Helm • Stirnlampe – falls es unplanmäßig lang dauert • Notfallausrüstung mit Erste-Hilfe- Paket und Verbandszeug sowie Biwaksack. Martin Edlinger rät zu einem 2er-Biwaksack pro Person, weil etwa ein Verletzter nicht mehr in den Biwaksack einsteigen kann, sondern nur umwickelt werden kann. SICHERHEIT II ZUM ANSEILEN, SICHERN, BER- GEN: Wichtig ist, bei der Auswahl auf normgerechte, für den Einsatzbereich zugelassene Ausrüstung zu achten. Was auf welcher Tour konkret mit dabei sein soll, ist im Rahmen der Tourenvorbereitung zu prüfen und mit den Tourpartnern bzw. dem Bergführer abzusprechen. • Anseilgurt & Klettergurt • Fangstoßdämpfer (Klettersteigbremse) • Karabiner • Klemmkeile & Klemmgeräte • Reepschnüre & Schlingen • Seile • Spaltenbergungs- & Abseilgerät FOTO: Herbert Raffalt 50 SPORTaktiv-OUTDOORGUIDE 2017
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