Aufrufe
vor 5 Jahren

SPORTaktiv Outdoorguide 2018

  • Text
  • Sportaktiv
  • Natur
  • Wandern
  • Berge
  • Klettern
  • Sommer
  • Alpen
  • Gipfel
  • Outdoorguide

EXPEDITION DER REKORDE

EXPEDITION DER REKORDE Dauer: Ende Februar – Anfang Juni 1978 12 Teilnehmer, 20 Träger Teilnehmer (9 davon am Gipfel): Horst Bergmann ( ), Peter Habeler, Helmut Hagner, Reinhard Karl ( ), Josef Knoll ( ), Raimund Margreiter, Reinhold Messner, Wolfgang Nairz, Oswald Oelz, Franz Oppurg ( ), Robert Schauer, Hanns Schell HÖHEPUNKTE 3. Mai: Horst Bergmann, Wolfgang Nairz und Robert Schauer als erste Österreicher am Gipfel. Nairz als erster Expeditionsleiter am Gipfel. Dreh des ersten 16-mm-Films am Gipfel durch Bergmann 8. Mai: Reinhold Messner und Peter Habeler – die ersten Menschen ohne Flaschen- Sauerstoff am Gipfel 11. Mai: Reinhard Karl – erster Deutscher am Gipfel 13. Mai: Franz Oppurg – erster Solo-Gipfelsieg Ruhe und Erholung. Und von Innsbruck aus sind die Nordkette sowie die Kalkkögel in den Stubaier Alpen meine Favoriten. Stichwort Massen am Berg und Modeberge? Die Modeberge als plakative Sehnsuchtsziele sind nicht zu verteufeln. Es gibt sie in den Alpen genauso wie im Himalaya. Großglockner, Matterhorn oder Mont Blanc zählen dazu, wie auch der Everest. Sie haben enormen Zulauf. Doch wer sich Stille und Ruhe in den Bergen wünscht, findet sie mehr denn je. Abseits der großen Namen gibt es wunderschöne, einsame Gipfel. Und selbst am Glockner gibt es Zeiten, speziell im Frühjahr und Herbst, zu denen man alleine unterwegs ist. Was möchtest du einem ambitionierten Bergsteiger mit auf den Weg geben? Höhenbergsteigen ist ein logisches Ziel. Die Schritte dorthin so zu setzen, dass binnen kurzer Zeit auf den Patscherkofel der Großglockner folgt und darauf dann der Mont Blanc sowie der Kilimandscharo und dann gleich der Everest folgen müsse, halte ich für nicht richtig. Man soll sich langsam an die Berge herantasten und sie genießen. Auf Basis einer guten Ausbildung sollte man zuerst bei uns das Bergsteigen optimieren, um sich dann an die hohen Berge der Welt heranzuwagen. Was unterscheidet das Bergsteigen am Everest von heute mit dem vor 40 Jahren? Die Menge der Bergsteiger am Everest und die Dauer der Expeditionen haben sich deutlich verändert. Wir waren 1978 die einzige zugelassene Expedition, für die wir bereits sechs Jahre zuvor angesucht hatten. Heute ist das Basislager ein belebtes „Dorf“ mit über 1000 Menschen. Es gibt ein Internet-Café und eine Bäckerei. Wir waren damals von Ende Februar bis Anfang Juni unterwegs. Heute wird der Everest-Gipfelsieg binnen drei Wochen angeboten. Doch wer sich danach aus dem Basislager per Hubschrauber ausfliegen lässt, versäumt viel. Für uns war es nach Monaten im Eis eines der schönsten Erlebnisse, vom Basislager talwärts zu gehen und endlich wieder grüne Wiesen und blühende Pflanzen zu sehen. Ist der Aufstieg heute leichter? Heute sind zwischen Basislager und Gipfel Fixseile angebracht. Durch den so gefährlichen Khumbu-Eisfall sind es sogar zwei Routen – eine hinauf und eine herunter. Und alle Lager sind fix eingerichtet. Um Fixseile und Lager kümmern sich die Sherpas. Sie haben das Zepter am Everest in der Hand. Durch ihre Vorbereitungen soll möglichst vielen Bergsportlern der Weg zum Gipfel eröffnet werden. Das hat natürlich auch kommerzielle Gründe. Wie viele der heutigen Everest-Gipfelsieger hätten es auch 1978 geschafft? 90 % der heutigen Everest-Bezwinger wären vor 40 Jahren nicht auf den Gipfel gekommen. Wir haben alle Lager selbst eingerichtet, selbst gespurt und, wo nötig, selbst Fixseile angebracht. Aufwand und Risiko waren damals viel größer. Es gab auch keinen Wetterbericht und die Kommunikation war schwierig. Funk war nur teilweise vorhanden. Funkgeräte waren 18 kg schwer. Und einen Brief oder eine Filmrolle aus dem Basislager nach Wien zu senden, dauerte im besten Fall sechs Tage. 50 SPORTaktiv

Stark verändert hat sich die Ausrüstung. Unsere von damals ist im Museum. Sie ist mit der Ausrüstung von heute nicht vergleichbar. Die Schuhe etwa waren 3-teilig. Ein äußerer Lederschuh, ein zweiter Lederschuh und innen ein Filzschuh. Sie wogen je Schuh rund 2 kg. Wie lässt sich deine Rolle bei der Expedition 1978 beschreiben? Seit 1972 (Manaslu 8163 m) haben wir als kleine Tiroler Gruppe gemeinsame Himalaya-Expeditionen unternommen. Weil ich damals studierte, wurde ich von den Kollegen zum Expeditionsleiter bestimmt. Für den Everest wurde unser kleines Stammteam aus Reinhold Messner, Oswald Oelz, Horst Bergmann, Josef Knoll und mir auf zwölf Bergsteiger erweitert. Besonders freut es mich, dass wir bis heute in enger Freundschaft verbunden sind. Deshalb waren wir acht noch lebenden Expeditionsteilnehmer im April gemeinsam noch einmal in Nepal. NAIRZ HILFT NEPAL „Bei Reinhold Messner und mir steht heute das Bewusstsein, Nepal etwas zurückgeben zu wollen, im Vordergrund“, betont Wolfgang Nairz. Mit der von ihm geleiteten NepalHilfe Tirol unterstützt er soziale Projekte. Zuletzt wurde ein vom Erdbeben 2015 zerstörtes Krankenhaus in Khunde mit Mitteln der Messner Mountain Foundation, der NepalHilfe Tirol und der Himalaya Foundation von Everest-Erstbesteiger Edmund Hillary neu aufgebaut. „Zurück zum Everest 1978–2018“ nennt sich ein Bild der renommierten Tiroler Künstlerin Maria Peters. Es wurde in limitierter Auflage (100 Stück) aufgelegt und von den acht lebenden Expeditionsteilnehmern signiert. Nun wird es zugunsten der NepalHilfe Tirol für € 220,– angeboten. Bestellung: alpinconsult@nairz.at ES IST EINE REISE WERT office@hotel-hubertus.at www.hotel-hubertus.at

Magazin // E-Paper