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SPORTaktiv Outdoorguide 2018

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KLOBIG WAR GESTERN DER

KLOBIG WAR GESTERN DER GROSSE TREND AUF DEM BERG- UND WANDERSCHUH- SEKTOR: INDIVIDUALITÄT UND LEICHTIGKEIT. STEIFE BÖCKE SIND DAFÜR LÄNGST PASSÉ VON KLAUS MOLIDOR Wandern gilt als Inbegriff des sanften, entschleunigten Natur erlebens. Fernab der Technik klare Luft genießen, sich am Grün der Wälder erfreuen und ohne Steigeisen, Pickel, Haken und Karabiner bis in alpines Gelände vordringen. Zurück zur Natur im besten Sinne. Allein – Hightech macht auch vor diesem Segment nicht halt. Auf dem Schuhsektor nämlich tut sich einiges. Seit einigen Jahren schon arbeiten die namhaften Hersteller daran, die Schuhe leichter, bequemer und individueller zu machen. Komfort ist der Schüssel. „Die Individualisierung wird das große Thema der kommenden Jahre“, ist sich Fürtbauer sicher. Die Leute wollen Schuhe, die perfekt passen und ihnen das Outdoorerlebnis nicht durch Druckund Reibestellen vermiesen. „Und der Handel forciert das Thema, weil es dazu persönliche Beratung braucht, die es im Internet nicht gibt. Vorbei die Zeit der klobigen, schweren und oft bockigen Wanderschuhe. Wer hat sie nicht in Erinnerung, die Druckstellen am Knöchel, die aufgeriebene Ferse. Es war einmal. Moderne Wanderschuhe haben viel Gewicht eingebüßt, ihre Stabilität im Gelände aber behalten und sind sogar noch bequemer geworden. Leicht und robust Auch Eingehen ist passé. „Die Schuhe heute sind ab dem ersten Schritt angenehm“, sagen unsere beiden Bergsport-Experten, Georg Doppler von Gigasport und Bernd Fürtbauer von Intersport unisono. „Und die Gewichtsreduktion schreitet schon seit ein paar Jahren stetig voran“, sagt Georg Fotos: Dachsteinschuhe/Wolfgang Lienbacher 56 SPORTaktiv

EINGEHEN BRAUCHT MAN DIE SCHUHE NICHT MEHR. SIE SIND AB DEM ERSTEN SCHRITT BEQUEM Die neue Leichtigkeit des Gehens sieht er aber nicht unreflektiert nur positiv. „Für längere und schwierigere Wanderungen empfiehlt sich ein stabileres Modell, weil der Schuh im unwegsamen Gelände besser hält. Je länger man unterwegs ist, desto mehr macht sich so ein Schuh dann bezahlt. Doppler. „Wer seinen Bergschuh seit fünf, sechs Jahren hat und jetzt einen neuen probiert, merkt ganz sicher einen Unterschied.“ Bernd Fürtbauer bestätigt diesen Trend. „Auch die steigeisenfesten Schuhe werden immer leichter.“ Dachstein zum Beispiel hat schon seit zwei Jahren den „Super Leggera“ im Programm, einen Wanderschuh, dessen Obermaterial gestrickt ist. Schon beim ersten Reinschlüpfen fühlt sich der Schuh angenehm weich und komfortabel an. Druckstellen? Beim durchschnittlichen Fuß keine, denn der gestrickte Schaft gibt nach und engt den Fuß nicht ein. Auf leichten bis mittelschweren Wanderungen ist der Schuh zu Hause, denn wie der Name schon sagt, ist er „Super Leggera“, zu deutsch: „superleicht“. Das mag beim ausgedehnteren Spaziergang noch nicht ins Gewicht fallen, auf einer Tagestour über die Baumgrenze macht sich das bezahlt. Almboden, kleinere Geröllfelder, schmale Wegerln – kein Problem. In diesem Gelände bietet er ausreichend Halt. In dieser Saison hat der Hersteller noch einmal nachgebessert und gestrickte Modelle auch mit Lederelementen verstärkt. So soll er mehr Halt im Knöchel bieten. An der Spitze schützt jetzt eine leichte Folie vor Geröll. Mit diesen beiden Maßnahmen soll der Aktionsradius des Strickschuhs noch einmal erweitert werden. „Durch die vielen Fäden der Konstruktion ist der Schuh auch sehr robust und lässt auch nicht gleich Nässe durch“, erklärt Doppler. Anpassbarkeit ist Trumpf Von einer anderen Seite nähert sich Tecnica dem Thema Komfort. Der für Skischuhe bekannte Hersteller überträgt das System der „Customer Adaptive Shape“, also der kompletten Anpassbarkeit, vom Winter in den Sommer und hat mit dem „Forge S“ den ersten anpassbaren Wanderschuh auf den Markt gebracht. Im Jänner wurde er auf der Sportartikelmesse ISPO in München als „Product of the Year“ ausgezeichnet. Fußbett, Schaft und Fersenbereich können beim „Forge S“ genau an den Fuß des Trägers angepasst werden. Andere Hersteller wie Lowa haben verschiedene Leisten, um schmalen, „normalen“ und breiten Füßen bestmöglichen Komfort zu bieten. Der „Air Revolution“ von Meindl wiederum hat eine Lasche, die man per Klettverschluss in der Höhe verstellen kann und so je nach Risthöhe die bequemste Position einstellen kann. „Und ihre Innenschuhe passen sich dank eines speziellen Schaums durch die Körperwärme ein wenig an den Fuß an“, sagt Intersport-Experte Fürtbauer. Scarpa wiederum macht seine Modelle mit Sockfit-Konstruktion angenehmer. Schale und Lasche sind dabei aus einem Stück, wodurch es potenziell weniger Druckstellen am Rist und im Sprunggelenksbereich gibt. Aber auch Leder bleibt hoch im Kurs. „Weil es robust ist, weil es traditionell bei den Bergschuhen zum Einsatz kommt und weil es mit dem Lederwachs auch sehr geschmeidig und widerstandsfähig ist“, sagt Doppler. Auf dem Sohlensektor ist Vibram immer noch am weitesten verbreitet. „Viele greifen aber auch auf Reifenhersteller wie Michelin oder Continental zurück, weil die bei den Gummimischungen einfach die Erfahrung von Auto- und Mountainbikebereifung haben“, weiß Doppler. SPORTaktiv 57

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