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SPORTaktiv Outdoorguide 2018

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BERUFLICH AM BERG: DIE

BERUFLICH AM BERG: DIE BERGPUTZER IN SALZBURG VERHINDERN, DASS DEN TOURISTEN DER MOZARTSTADT GRANITBLÖCKE AUF DEN KOPF FALLEN. EIN LOKAUGENSCHEIN BEI KETTENSÄGE, STEINHAMMER UND E.T. VON KLAUS MOLIDOR KETTENSÄGE GEGEN KOPFWEH Die Buche ächzt noch einmal tief, der Jägerzaun beugt sich über den Abgrund und das Moos bekommt dicke Stahlsohlen zu spüren. Dann geht es los. Das Moos kann aufatmen, die Stahlsohle schwingt sich über den Zaun und das Seil, das die Buche um den Hals trägt, spannt sich. „Jagaaa“ schreit Stefan Leitner, der Hüne, der in den festen Schuhen mit der harten Sohle steckt. Im nächsten Moment sind seine weichen Gesichtszüge und sein Lachen verschwunden. Der Salzburger Bergputzer ist aus einem kleinen Garten am Mönchsberg abgefahren. So nennen es Fotos: Stadt Salzburg/Johannes Killer 84 SPORTaktiv

die elf Magistratsbediensteten, wenn sie am Seil in die Tiefe gelassen werden, um Kapuziner-, Mönchs- und Rainberg zu putzen. Nicht von den Jausensackerln und Dosen der Touristen, sondern von Ästen, Wurzeln und vor allem losem Gestein. Seit 342 Jahren sind Leitner und seine Vorgänger im Dienste der Volksgesundheit unterwegs. Im Juli des Jahres 1669 krachten riesige Felsmassen vom Mönchsberg, zertrümmerten 16 Häuser und rissen 230 Menschen jäh aus dem Leben. „Hauseeeer“, dröhnt es krachend aus dem Funkgerät. Jetzt Seilschaft mit Auftrag: Die Bergputzer befreien die Salzburger Stadtberge von losem Gestein. zischt auch Gerhard Berer den Fels hinunter und bremst sich neben Leitner ein. Jager und Hauser, sind die „Seilnamen“. Daran erkennen die Kollegen oben am Berg, wer wieder ein Stück in die Tiefe gelassen werden möchte. Die Namen gehen zurück auf die ersten Bergputzer, Jager, Hauser und Brandauer, die nach dem Felssturz damit begonnen haben, die Berge zu säubern. Heute hängen aber nur noch zwei Männer gleichzeitig an den Kletterseilen, weshalb Herr Brandauer zumindest bei den Bergputzern keine Rolle mehr spielt. Fast auf der gleichen Höhe greifen Jager und Hauser, vulgo Leitner und Berer zu ihren Werkzeugen. Leitner klopft mit einem Steinhammer den Fels ab. Tack, tack, tack. Solide. Eine Ellenbogenlänge weiter links. Poch, poch, poch. Hohl. Zum Glück keine große Platte. Zwei Schwünge mit dem Hammer, der Brocken springt aus der Wand und zersplittert in der Salzburger Innenstadt. Ohne Schaden anzurichten, denn am Fuße des Berges wacht ein weiterer Bergputzer und sperrt die Straße. Von dort weht der Duft von Pferdeäpfeln der Fiaker nach oben. Ein kurzer Hauch Landluft, ehe eine Benzinwolke über die Geländekante zieht – die Motorsäge will auch zu ihrem Recht kommen und knattert in der rechten Faust von Leitner. Mit einer Hand schneidet er Wurzeln und Äste aus der Wand. Eine ebenso wichtige Arbeit, denn die Wurzeln können das Gestein sprengen und zentnerschwere Felsblöcke aus der Verankerung lösen. Die Arbeit sieht nicht nur schwer aus, sie ist es auch. Nach 30 Minuten wech- SPORTaktiv 85

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