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SPORTaktiv Winterguide 2015

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Als "Weißbuch" für den weißen Sport liefert der SPORTaktiv Winterguide 2015 alle wichtigen Informationen für den aktiven Wintersportler: Welche neuen Skimodelle sind auf dem Markt und welcher Ski ist der richtige Partner? Wie schön ist die neue Skimode? Das Thema Ausrüstung ist der eine große Schwerpunkt in diesem Winterguide – der zweite sind unsere Weltklasse-Skiberge. Nach dem Lesen heißt es nur noch: Ran an die Bretter und rauf auf den Berg!

Klaus Höfler (li.),

Klaus Höfler (li.), unser „Mann fürs Grobe“, fuhr auch im Windschatten von Weltmeister Michael Walchhofer (r.). SKIRENNEN Lass es tuschen! OB LANGSTRECKENABFAHRTSRENNEN auf der Piste oder Freeride-Rodeo im Gelände: Skirennen, bei denen man sich mit den Besten messen kann, sind ein außergewöhnlicher Nervenkitzel. Das schafft keine Computer-Spielkonsole. Das tut weh: Da habe ich mich in meine schnittigste Rennhocke gebogen, presse die Skistöcke an den Körper und die Zähne zusammen – und die Frau Konkurrentin daneben überholt mich, notdürftig gebückt und milde lächelnd, während sie bei voller Fahrt gemütlich ihre Skischuhe zumacht und die Brille auf die Nase rutschen lässt. Schon beim ersten Tor sehe ich sie zum letzten Mal. Ich rede mich auf das Material aus. Sie hat magersüchtige Abfahrtslatten, ich vertraue auf Slalomcarver mit breiten Schultern und Wespentaille. O. k., nicht die beste Idee bei einem Skirennen, bei dem es um Highspeed geht, aber was soll’s: Spaß macht es trotzdem, völlig gegen jede Pistenregel und Vernunft quer durchs Skigebiet zu rasen. TEXT: Klaus Höfler SCHLAG DAS ASS Lift rauf, Hocke runter, nächster Lift rauf, nächste Piste Schuss runter, Lift rauf, und zum Abschluss eine 7,6 km lange Abfahrt, bis die Oberschenkel kollabieren: Das ist „Schlag das Ass“, das mit 25,6 km längste Skirennen der Welt, bei dem es darum geht, die von Armin Assinger in seinem Heimatrevier Nassfeld aufgestellte Bestzeit zu knacken. Dieses Ziel vor Augen, stürzen sich 20-köpfige Startergruppen in 2-Minuten-Intervallen die Pisten hinunter. Pensionierte Weltcup läufer und aktive Nachwuchshoffnungen, ehrgeizige Hobbyrenn läufer und Abwechslung suchende „Otto Normalverbraucher“. Auch wenn man zu letzterer Gruppe zählt, packt einen recht schnell das Rennfieber. Immer mutiger hantel ich 40 mich an die Ideallinie heran. Immer verwegener beherzige ich Assingers Tipp vom Vortag und lass „es richtig tuschen“. Immer enger klebe ich mich an die Skienden der Konkurrenz. Im Vertrauen, dass der Vordermann in seinem Geschwindigkeitsrausch eh keine unabsehbaren Zwischenschwünge einlegt, hänge ich mich in dessen Windschatten und genieße das Wangenpeeling durch die von ihm aufgewirbelten Eis- und Schneekügelchen. Das rockt! Beim Lift volle Kanne durchs Drehkreuz, in der Hoffnung, dass der Liftwart sie tatsächlich freigeschaltet hat. Rein in die Gondel. Rauf auf den Sessellift. Nur ja nicht abhängen lassen, denn hat man sich erst einmal in einem Haufen tempomäßig passender Kollegen eingebaut, sind die lächerli- SPORTaktiv-WINTERGUIDE 2015/2016 FOTOS: Pitztal Wild Face, Klaus Höfler

chen Augenblicke, die zwischen zwei Bügeln liegen, auf der Piste nur sehr schwer aufzuholen. Klingt verrückt? Ist es auch! DER WEISSE RING Aber Skirennen dieser Art sind schwer gefragt. Nicht nur beim „Schlag das Ass“ sind die Startplätze heiß begehrt, auch beim „Weißen Ring“, der entlang einer legendären Skiroute zwischen den Skigebieten Lech und Zürs am Arlberg führt. 21,7 km und 5.440 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Diverse Rennski, die die Geschäfte hier leihweise ausgeben, sind Monate vorher reserviert. In jedem Skikeller riecht es am Rennwochenende nach Wachs. Auch schon etwas aus der Form geratene Athletenkörper zwängen sich in wursthautenge Rennanzüge. Freundschaften werden zwischen den Toren und entlang der Ideallinie auf Eis gelegt. Wer bremst, verliert. Die Besten erreichen hier bis zu 140 km/h ... Die Infektionsgefahr mit dem Rennvirus ist auch zwischen Rüfikopf, Kriegerhorn und Madloch ex trem hoch. Die Sieger werden als lokale Helden verehrt, steigen in der Szene bei erfolgreichen Titelverteidigungen in den Rang von Quasi- Unsterblichen auf. Jeder Normalsterbliche, der den wilden Ritt heil übersteht, fühlt sich im Ziel aber mindestens genauso heroisch. Und genauso klingen dann auch die jeweiligen Schilderungen des Rennverlaufs unten im Ziel. Keiner, dem es nicht irgendwann den Ski verschlagen hat. Keiner, der nicht irgendwo ein Tor gerade noch erwischt hat. Keiner, der nicht auf irgendeiner Eisplatte weggerutscht ist. Keiner, der nicht irgendwo in höchster Sturzgefahr war. Keiner, der sich nicht mindestens wie der KlammerMaier- WalchhoferStrobl fühlt. Zumindest im Ziel. Denn während der Fahrt frage ich mich dann und wann, wie das die Profis eigentlich so machen – und meine nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch das Merken und Nichtverwechseln der kniffligen Passagen. Denn ohne Ortskenntnis, aber dafür mit hohem Rennstresspegel wird die Aneinanderreihung delikater Abschnitte trotz Streckenbesichtigung am Vortag schnell zum schwarzen Erinnerungsloch. Wartet hinter dieser Kuppe das aus der Richtung gesetzte Kontrolltor oder kommt das erst? Jetzt schon Schwung holen für das Gleitstück oder später? Kommt jetzt der Ziehweg, bei dem kräftige Stockschübe gefragt sind, oder hab ich noch ein bisserl Zeit? Ziemlich verwirrend das alles. Und anstrengend. WILDFACE FREERIDE EXTREM Es geht aber noch ein Spur verrückter. Wenn man nämlich die wohlig präparierten Pisten als Rennunterlage verlässt und sich in das Revier der Freerider begibt. Allein der Name des Events hätte mich warnen müssen: „Pitztal Wild Face Freeride Extrem“ - klingt nach Sterben mit Anlauf. Gut, so schlimm ist es nicht. Aber falls jemand von einer Überdosis Selbstherrlichkeit, was die eigenen Skifahrkünste angeht, geplagt ist: Das wäre der ideale Kurort zur Erdung. Denn die 1.500 Höhenmeter vom Mittagskogel querfeldein runter nach 41

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