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Betriebliches Gesundheitsmanagement Magazin 2018

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WORK HAPPY WER IN DER

WORK HAPPY WER IN DER ARBEIT GLÜCKLICH IST, WER SEINE STÄRKEN KENNT UND EINBRINGEN KANN, IST UM EIN VIELFACHES ENGAGIERTER – WEISS DER PSYCHOLOGE UND GLÜCKSFORSCHER MICHAEL MITTERWALLNER. WIE ARBEITGEBER FÜR GLÜCKLICHE MITARBEITER SORGEN KÖNNEN UND WAS JEDER SELBST ZUM GLÜCK IM JOB BEITRAGEN KANN. INTERVIEW: CHRISTOF DOMENIG Herr Mitterwallner, kurz erklärt: Womit beschäftigt sich ein Glücksfoscher? Glücksforschung ist ein Teil der Positiven Psychologie. Es geht dabei erstens um gesamtgesellschaftliche Faktoren, die Glücklichsein beeinflussen: wie Sicherheit, Freiheit oder soziale Netzwerke. Zweitens um die Frage, was Menschen individuell glücklich macht. Drittens darum, wie Glück nachhaltig gesteigert werden kann. In meiner eigenen Arbeit beschäftige ich mich hauptsächlich mit subjektiven Glücksstrategien – was Personen im Alltag tun und denken, um glücklich zu werden bzw. glücklich zu bleiben. Wie relevant ist es fürs Arbeitsleben, ob man glücklich ist oder nicht? Glückliche Menschen haben eine Menge von Eigenschaften, die in der Arbeitswelt von Vorteil sind. Sie sind im Schnitt kreativer, origineller und flexibler. Sie fühlen sich sicherer, suchen eher neue Erfahrungen und verfolgen wichtige Ziele aktiv. Wer glücklich ist, verfügt in der Regel auch über gesunde Coping-Strategien – also einen effizienten Umgang mit Rückschlägen. Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, ist höher. Entscheidend ist bei all dem die Unternehmenskultur: Erlaubt sie es Mitarbeitern, ihre positiven Eigenschaften zu leben? Wird es honoriert? Etwas zugespitzt: Kann nicht auch Angst zu großen Leistungen anspornen? Kurzfristig: Ja. Jeder kennt das Gefühl, dass eine nahende Deadline die Leistung beflügeln kann. Angst sollte aber niemals langfristig als Motivator angestrebt werden: Sie führt zu Unzufriedenheit, Fluktuation und Burnout. Die positiven Effekte, die Glück ermöglicht, werden dadurch verhindert. Insgesamt unterscheidet die Forschung drei Typen: Typ eins arbeitet vorwiegend, um Geld zu verdienen. Typ zwei für die Karriere, etwa die Macht über und die Anerkennung durch andere. Typ drei motiviert die Identifikation mit einem höheren Ziel oder Sinn. Die glücklichsten, zufriedensten Menschen findet man unter dem dritten Typ. Zahlt es sich für Unternehmen also aus, in glückliche Mitarbeiter zu investieren? Ein solches Investment ist sogar nahezu unerlässlich, weil es auch ungemein nachhaltig ist. Das zeigt auch die Forschung ganz deutlich. Mit einer gestiegenen individuellen Leistung steigt die Leistung der gesamten Organisation. Foto: Getty Images 8 BGM

Das führt zu mehr Produktivität und Profitabilität – durch besseres Miteinander, geringere Fluktuation, weniger Fehlzeiten, mehr Motivation und Kreativität. Wie einfach oder schwierig ist es, als Arbeitgeber für Verhältnisse zu sorgen, in denen sich Mitarbeiter wohlfühlen? Das ist natürlich vom Status quo abhängig: Benötigt es einen völligen Kulturwandel, ist es verhältnismäßig schwierig. Ich denke jedoch, dass ein gewisses Umdenken in der Wirtschaft bereits eingesetzt hat. Eine positive Unternehmenskultur zu implementieren funktioniert bis zu einem gewissen Grad jedenfalls sowohl top-down wie auch bottom-up. Indem man zum Beispiel Anerkennung und Anteilnahme, ein positives Fehlerverständnis, Respekt und Fairness im Miteinander vorlebt. „ IN GLÜCKLICHE MITARBEITER ZU INVESTIEREN, IST NAHEZU UNERLÄSS- LICH. DAMIT STEIGT DIE LEISTUNG DER GESAMTEN „ ORGANISATION. Wie kann ich konkret als Führungskraft positive Emotionen bei meinen Mitarbeitern wecken? Zum Beispiel, indem man einmal pro Woche bewusst jemanden lobt. Finden Sie etwas gut, dann kommunizieren Sie es. Jedes positive Vorleben, das authentisch ist, führt zu einer positiven Ansteckung. Führungspersonen haben insofern einen größeren Einfluss, da Mitarbeiter durch sie das Signal bekommen, ob Positivität in einem Unternehmen erwünscht ist oder nicht. Wichtig ist auch, die Charakterstärken der Mitarbeiter zu kennen und sie diese einsetzen zu lassen. Egal, ob als Unternehmer, Führungskraft oder Mitarbeiter: Kann jeder auch an sich selbst arbeiten, um im Job Erfüllung zu finden? Ja, das ist ein Kerngebiet der Positiven Psychologie. Zunächst gilt, sich seine Charakterstärken selbst bewusst zu machen und vor allem: zu versuchen, seine Stärken einzubringen. Studien zeigen, dass 80 Prozent der Menschen ihre Stärken im Job nicht nutzen. Zugleich weiß man, dass Menschen, denen das gelingt, sechs Mal so engagiert sind. Glücklich zu arbeiten hängt aber auch mit einem glücklichen Leben zusammen. Nehmen Sie sich Zeit für gute Beziehungen. Sprechen Sie mit Menschen, die Ihnen nahestehen, darüber, was Sie glücklich macht. Führen Sie einen Wochenplan, in dem Sie notieren, in welchen Situationen negative Emotionen entstanden sind – und versuchen Sie solche Situationen künftig zu verändern, nicht zu vermeiden. Langfristig sollte es das Ziel sein, positive Gewohnheiten ins Leben zu integrieren. Seien es Sport und Bewegung, gesunde Ernährung oder Entspannungs- BGM 9

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