Vollgas am Stand. Zwiften hebt das Rollentraining auf eine neue Ebene. der virtuellen Welt absolviert werden, desto höher steigt man in der „Kaste“ (Level) und umso bessere und schnellere Fahrräder und Ausrüstungsgegenstände werden freigeschaltet. Das geschürte Verlangen auf Rahmen, Trikots und Laufräder führte bei mir rasch zu Ausfahrten über mehr als 100 virtuelle Kilometer – ohne Pause. Für den Flaschennachschub ist die kopfschüttelnde Freundin zuständig, während ich im Wind des Ventilators am Stand trete. Mit Erfolg, denn mittlerweile fahre ich virtuell ein real schwer leistbares Trek „Madone“ samt Zipp-Laufrädern. Weiteres Kopfschütteln habe ich bei der Freude darüber gratis dazubekommen. Der heilige Gral ist jedoch das Tron-Bike. Ein futuristisches Velo mit leuchtenden Reifen. Dafür setzten sich auch gestandene Familienväter tagelang auf das Rad und fahren etwa „Alpe du Zwift“ – einen Nachbau des legendären Anstiegs von Alpe d’Huez – rauf und runter. Immerhin benötigt man dafür insgesamt 41.150 Höhenmeter. Das dauert. Dass diese Herrschaften ihren Kindern erklären, sie sollen nicht zu viel fernsehen und Computer spielen, birgt eine gewisse Ironie. Wie auch im richtigen Leben ist auf Zwift die „Währung“ das Verhältnis aus der erbrachten Leistung zum Körpergewicht – Watt pro Kilo. Und wie im richtigen Leben wird auch im Internet ordentlich betrogen. Der Anreiz? Einmal der Star sein und immerhin werden einige Rennen auch auf Youtube gezeigt – samt Kommentator. Getrickst wird – vor allem bei Rennen –, wo es nur geht. Das Gewicht wird niedriger angegeben, der Widerstand bei Rollentrainern verringert und manch feiner Herr ändert sogar sein Geschlecht, um bei Damenrennen den ersten Platz einzuheimsen. Wem es Spaß macht ... Dabei nutzt die selbst ernannte Zwift Anti Doping Agency (ZADA) Plattformen wie „Zwiftpower“, um die virtuellen Doper zu erwischen. Die werden dann etwa auf Facebook entlarvt oder Fotos: Thomas Polzer 3-Tages-Radtour vom Lungau bis Bad Radkersburg 29. RADUMZUG Mehr Infos und Anmeldungen auf www.tour-de-mur.at 20. bis 22. Juni 2019
gar gesperrt. Dabei taucht die ZADA nicht mit dem Plastikbecher im Wohnzimmer auf. Massive Leistungssprünge zwischen Bewerben werden registriert. Werte miteinander verglichen. Aber in die (offizielle) Endwertung kommt ohnehin nur, wer auch einen Brustgurt getragen hat. So kann relativ gut sichergestellt werden, dass der Mensch tritt und nicht „Extrawatt“, etwa durch eine Bohrmaschine an der Tretkurbel, den Berg hinauffahren. Nicht nur die Not macht erfinderisch ... Länger, härter, lieber Die Gefahr, von „ZADA“ überführt zu werden, besteht bei mir nicht. Es würden angesichts meiner Platzierungen wohl nur Leistungshemmer vermutet werden. Eine massive Steigerung habe ich dank Zwift beim Kopfrechnen erfahren: Binnen weniger Sekunden können meine Kumpels und ich ermitteln, wer Alp du Zwift hinauf betrügt, dann lästern wir wie Pubertierende in unserer © 2011 by Hartinger Consulting WhatsApp- Gruppe. Mathematisch ist sonst beim kleinen Einmaleins Endstation. Endstation ist für mich in den Rennen meist schon im ersten Anstieg, spätestens im Zielsprint. Selbst wenn ich mehr als 1000 Watt „auflege“, Rad und Walze krachen und mir die Gesichtszüge vollkommen entgleisen, fährt mir irgendein Kontrahent davon, als würde er auf einem Moped sitzen. Ärgerlich, aber Zwift bringt mich dazu, härter, länger und vor allem lieber zu trainieren. Und darum geht es. Bei aller Faszination werden sich die Einheiten im Wohnzimmer im Sommer massiv reduzieren – da ist mir die Natur schon lieber. Aber vielleicht nutze ich die warme Jahreszeit ja, um mich auf den Winter vorzubereiten, denn die nächste Zwift-Saison kommt bestimmt. Und das Schweiß-Problem habe ich mit einem Ventilator samt Langlaufstecken-Fernbedienung auch besser im Griff. Fehlt nur noch ein Teppich. Und das Tron- Bike. Aber dafür ist noch Zeit. S O 04.08.19 WAS IST ZWIFT? Zwift ist ein Computerprogramm, in dem man in virtuellen Welten auf dem Rad fahren oder auch laufen kann. Dabei werden die tatsächlich erbrachten Werte auf dem Smartoder Rollentrainer oder einem Laufband in das Programm übertragen. Zusätzlich zu freien Fahrten gibt es noch Rennen, Gruppenevents und Trainingseinheiten sowie -pläne. Kosten: 14,99 Euro pro Monat Weitere Programme für das Rollentaining sind unter anderem Bkool Simulator – Radvideo Spezialist (bkool.com), Road Grand Tours RGT (Betaversion/roadgrandtours.com) oder Rouvy (rouvy.com) W I E Ö L I M F E U E R ARLBERG GIRO Sei im Element. www.arlberg-giro.com 2500 HÖHENMETER 150 KILOMETER
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