nes Schulkollegen des Sohns hat er eine Gruppe von Radfahrern kennengelernt und hat sie mit dem Mountainbike begleitet. „Das waren die RCGG Jungs, eine Gruppe von sportinteressierten Damen und Herren, an deren Werte, sozialen Einstellungen und sportlichen Ambitionen ich mich gerne angeschlossen hätte.“ Bis zum ersten Rennrad hat es aber noch gedauert. „Die Jungs haben mir dann von einem Radrennen in Tirol erzählt. Sie waren angemeldet und ich sollte doch auch mitmachen – es wird ein Spaß.“ Richtig. Es war der Ötztaler. Die Anmeldung war zwar schon geschlossen, doch seine Tochter machte ihn auf ein Preisausschreiben von Trek aufmerksam und er hatte Glück. 2019 stand er tatsächlich am Start. „Meine Freunde haben mir erklärt, dass ich für den ein Rennrad brauche“, erzählt er und lacht, „eine Woche vor dem Ötztaler ist es gekommen und ich bin vor dem Rennen 150 Kilometer damit gefahren.“ 10:21 Stunden hat er für den Klassiker über rund 250 Kilometer dann gebraucht und er wollte mehr. „Vor allem, weil mir die Burschen so getaugt haben. Sie haben was zusammen gemacht, das sie freut, und Spaß gehabt. Im Leben geht es doch immer um Menschen und ihre Geschichten“, sagt er und fügt an: „Gemeinschaften wie unser GEMEINSCHAFTEN WIE UNSER VEREIN HABEN IN ZEITEN, IN DENEN SICH DIE MENSCHEN IMMER MEHR INS DIGITALE ENTWICKELN, EINEN ENORM HOHEN WERT. Was man so braucht für mehrere Trainingsstunden im Keller. Viele Handtücher, viele Trikots, ein paar Radschuhe. Ebenfalls dabei und wichtig für den langen Erfolg: der Spaß. Verein haben in Zeiten, in denen sich die Menschen immer mehr ins Digitale entwickeln, einen enorm hohen Wert. Zusammen Rad zu fahren, Spaß zu haben, vielleicht auch einmal ein Eis zu essen und gemeinsam zu lachen, hat mir extrem viel gegeben.“ Im Winter stand das Rad im Keller und er ging zum Spinning in das Fitnessstudio. „Ich habe aber auf Strava gesehen, dass alle in irgendwelchen Welten herumfahren, und habe einmal nachgefragt.“ Kurz darauf stand ein Smarttrainer im Keller und es ging los. Eigentlich wollte sich der Grazer für den Ironman Austria vorbereiten. „Wieder so eine Schnapsidee“, sagt er lachend. Doch da machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. „Ich kann zwar relativ gut laufen, aber es war immer eine Plagerei. Radfahren machte mir Spaß und ich habe in Südafrika gelernt, dass man sich auf das Positive konzentrieren soll. Dann ist das Leben viel lustiger und angenehmer.“ Bald war er bei zwei bis drei Einheiten am Tag. „Das geht alles nur, wenn du ein gutes Zeitmanagement hast“, erzählt er. „Ich bin nicht auf den sozialen Medien, schaue kaum fern und habe keine Stehzeiten – ich vertue keine Zeit.“ So gehen sich auch täglich im Schnitt mehr als 100 Kilometer aus – neben Familie, Arbeit, Studium und dem Aufpäppeln von verletzten Eichhörnchen. „Ohne eine sehr verständnisvolle Frau und meine Kids, die mir beim Versorgen der Eichhörnchen und Hunde helfen, geht das nicht“, sagt er, „sie hat mich sehr unterstützt. Man unterschätzt, wie viel Wäsche man braucht und wie viel man essen muss ... Zudem kann ich mir meine Arbeit sehr gut einteilen.“ Vorlesungen hat er sich online auf der Walze angehört, geschäftliche Telefonate mit Südafrika beim Training geführt. „Ich habe den Leuten gesagt, dass ich nebenbei was für meinen Körper tue und deswegen so schnaufe. In Österreich verstehen das wenige Leute, aber die Afrikaner sind da viel toleranter, akzeptieren das. Solange man seine Leistung bringt, ist es egal.“ Die ersten Monate des Jahres 2020 hat er noch nicht so auf die Statistik geschaut. Drei Mal ist er mit Freunden auch jeweils an einem Tag von Graz nach Grado geradelt – einmal davon sogar über Marburg. Dass sich der 400er ausgeht. Aber im November war dann der Ehrgeiz geweckt und „im Dezember wollte ich wissen, wo ich im Vergleich mit anderen stehe“. 6500 Kilometer sind es in den letzten 31 Tagen des Jahres geworden. „Da musste ich schon an und über meine Grenzen gehen. Ich habe immer damit gerechnet, dass mein Körper sagt: aus! Aber ich habe anscheinend die richtige Balance gefunden.“ Ob er es wieder machen würde? „Natürlich. Wenn der Spaß deine grundlegende Motivation ist, dann geht es auch langfristig gut. Der lange Atem ist das Erfolgsrezept für langen Erfolg“, sagt Thomas Schmuck. 78 SPORTaktiv
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