OUTDOOR DIE TOTALE FREIHEIT NEUE WEGE, JUNGE PROTAGONISTEN. Weitwandern liegt (wieder einmal) im Trend. Doch was ist das Schöne daran, weite Wege zu Fuß zurückzulegen? Wir haben zwei Wanderer getroffen, die schon vom Bodensee zum Neusiedler See und vom nördlichsten Punkt Österreichs an die Adria marschiert sind. TEXT: Christof Domenig FOTO: Romana Hauser 110 SPORTaktiv FOTOS: xxx
Der Niederösterreicher Johannes Lechner (35) träumte als Jugendlicher von einer „Wander-Auszeit“. Ohne fixes Ziel zu Fuß unterwegs zu sein, Land und Leute kennenzulernen, zu schauen, was sich ergibt. „Das Weitwandern war gewissermaßen mit 16 schon ein Traum von mir“. Gekommen ist es allerdings nie zu einer Tour, die länger als drei Tage dauerte. Bis er 2013 seine Romana kennenlernte. Romana Hauser (27) stammt aus einer Dauercamper-Familie – die Liebe und Nähe zur Natur war ihr damit in die Wiege gelegt. Ans Weitwandern hatte sie aber trotzdem nie gedacht. Da Romanas Bruder in Vorarlberg lebt, kam dem jungen Paar der Gedanke, einen Vorarlberg-Besuch mit einer ungewöhnlichen Wandertour zu verbinden: „Wir marschieren vom Bodensee zurück nach Mank in Niederösterreich! Oder noch besser: gleich weiter zum Neusiedler See. Vom äußersten Westen in den Osten Österreichs.“ Ein Wort ergab das andere – und die Idee für ihr erstes gemeinsames Weitwanderprojekt stand. Auf Selbstversorgerbasis, Übernachtung nur im Zelt. 850 KILOMETER IN 30 TAGEN „Eigentlich dachten wir, dass wir schon in Innsbruck zerstritten in den Zug steigen würden und getrennt heimfahren“, schmunzeln heute die beiden. Als Generalprobe absolvierten sie eine zweitägige Hochschwab-Überschreitung – und einen Monat nach dem Start am Bodensee schauten sie gemeinsam auf den Neusiedler See hinaus. Die 30 Tage, 850 Kilometer und 40.000 Höhenmeter, die dazwischen lagen, bezeichnen sie heute noch als einzigartiges Erlebnis. 2015 machten sie sich dann gemeinsam auf ihre zweite große Weitwanderung: vom nördlichsten Punkt Österreichs, Rottal im Waldviertel, nach Funtana an die kroatische Adria, wofür sie wieder rund 30 Marschtage benötigten. Und weitere gemeinsame Wanderreisen stehen an, kurzum: Vom Weitwander-Virus sind beide längst infiziert. „Am faszinierendsten am Weitwandern ist es, zu sehen, wie einfach das Leben ist. Es ist die totale Freiheit, die Unabhängigkeit von allem. Auch von selbst gesetzten Zielen. Außer, dass wir uns rund 20 km bzw. 6 Stunden Gehen pro Tag vornehmen, gibt es nie ein Tagesziel. Wo es uns gefallen hat, sind wir geblieben. Die bewusst niedrig angesetzten Ziele für jeden Tag haben wir locker übertroffen“, erzählt Johannes. INTENSIVES NATURERLEBEN Weitwandern ist „in“ – auch wieder bei den Jungen. Man merkt es nicht nur an Menschen wie Romana und Johannes, sondern auch an neuen Wegen und Angeboten: Buchbare touristische Weitwanderpakete findet man in großer Zahl; Zelte, Kocher, Schlafsäcke, Trekking-Rucksäcke und Co. werden stark nachgefragt. „Dass gerade bei den Jungen eine Sehnsucht nach der Natur und der Freiheit einer Weitwanderung da ist, stimmt sicher“, meint auch Peter Gebetsberger, Sportwissen- Weitwandern, ein Traum: Zum Beispiel, einen Sonnenaufgang in Bergeinsamkeit zu erleben, wie Gott dich schuf ... Nr. 4; August / September 2016 111
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