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SPORTaktiv August 2019

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ALLEIN AUF WEITER FLUR

ALLEIN AUF WEITER FLUR MIT DEM FAHRRAD DURCH DIE MONGOLEI, 600 KILOMETER DURCH DIE STEPPE UND DAS BEI 45 GRAD UND AUF 2000 METERN SEEHÖHE. HERBERT SCHÖTTL HAT DAS GETAN – UND DEN TRIP SOGAR FÜR 16 ANDERE RADFAHRER ORGANISIERT. VON KLAUS MOLIDOR Fotos: Herbert Schöttl 120 SPORTaktiv

and aufs Herz: Wer hat bei Mongolei nicht als Erstes an Dschingis Khan gedacht, den Begründer des mongolischen Reichs. Auch knapp 800 Jahre nach seinem Tod wissen wir in der westlichen Welt oft kaum mehr über dieses Land, das im Süden an China und im Norden an Russland grenzt. Herbert Schöttl weiß da schon mehr. Mehrere Male schon hat er Radreisen in das Land organisiert. Der pensionierte Schlosser ist passionierter Radfahrer und auf Rennrad und Mountainbike unterwegs, bildet auch Bike-Übungsleiter aus. Auf zwei Rädern hat er schon viel gesehen, aber ausgerechnet die Mongolei? „Ein Freund von mir hatte ein Planungsbüro in Peking und auf dem Flug dorthin eine Mongolin kennengelernt, die in einem Reisebüro gearbeitet hat. Sie hat ihm vorgeschwärmt, wie schön es in ihrer Heimat ist und dass es perfekt zum Radfahren ist.“ Mit diesem Floh im Ohr hat also alles begonnen und Schöttl, der bei den Naturfreunden aktiv ist und immer wieder Reisen organisiert, hatte ein neues Projekt. Mit 16 Leuten war er dann vergangenen Juli in der Zentralmongolei. 600 Kilometer ist er mit der Gruppe gefahren, fast alles auf Steppengras. „Nur knapp 100 Kilometer auf einem Highway.“ Von der Hauptstadt Ulan Bator weg in endlose Weiten. „Wir haben oft tagelang keinen Ort gesehen, keine Menschen, nur Steppe und Berge.“ Zum Einordnen: Die Mongolei erstreckt sich über ein Gebiet, das viermal so groß wie Deutschland ist, auf dem aber nur zwei Millionen Menschen leben. Und davon leben eineinhalb Millionen in der Hauptstadt Ulan Bator. „Einmal hab ich einen Wegweiser fotografiert. Da stand in eine Richtung 98 Kilometer bis zum nächsten Ort, in die andere Richtung 150 Kilometer.“ Ohne Begleitung ist so ein Abenteuer freilich kaum möglich. Darum hatte die Gruppe zwei Köchinnen und vier Begleitfahrzeuge dabei, mit Verpflegung, Zelten, Jurten und Radträgern. Vor allem aber: einen einheimischen Guide namens Bulgan. „Er ist gebürtiger Mongole, studiert aber seit vielen Jahren in Deutschland und organisiert von Ende Mai bis Anfang Oktober in seiner Heimat Radreisen und Safaris“, erzählt Schöttl. Sprachlich wäre man sonst aufgeschmissen, auch wäre man der hemmungslosen Korruption in der Mongolei schutzlos ausgeliefert. Herausforderungen gab es auch so genug. 45 Grad Hitze zum Beispiel und die auf 2000 Metern Seehöhe bereits dünne Luft. „Weil die Luftfeuchtigkeit aber nur 20 Prozent beträgt, spürt man die Hitze nicht.“ Um der Dehydrierung vorzubeugen, hat die Gruppe daher regelmäßige Trinkpausen eingehalten. „So sind wir über den Tag gerechnet auf einen Schnitt von rund 10 Kilometer pro Stunde gekommen.“ Denn von vornherein war klar: Das wird eine Genussreise und kein sportliches Tempobolzen. Wobei die Strapazen SPORTaktiv 121

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