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SPORTaktiv August 2020

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MUT TUT GUT ... GERADE

MUT TUT GUT ... GERADE IN UNSICHEREN ZEITEN. ANTJE VON DEWITZ BESCHREITET MIT DEM OUTDOOR ­ AUSSTATTER VAUDE EINEN MUTIGEN, WEIL RUNDUM NACH­ HALTIGEN WEG. WIE SICH EIN UNTERNEHMEN ÖKOLOGISCH, SOZIAL UND ERFOLGREICH FÜHREN LÄSST, BESCHREIBT SIE JETZT IN EINEM BUCH – MIT SPANNENDEN ERKENNTNISSEN. VON CHRISTOF DOMENIG Im Jänner 2020 war die Klimakrise das beherrschende Thema – was sich auch auf der ISPO, der weltgrößten Sportartikelmesse in München, zeigte. So „grün“ hat sich die Sport- und vor allem die Outdoorbranche nie zuvor präsentiert. Dann kam der März, Corona, der Lockdown und die wirtschaftlichen Turbulenzen. Erzwungene Total- entschleunigung für viele, sehr viel Ungewissheit allerorts – aber etwa auch die Tatsache, dass sich in Städten die Luftgüte schlagartig besserte ... Der perfekte Zeitpunkt für das Einleiten der „grünen Wende“, an der aufgrund der Klimakrise kein Weg vorbeiführt? Manche Trendforscher sahen jedenfalls schon den Übergang zu einer „Postwachstumsgesellschaft“ eingeläutet. Andere wiederum sahen gerade im Lockdown und den daraus folgenden und noch zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklungen den Beweis dafür, dass nur eine auf stetiges Wachstum ausgerichtete Wirtschaft in der Lage ist, aufgebauten Wohlstand zu erhalten und soziale Krisen zu verhindern. Fotos: Vaude 108 SPORTaktiv

Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des von ihrem Vater gegründeten Outdoorunternehmens Vaude, hat ihr Buch „Mut steht uns gut“ bereits vor der Coronakrise fertiggestellt. Sie beschreibt darin, wie sich Vaude seit ihrem Antritt der Geschäftsführung 2009 von einer Outdoormarke mit einzelnen Nachhaltigkeitsprojekten gewandelt hat – zu einem Unternehmen, das Nachhaltigkeit, Ökologie und einen fairen Umgang mit Menschen zur bestimmenden Unternehmens-DNA machte. Und das nicht nur in Deutschland, sondern etwa auch bei den asiatischen Textilherstellern, mit denen Vaude zusammenarbeitet. Der Weg funktioniert auch wirtschaftlich: Zwischen 2009 und 2019 haben sich Umsatz und Eigenkapital verdoppelt. Zugleich wurde der Outdoorausrüster mehrfach für sein ökologisches und soziales Engagement ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Vaude gilt als Nachhaltigkeitspionier. Unternehmen lassen sich erfolgreich führen, ohne dass es auf Kosten von Mensch und Natur geht, ist Antje von Dewitz überzeugt – auch Corona ändert nichts daran, wie die Unternehmerin und vierfache Mutter im Interview erklärt. Auf der heurigen ISPO präsentierte sich die Sport- und insbesondere die Outdoorbranche so „grün“ wie noch nie. Empfanden Sie das auch so? Definitiv. Wobei sich schon zuvor zeigte, dass Jahr für Jahr immer mehr Unternehmen in unserer Branche dem Thema mehr Raum gaben. Wir als nachhaltige Marke spüren das sehr deutlich, dass immer mehr Menschen ein stärkeres Bewusstsein für Fragen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Fairness entwickeln. Aber es stimmt: 2020 war das sicher noch deutlicher als jemals zuvor merkbar. Sie setzten sich 2009 das Ziel, Vaude zum nachhaltigsten Unternehmen der Outdoorbranche in Europa zu machen. Ist die aktuelle Stimmung – Fridays for Future – für Sie eine Bestätigung, vielleicht auch eine Genugtuung? Als Teil der globalen Textilbranche war für uns immer klar, dass wir nicht ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung sein wollen. Global gesehen haben sich die Probleme in den letzten Jahren dennoch leider verschärft. Von einer Genugtuung oder eher Bestärkung kann man insofern sprechen, als sich unser Weg nach zehn Jahren auch wirtschaftlich als erfolgreich herausgestellt hat. Früher sind wir schon öfters belächelt worden. Aber klar: Als Mutter von vier Kindern würde ich mir wünschen, dass noch viel mehr Unternehmen ebenfalls Verantwortung wahrnehmen würden. Wie geht es Ihrem Unternehmen nach dem Lockdown ab März? Was bedeutet „Mut“ für Sie jetzt in der Krise? Für uns wie für die meisten Unternehmen sind einmal die Umsätze von einem Tag auf den anderen komplett weggebrochen. Wir haben rund zwei Monate gebraucht, um uns zu stabilisieren. Wir erinnerten uns aber auch an andere Krisen, etwa die Finanzkrise 2008. Damals hat die Outdoorbranche sogar Rückenwind bekommen. Die kleine Reise vor der Haustür, das Draußensein in der Natur haben an Wert gewonnen. Wir sind optimistisch geblieben und haben unsere Investitionen nicht gestoppt, im Vergleich zu manch anderen in der Textilbranche, die gleich ganze Kollektionen gecancelt haben. Wir haben auch nur einen kleinen Teil unserer Leute auf Kurzarbeit geschickt. Den Juni haben wir schon wieder mit einem Plus abgeschlossen. Mut in der Krise bedeutet für mich, trotz aller Schwierigkeiten seinen Werten treu zu bleiben, verantwortungsvoll und zuversichtlich zu agieren und für seine Haltung einzustehen. Sie schreiben, dass selbst Vaude-Kunden preissensibel sind: Ist ein Produkt zu teuer, wird es nicht gekauft. Sehen Sie dieses Problem jetzt noch verschärft, wo viele Menschen in Kurzarbeit sind – dass viele noch mehr auf den Preis achten? Lustkäufe bleiben jetzt eher aus. Corona hat vielen gezeigt, dass wir eigentlich nicht so viel brauchen. Aber das ist letztlich ein Gedanke, der uns entgegenkommt. Weil wir un- DIE KLEINE REISE VOR DER HAUSTÜR, DAS DRAUSSENSEIN IN DER NATUR HABEN AN WERT GEWONNEN. SPORTaktiv 109

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