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SPORTaktiv August 2020

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Unmöglich. Sich in

Unmöglich. Sich in normaler Lautstärke zu unterhalten ist unmöglich, so heftig schüttet es in der Pizzeria mitten in Bregenz. Hinter uns: eine Mikrowellen-Margherita als letztes Abendmahl vor dem Abenteuer, vor uns 730 Kilometer bis Mörbisch. Die Pandemie hat fünf Männer kreativ gemacht. Innerhalb der Grenzen (jener des Heimatlandes) wollen wir Grenzen überschreiten – unsere eigenen nämlich. Wenn Urlaub in Österreich das Gebot der Stunde ist, dann nehmen wir es wörtlich und laufen einmal komplett von West nach Ost. Mastermind des Wahnsinns ist wie so oft Klaus Höfler, der die Idee in die Runde wirft, der vier Lauf-Enthusiasten sofort anheimfallen: Joachim Hirtenfellner, Thomas Sommeregger, Clemens Ticar und der Schreiber dieser Zeilen. Dazu drei Gastläufer, die sich bereit erklärt haben uns ein Stück zu begleiten. Einen Tag vor dem Start geht mir das Projekt noch FÜNF MÄNNER, FÜNF TAGE, SECHS BUNDES­ LÄNDER UND 730 KILOMETER VOM WEST­ ZIPFEL AN DEN OSTZIPFEL DES LANDES. DAS LAUFPROJEKT „LAKE 2 LAKE“ BEWEIST: UNVERGESSLICHE ABENTEUER SIND AUCH VOR DER HAUSTÜR MÖGLICH. SPORTAKTIV WAR LIVE DABEI. VON KLAUS MOLIDOR QUER Fotos: Klaus Höfler Oben: Clemens Ticar übergibt in Kematen an SPORT aktiv- Chefredakteur Klaus Molidor. Rechts: Captain Klaus Höfler bei der „Einreise“ in die Steiermark. 42 SPORTaktiv

einmal sprichwörtlich durch den Kopf. „Entspannen Sie sich“, sagt der Herr im weißen Kittel. Faceshield und FFP-Maske dämpfen seine Stimme, während sich das Staberl mit dem Wattekopf weiter in die Nase schiebt und am Rachen zu kitzeln beginnt. Vor das Abenteuer hat die aktuelle Lage den Corona-Test gestellt. Denn zu fünft im Wohnmobil durch Österreich – das wird schwer mit Mindestabstand. Also stellte uns das Hygienicum in Graz die Abstriche zur Verfügung, damit wir DURCH für die Zeit, in der wir unter uns sind, safe sind. „Was machen wir eigentlich, wenn es morgen auch so schüttet?“, fragt Clemens jetzt in der Pizzeria. Die Antwort kann er sofort aus den Gesichtern ablesen und bekommt sie zur Sicherheit blitzschnell und unisono auch akustisch geliefert: Laufen. Deswegen sind wir hier. Von der Seebühne in Bregenz bis zur Seebühne nach Mörbisch im Laufschritt und in fünf Tagen. 14 Stunden planen wir täglich für die rund 140 Kilometer langen Etappen des „Lake2Lake“-Projekts. Weil Österreich aber – Achtung Binsenweisheit – kein flaches Land ist, warten auch knapp 8000 Höhenmeter auf uns. Oder ungefähr einmal von Bregenz auf den Mount Everest. Zuerst aber werfen wir im Regen noch einen letzten Blick auf das imposante Rigoletto-Bühnenbild in Bregenz und einen sorgenvollen Blick auf das Wetterradar. Immerhin ist der Starkregen beim Start ausgeblieben, als Joe die erste Etappe von Bregenz nach Dornbirn Richtung Hohenems in Angriff nimmt. Das Ländle hat an sich viele schöne Stellen, durch das Rheintal ostwärts dominieren aber Industriegebäude an Ortseinfahrten und Supermarktklötze auf der grünen Wiese. Denn natürlich haben wir die kürzeste Route gewählt und nicht die mit den landschaftlichen Höhepunkten. Darum: viel Bundesstraße, auf der am Samstag zum Glück wenig Verkehr ist. Klaus, Schlins, Nüziders, Bludenz. Irgendwie hat man das Gefühl, das Bundesland an den Ortsnamen zu erkennen. Jetzt Klösterle und rauf auf den Arlberg. Der Regen ist abgeklungen, es geht besser voran als geplant. War auch notwendig, denn ein für uns unvorhergesehenes Bergrennen auf den Arlberg hätte unsere Planung beinahe gekillt. 10 Minuten später und die Straße wäre den ganzen Nachmittag gesperrt gewesen. In Flirsch, wo man den drei skifahrenden Matt-Brüdern mit einer großen Tafel am Ortseingang huldigt, stärken wir SPORTaktiv 43

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