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SPORTaktiv August 2021

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Blick von oben auf den

Blick von oben auf den Pumptrack mit Wildbienenparadies in Laax. REGION FLIMS LAAX FALERA „GREENSTYLE“ ÜBERALL W ie auf den Katschberg, haben wir auch in die Schweiz die Reise mit der Bahn angetreten. Heißt hier: Rund 10 Stunden Fahrzeit. Verpasste Anschlusszüge, Umplanungen und Verzögerungen offenbaren auch gewisse „Mühen des Alltags“ beim klimafreundlichen Reisen (freilich: Man kann auch mit dem Auto im Stau stehen). Das Bahnticket weist dafür 151,8 kg eingesparte CO2-Emissionen zwischen Graz und Ilanz aus, dem Schweizer Zielbahnhof nahe dem auf 1100 m hoch gelegenen Laax. Wieder die Frage: Was heißt das eigentlich? Laut CO2-Rechner des „Forums Umweltbildung“ (www.co2-rechner.at) emittiere ich mit meinem Le- bensstil 5,6 Tonnen CO2 jährlich (beim Durchschnittsösterreicher sind es 12,8 t). Was Zahlen und Maßstäbe beim Thema Klimaschutz betrifft, fehlt mir wie vielen Menschen noch der Bezug. In Flims Laax Falera ist „Greenstyle“ überall zu spüren. „Greenstyle“? Ist die Bezeichnung des Nachhaltigkeitsprogramms der „Weiße Arena Gruppe“. Die Abholung vom Bahnhof erfolgt wie am Katschberg per Elektroshuttle. Das Riders Hotel, das auch zur WAG gehört, ist mit Second-Hand-Möbeln eingerichtet und ganz auf Energieeffizienz ausgerichtet. Müllkameras helfen, Abfall zu minimieren, erzählt Hotel Manager Roger Heid. „Zero Waste“ ist eines der Nachhaltigkeits-Ziele der Weiße Arena Gruppe. Frühstück und Abendessen sind im Riders Hotel immer vegetarisch – und auch für Nichtvegetarier ein Genuss. Innovation statt Verzicht auf Lebenlust: Ein Mountainbiketrail lässt sich auch klimaneutral bauen. Mit E-Mountainbikes fahren wir auf einem Trail ab, der CO2-neutral mit Elektrobaggern und -maschinen errichtet wurde. „Es ist gar nicht leicht gewesen, die Maschinen aufzutreiben“, erzählt Sacha Robert vom Trailerrichter „Velosolutions“, „hat aber dann bestens funktioniert.“ Möglich war es aufgrund der Stromanschlüsse durch die Beschneiungsanlagen. Mitten in Laax befindet sich auch ein Pumptrack: Zum Ausgleich für die dafür asphaltierte Fläche sind die Grünräume dazwischen als Wildbienenparadies gestaltet, 2000 Stauden wurden dafür gepflanzt. Viele weitere Beispiele ließen sich nennen. So wichtig jede einzelne Maßnahme ist, so sehr zählt auch das „große Ganze“. „Laax möchte die erste selbstversorgende Alpenregion werden,“ so die Vision, die der Greenstyle-Verantwortliche Reto Fry seit Jahren verfolgt. Das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 ist eng mit 100 Prozent in der Region produzierter, erneuerbarer Energie verknüpft. Auch Bergbahnen ließen sich mit dieser Energie CO2-neutral betreiben. Beim Skifahren sieht Fry die größte Herausforderung der Dekarbonisierung in der Pistenpräparierung. Die Zukunft liege wohl bei wasserstoffgetriebenen Geräten. Fotos: Flims Laax Falera/Ruggli, Flims Laax Falera, Sabine Zoller 104 SPORTaktiv

Fry hat den Energiebedarf der Region berechnet und beziffert ihn mit 290 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr. 70 Gigawattstunden stammen derzeit aus erneuerbaren Quellen. Das Potenzial für 100 Prozent erneuerbare, regional produzierte Energie wäre jedoch schon vorhanden: 160 GWh ließen sich aus Solarenergie gewinnen (Anlagen auf allen Hausdächern), 10 GWh aus einem Windpark, 90 GWh aus Wasserkraft (unter Rücksichtnahme auf die Flüsse als Lebensraum), 30 GWh aus Biomasse. Ergibt die benötigten 290 GWh. Würde man aber zugleich alle Einsparungspotenziale nutzen, würde der Bedarf der Region sogar auf 180 GWh sinken. „Wir wollen den Leuten auch zeigen, dass es möglich ist“, sieht Fry solche Rechenbeispiele als motivierende Bewusstseinsbildung. Den Menschen eine Vorstellung geben, dass Anstrengungen etwas bewirken, soll auch der „Last Day Pass“. Der nahe Vorab-Gletscher wird bei Fortschreiten der Entwicklung – laut Berechnung – am 5. April 2056 verschwunden sein. Mit dem Kauf eines „Last Day Passes“, eines „Lifttickets für den Tag, der hoffentlich nie kommen wird“ um 80 Franken (etwa 74 Euro), wird eine Tonne CO2 über Kompensationsprojekte eingespart. Was dem Gletscher zehn zusätzliche Minuten schenkt. Mitverfolgen kann man den traurigen „Countdown“ auf thelastdaypass.com. 2023 wird die derzeit noch energiefressende Bergstation mit Restaurants und Unterkünften am „Crap Sogn Gion“ durch ein Passivgebäude aus Holz ersetzt, das ohne Heizung auskommt und Energie nicht mehr verbrauchen, sondern produzieren soll. Ein paar Berge weiter ist eine Gondelbahn geplant, die nur noch mit Passagieren ausfahren wird und so übers Jahr 50 Prozent energiesparender laufen soll. Fry erzählt aber auch von einem laufenden Versuch, Bäume über der derzeitigen Waldgrenze zu pflanzen. Die Heimfahrt aus der Schweiz führt durch die soeben vom Hochwasser getroffenen Gebiete Tirols, Süddeutschlands und Salzburgs. Weiter im Norden Deutschlands ist die Lage in diesen Tagen noch viel schlimmer. Auch das zeigt: Es ist Zeit für den Umbruch. Dass ein solcher im Urlaub nichts mit Verzicht zu tun hat, sondern im Gegenteil ein Gewinn für alle Seiten sein kann, haben die Tage am Katschberg wie in Flims Laax Falera gezeigt. Es kommt nur noch aufs Tun an. Reto Fry, der umtriebige „Green- style“- Beauftragte der „Weiße Arena Gruppe“. SLOWENIEN. MEINE ART DES ABENTEUERS. #ifeelsLOVEnia #myway #sloveniaoutdoor www.slovenia.info SPORTaktiv 105 www.slovenia-outdoor.com

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