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SPORTaktiv August 2021

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uns hintereinander

uns hintereinander zwischen alten Häusern und gusseisernen Laternen durch die Gassen. Das erste Mal kommt ein gewisses Unbehagen auf. 60 Kilometer liegen noch vor uns und noch doppelt so viele Höhenmeter, wie wir bisher gemacht haben. Der Ledrosee und der Trinkstopp am Brunnen wischen dann alle Bedenken weg, auch wenn es jetzt ein paar Minuten richtig steil bergauf geht. Dafür sind wir nahezu alleine und schrauben uns auf Asphalt höher und höher hinauf. Nie flach, aber auch nie steil erheben wir uns über Ledrosee und Wald. Dramatische Wolken schieben sich ins Bild und verstärken Anspannung und Vorfreude gleichermaßen. Am Rifugio Garda auf knapp 1800 Meter kommen Spaghetti Pomodoro und Espresso dann keine Sekunde zu früh, um Oberschenkel und Sitzfleisch einmal durchschnaufen zu lassen. Bis hierher war es schon schön, aber was danach kommt, ist unbeschreiblich. Auf grobem Schotter geht es noch knappe zwei Kilometer bergauf, durch Nebelschwaden, aus denen es leicht regnet. Dann die Passhöhe, der erste Tunnel. Stockfinster ist es in der Mitte, ein Gefühl der Schwerelosigkeit überkommt mich, dann das Licht am Ende – eine Neugeburt in einer anderen Welt. Vor uns liegt ein Serpentinen-Karussell mit Tunnels, Kehren, leichten Wellen. Nach sieben, acht stellt sich der Flow ein, mit einer Glücksgefühlswelle, die mich millimeternah an den Übermut spült. Der Fotostopp am Felsvorsprung ist jetzt erreicht. Einatmen, ausatmen, ich bin kurz davor, wie ein Adler die Schwingen auszubreiten. Die Gefährten holen mich zurück in die Normalität. Nach 7,5 Kilometern ist die Schotterkurvenhatz vorerst vorbei und wir sind im Wald. Es folgt eine neun Kilometer lange Querfahrt auf 1200 Meter Höhe, fast ausschließlich mit Blick auf den Lago und ohne nennenswerten Höhenmeterverlust. Mehr Genuss geht kaum. Kupiertes Gelände, ein paar kleine Stufen, kurze Anstiege, wieder Schotter und Waldboden – ich spüre: Heute ist mein Tag. Am Passo Rocchetta verzichten wir auf den Abstecher zum Foto-Point mit See-Hintergrund. Das Erlebnis geht vor und hier beginnt es noch einmal neu. Die Trailpassage Richtung Pregasina wird mir zum absoluten Highlight, ich überrasche mich selbst, fahre über Stufen, Steine und durch Kurven, an die ich sonst nie zu denken wagte. Vor der Kirche in Pregasina rinnt mir das Adrenalin aus den Ohren. Auf den Asphaltkehren runter ans Ufer wünsche ich mir, dass der Tag nie enden möge. Vergesst alles, was sie euch über die Tremalzo-Runde erzählt haben – es ist noch viel besser. Fotos: Edward Oosthoek, Heidrun Salmhofer, Christoph Heigl Anfang, Ende, Wiedergeburt. Der Tremalzo-Tunnel auf 1830 Metern (rechts) ist im wahrsten Wortsinn ein Höhepunkt der Tour. Dann geht es knapp 2000 flowige Höhenmeter retour zum Gardasee runter. Über den berüchtigten Tremalzoschotter, durch alte Tunnel und Haarnadelkurven. Adrenalin pur.

omplimenti! Kollege Klaus hat bei seiner Beschreibung des Mythos Tremalzo in jedem Wort recht. Die erste Fahrt war für ihn offenbar ein genauso überwältigendes Erlebnis wie für mich damals. Nur liegt meine Erstbefahrung schon fast 30 Jahre zurück und fand in einem Sommer in den frühen 90er-Jahren statt. Viele weitere sollten folgten. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert? Am Berg naturgemäß wenig. Millionen Jahre alter Fels rührt sich nicht mehr. Die Tunnel, der Schotter, das Panorama, alles noch fantastico. Und auch wenn Gardasee-Bikepionier Uli Stanciu jetzt seufzen wird: Der Hotspot Gardasee Nord und der Tremalzo sind immer noch jede Reise wert. Stanciu wird allerdings nicht müde zu predigen, dass es noch viel schönere, viel weniger frequentierte und lohnendere Biketouren in der Region gibt. Doch für mich sind die 100 Jahre alte Militärstraße vom Tremalzo zum Passo Nota und der Passo Rocchetta jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis – gleich wie in den 90ern, von Christoph Heigl, Tremalzo-Wiederholungstäter als der erste Bikeboom in den Mainstream schwappte und wir als junge Staunende mittendrin waren. Zur Feier des Tages war ich auch heuer mit einem flotten Race-Hardtail unterwegs. Damals gab es praktisch nix anderes, heuer aus Nostalgiegründen wieder, geht alles noch. Aber rundherum hat sich vieles verändert. In den Hängen rund um die Mekkas Riva und vor allem Torbole wird gebaut, als gäbe es kein Morgen. Es ist zu befürchten, dass mit jedem Luxustempel und mit jeder feudalen Appartementanlage aus dem sportlich-dynamischen Gardasee eine mondäne Destination wie der Comer See oder der Lago Maggiore wird. Vor 30 Jahren hat sich hier niemand um Biketrails und Bikeverbote gekümmert, alles war chillig und (fast) alles erlaubt. Jetzt gibt es empfindliche Einschränkungen, Verbote und hohe Geldstrafen. Schöne alte Lago-Freiheit, wo bist du hin? Und dann die Tremalzo-Tour selbst. Wer sich damals über die atemberaubende Ponalestraße in die Bergwelt aufgemacht hat, war unter seinesgleichen. Biker und Bikerinnen mit verwegenem Blick und langem Tag vor sich, alle fit bis in jede Muskelfaser. Drehte man sich um, konnte man im Hafen von Riva die Frauen und Kinder erahnen, die mit Ein Pedal, mit dem du einen Schritt voraus bist High Tech Interface TrailMount | BPD-71 mit extra “Specs” als optimale Schnittstelle zu deinem MTB: Robust, langlebig, offenes Design gegen Schmutz, stabiler äußerer Käfig und verstellbare Spannkraft. Mit diesem Pedal bleibst du im Tritt und bist immer einen Schritt voraus. Race to bbbcycling.com

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