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SPORTaktiv Bikeguide 2019

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vollen Trails schon noch

vollen Trails schon noch spannender zu bewegen ist. Das „E“ ist dafür auf vielen anderen Touren lustiger. Und mit dem Anteil „80:20“ fürs E-Bike in zehn Jahren: Das wird so. Es ist immer wieder spannend, Rückmeldungen von Menschen zu hören, die zum ersten Mal auf einem E-Bike unterwegs sind. Was sind da die Hauptargumente? Ein Argument ist die Zeit – was man in kurzer Zeit machen kann. Der „Socialising“-Effekt ist interessant, du kannst Sport in unterschiedlich starken Freundesgruppen und als Pärchen ausüben. Ganz typisch, was ich kürzlich miterlebt habe: Beim Welcome-Drink sagt er, er setzt sich nur seiner Frau zuliebe aufs E-Bike. Nach 20 Minuten biken: „Geil ist es schon.“ Nach zwei Stunden. „Ich frag mal meinen Bikehändler.“ Zwei Tage später hat er eines bestellt. Der Punkt ist: Du kannst zum E-Bike endlos viele Argumente aufzählen, aber im Endeffekt keinem so gut erklären, wie wenn er es selbst erlebt. Du musst es erfahren im wahrsten Sinn des Wortes. Laut „Intersport Sportreport“ wollen sich 750.000 Menschen in Österreich „in Kürze“ ein E-Bike kaufen. Sind das deiner Ansicht nach eher Rad-Umsteiger oder Neueinsteiger? Die Zahl kann ich mir sehr gut vorstellen. Es werden zu einem guten Teil Einsteiger sein. Das E-MTB ist die perfekte Demokratisierung unseres Sports. Du entscheidest, wie du fahren willst, nicht das Gelände. Zu Beginn soll man ja im Flachen fahren und Grundlage aufbauen – und wie, wenn du in den Alpen daheim bist? Finde einmal schöne, flache Strecken! Mit dem E-Bike dosierst du die Belastung, wie du sie brauchst. In Gruppen: Keiner reißt ab, weil der eine im Eco und der andere im Turbo fährt. Und alle haben gemeinsam ihre Gaudi. Durchs E-Bike werden Mountainbikeund Trekkingrad-Segment zusammenwachsen, schreibst du in deinem Blog. Wie ist das zu erklären? Es gibt diese Studie, die in Europa 23 Prozent Roadbiker, 26 Prozent Moun- Der „Mountainbike Kongress“ vernetzt im Herbst 2019 bereits zum vierten Mal Entscheidungsträger aus Bikeszene und Tourismus. tainbiker und 51 Prozent Trekkingbiker ausweist. Ja, mit dem E-MTB fusionieren die Segmente MTB und Trekking. Der normale Trekkingbiker wird sich auf keine Maschine mit 160 mm Federweg setzen, aber auf ein E-MTB mit 100 mm, mit Vollfederung, und er wird eine ganz andere Fahrfreude und ein neues Fahrgefühl erleben. Wiederum vielfach auf La Palma gesehen. Wenn man das Ganze dann noch mit Fahrtechnik auflädt, damit der Neuling den Berg nicht nur gut hochkommt, sondern auch wieder runter – dann hat man das Potenzial für ein riesenerfolgreiches Tool. Werden die neuen Mountainbiker auch auf die Berge und in die Wälder fahren? Oder mit ihrem E-MTB auf Radwegen dahinrollen? Sie fahren ja schon jetzt in die Berge. Man sieht es ja, was im Sommer auf manchen Hütten los ist. Wenn ich einem Touristiker die Sportart E-MTB vorstelle, sind das oft Leute, die mit Mountainbiken keine Erfahrung haben. Als Erstes fahren wir ein Stück am Radweg, dann auf einem Forstweg, schließlich auf einem Güterweg und zum Schluss auf einem einfachen Waldwegerl. Dann kommt die spannende Frage: „ DU KANNST ZUM| E-MTB ENDLOS| ARGUMENTE| AUFZÄHLEN. ABER| IM ENDEFFEKT MUSST| DU ES ERFAHREN,| IM WAHRSTEN| SINN DES WORTES.| Was hat dir jetzt am besten gefallen? Eh klar, das Wegerl. „Von der Nische in die Breite“ ist vom Start weg eine Vision, die du mit dem MTB-Kongress verfolgst. Wie breit kann denn das Mountainbiken wirklich werden? So breit, wie das Skifahren es einmal war – und nicht wie es heute noch ist. Bei Einführung der Pflicht-Schulskikurse in den 1970er-Jahren haben zwei Drittel in meiner Klasse keine Ski gehabt. Lösung: 14 SPORTaktiv

Fotos: Daniel Roos, Flyer Die Industrie hat die Ski gesponsert – und jeder weiß, was sich entwickelt hat. Warum nicht das Ganze mit E-MTB-Sportwochen wiederholen? Zum Starten: Wir haben in Österreich 160 Sportschulen mit 30.000 Schülern. Wenn man jede Schule mithilfe der Industrie mit 20, 25 E-Bikes ausstattet, ist der Aufwand überschaubar und es kommen 30.000 Schüler mit einer Sportart in Kontakt. Wenn von diesen 20 Prozent bei der Sache bleiben und noch je vier Freunde infizieren, haben wir 30.000 neue Botschafter pro Jahr. Du hast im Vorjahr das „Projekt20“ initiiert – mit dem Ziel 20 Prozent Anteil des MTB-Urlaubers am Sommertourismus, von 4 Prozent Ausgangslage. In welchem Zeitraum ist das gedacht? Und wird es da nicht eng in den Wäldern und Bergen? Ein Zeitrahmen funktioniert bei der Frage nicht. Klar, es fehlt noch viel. Aber es tut sich auch enorm viel, wir haben viele kleine Mosaiksteinchen, die uns weiterbringen. Zum Platzproblem: Die Sorge höre ich öfter – oder erkenne es an der Körpersprache, wenn ich meine Pläne wo vorstelle. Es geht einfach um die Lenkung und Verteilung. Man sieht es ja auch anderswo: Wenn du im Sommer an manchem Bergsee bist, Menschenmassen, einfach zu viel. Ein paar Kilometer weiter bist du allein in der Bergwelt. Wesentlich ist: Das E- Bike wird so oder so ein Riesenthema, weil es ja anders als die Ski nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag nutzbar ist. Die Jungen in den Städten brauchen schon heute kein Auto mehr. E-Bikes ersetzen auch am Land in den Familien schon jetzt das Zweitauto. Die Gesellschaft ändert sich, das E-MTB bringt Gesundheit und Fahrspaß. Was liegt näher, als dieses Potenzial touristisch gut gelenkt zu nutzen? Wie sieht eigentlich die traditionelle Biker-Community deine Vision eines niedrigschwelligen Mountain bike- Breitensports? (Lacht) Also ich glaube, wer sich damit wirklich beschäftigt, hat es schon begriffen. Jene, die den Nimbus von Schweiß, Kraft und Leistung verteidigen und der Meinung sind, dass nur auf den Berg soll, wer ihn sich ehrlich verdient: Das ist eine aussterbende Rasse. Obwohl: Auch heute bin ich noch ab und zu in Männergruppen unterwegs, alle in meinem Alter, zwischen 50 und 60. Alle mit einem roten Schädel und ich, als einziger am E-MTB, hab meine Gaudi. Ich habe aber auch schon mit so vielen geredet, die vom Saulus zum Paulus wurden. „Ich setz mich doch nicht auf ein E-Bike.“ Heute fahren sie in der Mittagspause auf den Berg, weil sie so begeistert sind. Was sich mit einem normalen Bike schon zeitlich niemals ausgegangen wäre. „Ich liebe es, neben meiner Hausrunde auch neue Gebiete zu erkunden. Dafür nehme ich auch gerne größere Bemühungen auf mich um neue Bergregionen, Kulturen, Menschen und natürlich die einzigartigen Trails kennen zu lernen.“ ANDY RIEGER MIT DEM NEUEN TRANS ALPINE PRO 28 SPORTaktiv 15

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