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SPORTaktiv Bikeguide 2021

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E in kurzes Flachstück

E in kurzes Flachstück im steilen Anstieg. Eine flüchtige Windschattenpassage während der Tempobolzerei auf der endlosen Geraden. Ein weicher Wiesenteppich am ruckeligen Trail. Endlich Zeit, den trockengelegten Flüssigkeitshaushalt in Ordnung zu bringen. Ein schneller Griff zur Trinkflasche, eine kurze Drehbewegung und die Flasche löst sich aus ihrer Halterung. Nach ein paar kräftigen Schlucken kein zittriges Bangen, ob die Flasche ihren Weg zurück in den engen Korb findet. Vielmehr wird sie fast wie von Zauberhand in die Halterung gezogen. Einem Magneten sei Dank. „Fidlock Twist“ nennt sich diese Technologie, die vor gut fünf Jahren am Fahrradmarkt aufgetaucht ist und sich weltweit wachsender Beliebtheit erfreut. Im dazu gelieferten Werbeslogan – „Die Befreiung der Radflasche aus ihrem Korb“ – schwingt fast ein Kant’scher Aufklärungsmythos mit: Der Flasche sei bis dahin 86 SPORTaktiv

ERFINDEN IST WIE EINE Fotos: Fidlock PATENTE STATT PARTITUREN: JOACHIM FIEDLER WAR BERUFS­ MUSIKER. HEUTE IST ER ERFINDER UND PATENTE-SAMMLER. MIT SEINEN MAGNET-MECHANISCHEN HALTERUNGEN UND VERSCHLÜSSEN HAT ER AUCH IN DER ZWEIRAD- BRANCHE FÜR FRISCHEN WIND GESORGT. PORTRÄT EINES DANIEL DÜSENTRIEBS UNSERER ZEIT. VON KLAUS HÖFLER ausstattungsmäßig einfach „zu dumm“ gewesen. Erst das Fidlock-System machte aus ihr ein „smartes“ Utensil – und ermöglichte, ganz nach Kant, den Ausbruch aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit. Erfunden wurde das System von einem Musiker. Es ist eine Geschichte, die in einem Cellokasten beginnt. Der tropfende Wasserhahn, die immer aufspringende Türschnalle, das um einen Tick zu enge Knopfloch: Es sind die kleinen Funktionsstörungen im Alltag, die das Potenzial zu richtig großem Ärger haben. Bei Joachim Fiedler war es die Halterung des Cellobogens im Transportkasten des Instruments. Sie ließ sich mit einer Hand nur schwer bedienen. Für die breite Masse ein Minderheitenproblem. Für Fiedler, damals Berufsmusiker, angesichts täglicher Übungseinheiten ein lodernder Herd des Ärgers. Eine bessere, einfacher zu bedienende Lösung musste her. Es war der Beginn des schleichenden Endes der professionellen Musikerkarriere Fiedlers. Denn der von ihm entwickelte Magnetverschluss entpuppte sich als Erfolg. Das war 2007. Mit der Markttauglichkeit seiner Innovation zerbröselte allerdings auch der eingeschlagene Berufsweg. Fiedler, der bei einem weltbekannten Cellisten in Berlin studierte und dank Engagements unter anderem bei den Berliner Philharmonikern die Konzertsäle der Welt bespielte, tauschte Bogen, DROGE Instrument und Noten gegen Schreibtisch, Werkbank und Konstruktionspläne. Eigentlich war es nur eine Rückkehr zu den anderen beiden eher konstruktiven denn künstlerischen Berufswünschen, die Fiedler nach seiner Matura für sich definiert hatte. Neben Cellist hatte er noch Geigenbauer oder Atomphysiker auf seiner Liste. „Ich habe schon immer gerne gebastelt und experimentiert“, erinnert sich Fiedler. „Immer geisterten Ideen in meinem Kopf. Meine Schwestern erzählen noch heute, dass ich als junger Bub einen Mähdrescher gezeichnet habe, der vorne das Korn drischt, und hinten kamen die Marmeladebrote raus.“ Statt Marmeladebrote wurden es Magnetverschlüs- STATT MARMELADE­ BROTE WURDEN ES MAGNET- VERSCHLÜSSE. SPORTaktiv 87

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