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SPORTaktiv Dezember 2017

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GRUNDREGELN FÜR

GRUNDREGELN FÜR SKITOUREN IM GELÄNDE VOLLSTÄNDIGE SICHERHEITS- AUSRÜSTUNG MITHABEN: LVS-GERÄT (AM KÖRPER UND AUF SENDEN GESTELLT), SONDE, SCHAUFEL, ERSTE-HILFE-PAKET, BIWAKSACK UND HANDY, EVT. ZUSÄTZLICH LAWINENAIRBAG DEN UMGANG MIT DER SICHER- HEITSAUSRÜSTUNG STÄNDIG TRAINIEREN GEWISSENHAFTE TOUREN- PLANUNG DURCHFÜHREN LAWINENLAGEBERICHT BEACHTEN VERHÄLTNISSE IM GELÄNDE BEACHTEN W3 – „WER GEHT WANN WOHIN“ So heißt das Konzept der Naturfreunde Österreich für sicheres Bewegen im alpinen Wintergelände. Es hilft bei der Selbsteinschätzung, indem es vier Gruppen von Skitourensportlern definiert: „Einsteiger“, „mäßig Fortgeschrittene“, „Fortgeschrittene“ und „Profis“. Und es gibt allen vier Gruppen klare Verhaltensempfehlungen mit auf den Weg. w3.naturfreunde.at Das 2. Internationale Lawinensymposium der Naturfreunde Österreich und der ZAMG Steiermark fand am 7. Oktober 2017 in Graz statt. 20 Vortragende aus Österreich, der Schweiz, Norwegen und Kirgisistan referierten zum aktuellen Stand im Bereich der Lawinensicherheit. www.lawinensymposium. naturfreunde.at Lawinenlagebericht am Nachmittag Ebenfalls vor zwei Jahren hatten die Naturfreunde gefordert, die täglichen Lawinenlageberichte am Nachmittag statt morgens herauszugeben. Schließlich geschieht die Tourenplanung am Vorabend der Tour. Dieser „Lawinen-Prognosebericht“ bis 17 Uhr wurde inzwischen in der Steiermark, in Niederösterreich und Kärnten umgesetzt. Von positiven Erfahrungen damit berichteten Friedrich Salzer vom Lawinenwarndienst Niederösterreich und sein steirischer Kollege Alexander Podesser. Eine Onlineumfrage der Niederösterreicher zeigt, dass über 83 Prozent der Nutzer den Nachmittags-Prognosebericht für eine Verbesserung halten. „Ziel ist es jetzt, dass die Umstellung auf den Nachmittagsbericht auf ganz Österreich ausgeweitet wird“, betonte Symposiums-Mitveranstalter Martin Edlinger von den Naturfreunden Österreich nach der Veranstaltung. Unterstützung erhielt die Forderung vom SICHERHEITSSTANDARDS KENNEN UND EINHALTEN: Z. B. ENTLASTUNGSABSTÄNDE STEILES „SPITZKEHRENGELÄN- DE“ ÜBER 30 GRAD NUR ALS FORTGESCHRITTENER MIT ENT- SPRECHENDEM URTEILSVERMÖ- GEN BEGEHEN ODER BEFAHREN – ODER SICH EINEM PROFI-BERG- FÜHRER ANVERTRAUEN STÄNDIG DAZULERNEN: IN KURSBESUCHEN BEI ALPINEN VEREINEN WIE DEN NATURFREUNDEN, VON PROFI-BERGFÜHRERN Foto: Alpinpolizei, Naturfreunde/Leitgeb 122 SPORTaktiv

Schweizer Lawinenprognostiker Thomas Stucki, wo es den Nachmittags-„Lawinenbulletin“ bereits seit mehr als 20 Jahren gibt. Auch eine Rechtsfrage Ein großer Block des Symposiums war der Materie „Recht“ gewidmet. Dabei wurde ein Skitourenunglück, das sich 2007 in der Steiermark zugetragen hatte, sowie dessen juristisches Nachspiel aufgerollt. Und zwar in mehreren Vorträgen aus der Sicht der beteiligten Experten: Den Alpinsachverständigen Franz Deisenberger und Arno Studeregger, dem Bergrettungsarzt Bernd Heschl, dem Staatsanwalt Walter Plöbst und dem Alpinpolizisten Klaus Pfaffeneder. Bei dem Unglück war ein Skitourengeher ums Leben gekommen; der zweite, von der Lawine unversehrt, hatte den Freund geborgen, vergeblich zu reanimieren versucht und die Rettungskräfte verständigt. Durch widrige Umstände (zum Beispiel gab es am Berg keinen Handyempfang) trafen die Rettungskräfte erst viereinhalb Stunden nach dem Unfall am Unglücksort ein. So tragisch Fälle wie dieser von sich aus bereits sind, kommt hinzu, dass Unfälle, bei denen Personen zu schaden kommen, Ermittlungen durch Polizei und einen Staatsanwalt nach sich ziehen. Unglücke können, wenn etwa fahrlässiges Verhalten festgestellt wird, gerichtliche Nachspiele haben und auch zu strafrechtlichen Verurteilungen führen. Im dargestellten Fall brachten die Ermittlungen ans Licht, dass beide Sportler mäßig fortgeschritten und im Umgang mit Rettungsmaßnahmen geübt waren. Am Vorabend hatten sie gemeinsam die Tourenplanung durchgeführt und den Lawinenlagebericht studiert. Sie wollten über den Bergrücken aufsteigen und auf gleicher, ungefährlicher Route wieder abfahren. Aus Schneemangel auf der Aufstiegsroute entschieden die beiden sich zu einer anderen Abfahrtsroute, in der das Unglück dann passierte. Auch dort hatten sie die üblichen Sicherheitsmaßnahmen, dem Gelände angepasst, eingehalten. Wer der beiden Sportler die Lawine letztlich ausgelöst hatte, war für den Sachverständigen nicht endgültig feststellbar. Die Gerichte kamen in dem konkreten Fall nicht mehr zum Zug: der Staatsanwalt stellte die Ermittlungen gegen den überlebenden Sportler ein. Beim Symposium machte die Richterin Dalia Tanczos jedoch deutlich: Berge sind kein rechtsfreier Raum. Standard-Kenntnisse zur Vermeidung von und zur Hilfe nach Lawinenunglücken erwartet die Rechtsprechung nicht nur von professionellen Bergführern, sondern von jedem, der sich ins Gelände begibt. Ein Grund mehr, nur gut ausgerüstet und mit dem für die gewählte Tour notwendigen Wissen ausgestattet, selbstständig auf Skitour zu gehen. AUF DIE FELLE, FERTIG – ATTACKE! Die Mountain Attack in Saalbach Hinterglemm ist das größte und härteste Skitourenrennen Österreichs. 12. JÄNNER. Nicht weniger als sechs Gipfel und 3008 Höhenmeter erwarten die Teilnehmer der 20. Mountain Attack beim nächtlichen „Marathon“ auf der 40-km-Strecke. Die Alternativen zu dieser Königsdisziplin sind auch nicht von schlechten Eltern: Auf der „Tour“-Route sind fünf Berggipfel und 2036 Höhenmeter eingebaut. Bei beiden Varianten liegen Start und Ziel in Saalbach. Beim „Schattberg Race“ geht es lediglich steil nach oben – von Saalbach auf 1003 m zum Ziel am Schattberg auf 2020 m. www.saalbach.com Bernd Zenke, Vordenker der europäischen Lawinenkunde aus Bayern, forderte: „Kameradenrettung viel stärker trainieren.“ SPORTaktiv 123

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