W ie schaut’s aus mit den guten Vorsätzen? Im neuen Jahr haben bestimmt wieder viele mit Sport begonnen. Während aber einige es schaffen, den Sport dauerhaft in ihr Leben zu integrieren, hören viele andere mit dem bewegten Leben wieder auf. „Man würde ja gern, aber …“, hört man dann. Fragt sich: Was machen die, die es schaffen, besser als die anderen, die an ihren sportlichen Vorsätzen und Zielen scheitern? Keine simple Antwort, aber interessante Denkanstöße zu der Thematik liefert eine aktuelle Studie der Universität Wien. Die Frage „Warum (nicht) Sport“ hat sich 2017 ein Team um den Sportsoziologen Prof. Dr. Otmar Weiß gestellt. Die repräsentative Studie zu „Motivatoren“ und „Demotivatoren“ durchleuchtet nicht nur die heimische Breitensportszene, sie hält auch Ansatzpunkte bereit, wie der Sprung ins sportliche Leben wirklich gelingen kann. Für die Studie wurde zunächst die „Sportidentität“ von 1000 Österreicherinnen und Österreichern ab 18 abgefragt: Welche Bedeutung dem Sport im Leben zugeordnet wird, welche Sportarten ausgeübt werden, wie sportlich sich die Befragten selbst einschätzen (siehe dazu auch die „Fakten“-Spalte hinten). Im Hauptteil geht es um die „Motivatoren“, also die positiven Antriebskräfte zum Sportbetreiben; sowie die „Demotivatoren“, die eine Sportausübung verhindern. Insgesamt wurde den Befragten eine Liste mit jeweils rund 20 möglichen Motivatoren und Demotivatoren vorgelegt. Weil einerseits auch Mehrfachnennungen möglich waren und das erhobene Datenmaterial andererseits komplex ist, haben die Studienautoren letztlich nicht nur die absolut erhobenen Zahlen interessiert. Sondern sie sind bei der PROF. DR. OTMAR WEISS ist Sportsoziologe und Leiter des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport an der Universität Wien Auswertung in die Tiefe gegangen, und haben zum Beispiel genannte Motivatoren mit der Häufigkeit der Sportausübung in Verbindung gebracht. Und hier zeigte sich laut Studienleiter Weiß ein Hauptergebnis der Studie: „Es lässt sich ein klarer Zusammenhang zwischen intrinsischer, selbstbestimmter Motivation und der Häufigkeit der Sportausübung herstellen.“ Motivation von innen … Das bedarf einer näheren Erklärung: Gängige Motivationstheorien unterscheiden zwischen zwei Arten von Motivation. Da gibt es die intrinsische, die aus dem Inneren heraus kommt. Also: Freude an der Bewegung. Gegenpol ist die extrinsische Motivation – etwa, wenn Sport ärztlich verordnet wird. Zwischen den Polen liegt eine ganze Bandbreite von Motivationsgründen, die teils fremd-, teils selbstbestimmt sind. Die Übergänge zwischen Fremdund Selbstbestimmtheit sind also fließend. Der Sportsoziologe betont: „Der Mensch strebt nach Selbstbestimmtheit, diese bringt Qualität im Tun. Kurz gesagt: Je selbstbestimmter der Mensch handelt, desto motivierter ist er. Das gilt in jedem Bereich des Lebens. Und natürlich auch im Breitensport.“ Fotos: istock, Prof. Weiss 36 SPORTaktiv
WAS MOTIVIERT DIE ÖSTERREI- CHER ZUM BREITENSPORT, WAS HÄLT SIE DAVON AB? EIN TEAM VON SPORTSOZIOLOGEN DER UNIVERSITÄT WIEN HAT ES SICH ANGESCHAUT. UND MANCHES HERAUSGEFUNDEN, DAS BEI DER MOTIVATION IM SPORTLICHEN LEBEN BEHILFLICH SEIN KANN. VON CHRISTOF DOMENIG STREBEN NACH DEM FLOW … und ihre höchste Ausprägung Zu diesem inneren Antrieb gilt es also zu gelangen. Weiß erklärt weiter: „Die höchste Form der Selbstbestimmtheit ist der Flow-Zustand, in dem Handlung und Bewusstsein verschmelzen.“ Die Definition eines Flow-Erlebnisses folgt heute üblicherweise der Theorie des US-Psychologen Mihaly Cskiszentmihalyi. Sie besagt vereinfacht, dass Menschen sich selbst vergessen und in einer Tätigkeit völlig aufgehen können, wenn sie einer Anforderung voll gewachsen, dabei weder über- noch unterfordert sind. Flow-Erlebnisse lassen sich hirnphysiologisch über die Ausschüttung von Glückshormonen nachweisen. Solche ultimativen Erlebnisse gibt es ebenfalls in vielen Bereichen des Lebens, in der Kunst, in der Arbeit usw. Im Sport werden sie landläufig etwa beim Free ride- SPORTaktiv 37
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