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SPORTaktiv Februar 2020

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Oh, du läufst nur

Oh, du läufst nur Marathon? Andere machen Ultras ...“ Wenn Laien von Distanzen statt Zeiten im Laufsport beeindruckt waren, hatte sich Adharanand Finn oft geärgert. Er lief Marathon unter 3 Stunden. Ultrarunning? War doch kein richtiges Laufen. Sondern „so, als würde man so lange aufs Laufen eindreschen, bis es fast tot ist“. Dann bekam er das Angebot, den Oman Desert Marathon zu testen und darüber zu schreiben, einen – angeblich – einfachen 6-Etappen- Wüstenlauf. Schlecht vorbereitet und ausgerüstet quälte er sich über die 165 Kilometer Gesamtdistanz. Mit etwas Abstand ließ Finn diese Erfahrung dann nicht mehr los: Warum verzeichnet Ultrarunning weltweit so große Steigerungsraten? Was suchen und finden die Sportler hier? 2016 bis 2018 recherchierte der Brite, traf Stars und Sieger wie Kilian Jornet, Jim Walmsley, Zach Miller, Elisabet Barnes oder Camille Herron. Aber auch etliche Hobbyläufer. Er stellte sein Lauftraining um, probierte einen „Ultra“ nach dem anderen, ganz unterschiedlicher Natur: Von wenig bekannten Läufen knapp über 50 km Länge über den seit 1921 ausgetragenen Comrades Marathon(ca. 90 km) in Südafrika, einen 24-Stunden-Bahnlauf, bis hin zu den boomenden Ultra trailruns in den Alpen wie den Lavaredo Ultratrail über 120 Kilometer/5800 hm in den Dolomiten. Mit dem Ziel, sich für den weltweit angesehensten Event, den Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB) mit 160 km und mehr als 10.000 hm, zu qualifizieren. Im Buch „Der Aufstieg der Ultraläufer“ reist der Leser mit „an die Grenzen der menschlichen Ausdauer“, leidet und freut sich mit den Protagonisten und dem Autor in den „Selbsterfahrungs-Abschnitten“ mit. Auf fast 400 Seiten bis zum Finale, das sich kein Hollywood-Autor hätte besser ausdenken können. Das verraten wir natürlich nicht, sondern bitten den Autor zum Interview, fast so episch wie ein Ultra. zu fassen, das erfordert Tiefgang. Das klappt nicht per Telefon. Deshalb war es mir wichtig, wirklich viel Zeit mit Leuten wie Zach Miller und Elisabet Barnes zu verbringen. Damit sie selbst die Zeit und den Raum haben, sich mit mir wohlzufühlen, um über ihre Erfahrungen im Ultralaufen zu sprechen, nicht nur über ihr Training, ihre Ziele usw. Gab es in den Gesprächen einen Moment, der dich besonders überrascht hat? Trotz meiner Antwort vorhin fand ich das Allererste bemerkenswert, was Camille Herron zu mir sagte. Es war am Tag nach ihrem Sieg beim Comrades Marathon. Sie sah mir direkt in die Augen und sagte: „Sie müssen mich interviewen. Ich habe eine verrückte Geschichte.“ Das hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich wirklich beeindruckt, wie extrem viele dieser Läufer irgendwie eine „verrückte“ Geschichten haben. Stark fand ich auch, wie Kilian (Jornet, Anm.) mir erklärte, warum man Risiken im Leben eingehen muss. „Im Leben geht es darum, etwas zu riskieren, nicht darum, am Sofa zu sitzen. Wie jemandem zu sagen, dass du ihn liebst.“ Ein wesentlicher Teil deines Buches handelt von deinen Begegnungen mit Weltklasseläufern. Wie einfach oder schwierig war es, tiefe Einblicke ins Innere der Topathleten zu bekommen? Ehrlich gesagt war es schwer. Es ist nicht leicht, das Gefühl des Ultralaufens in Worte 110 SPORTaktiv

Rennen wie der Lavaredo Ultratrail in den Dolomiten (heuer von 25.–27. Juni) ziehen immer mehr in ihren Bann. DIE SUCHE NACH DEM, WAS FEHLT WARUM ZIEHT ES IMMER MEHR SPORTLER ZU LÄUFEN JENSEITS DER MARATHON DISTANZ MIT TEILS WEIT ÜBER 100 KILOMETERN LÄNGE? WENN ES EINER ERKLÄREN KANN, DANN ADHARANAND FINN: DER BRITISCHE JOURNA- LIST HAT ZWEI JAHRE LANG RECHERCHIERT UND SELBST ZAHLREICHE RENNEN BESTRITTEN, UM DEN „AUFSTIEG DER ULTRALÄUFER“ ZU VERSTEHEN. INTERVIEW: CHRISTOF DOMENIG Foto: Lavaredo Ultra Trail/Alexis Berg SPORTaktiv 111

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