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SPORTaktiv Februar 2020

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WENN ES ENG WIRD IM HANG

WENN ES ENG WIRD IM HANG DER SKITOURENBOOM BRINGT ECHTE HOTSPOTS HERVOR. AUF VIEL FREQUENTIERTEN „MODESKITOUREN“ FÜHLEN SICH SPEZIELL EINSTEIGER AUCH SICHERER. WAS MAN DORT DENNOCH BEACHTEN SOLL – UND WARUM ES SICH AUSZAHLT, Pulverschnee, blauer Himmel und ein Gipfelglück, das nur der eigene Tourenpartner teilt: So schaut das Klischeebild einer Skitour aus. Die Wirklichkeit ist oft profaner. Gerade an schönen Wochenenden im Winter und Frühling ist auf beliebten Routen der Bär los. Die Bezeichnung „Modeskitour“ klingt ein wenig abwertend – aber warum nicht? Die Touren-Hotspots sind meist von Ballungszentren aus rasch zu erreichen und relativ schneesicher. Sie sind perfekt für Fitnesstouren und ein kurz entschlossenes Naturerlebnis – zumindest auf den ersten Blick. Dass manchmal Karawanen von Sportlern, oft mehrere Hundert an einem Tag, zum selben Gipfel streben, nimmt man in Kauf. Eins kommt noch dazu: Gerade Einsteiger haben auf Modeskitouren ein besonders sicheres Gefühl, umgeben von Gleichgesinnten. Andererseits finden auch Modeskitouren im freien und potenziell lawinengefährdeten Gelände AUCH MAL EINEN BERG WEITER ZU SCHAUEN. statt und die Belastung der Schneedecke spielt bei der Lawinenauslösung eine entscheidende Rolle. (Zu) viele Sportler auf (zu) kleinem Raum in einem Lawinenhang können dabei durchaus zum Sicherheitsproblem werden. Arno Studeregger ist Lawinenprognostiker, Alpinsachverständiger und Mitveranstalter des alle zwei Jahre in Graz VON CHRISTOF DOMENIG stattfindenden Internationalen Lawinensymposiums. Bei der jüngsten Veranstaltung im letzten Oktober hat er auf diese bisher wenig beachtete Sicherheitsproblematik auf Modeskitouren, zu viele Menschen auf zu engem Raum, aufmerksam gemacht. Und zwar anhand eines konkreten Unfalls aus dem Jahr 2017: Am Großen Bösenstein wurden 158 SPORTaktiv

DR. ARNO STUDEREGGER ist Lawinenprognostiker beim Lawinenwarndienst Steiermark, Alpinsachverständiger und Bundesreferent für Skitouren bei den Naturfreunden Österreich. MARTIN EDLINGER ist staatl. geprüfter Berg- und Skiführer, Abteilungsleiter für Skitouren und Bergsport bei den Naturfreunden Österreich. www.naturfreunde.at drei Menschen verschüttet, einer starb, einer wurde verletzt. Da unterschiedliche Gruppen auf engem Raum zusammenkamen, manche aufsteigend, andere abfahrend, konnte kein Unfallverursacher ermittelt werden. Wir haben darüber in der letzten Ausgabe schon kurz berichtet – im Sinn der Sicherheit haben wir aber nun noch einmal nachgehakt Fotos: Getty Images, Naturfreunde/Martin Edlinger und wollen genauer ausführen: Worauf sollen Tourengeher auf stark frequentierten Skitouren achten? Was kann man tun, wenn man selbst zwar wichtige Entlastungsabstände einhalten will, aber andere die Empfehlungen ignorieren? Martin Edlinger, Bergführer und für die Naturfreunde Österreich Mitveranstalter des Lawinensymposiums, hält zu- nächst grundsätzlich fest: „Dass Einsteiger stark frequentierte Skitouren als Möglichkeit sehen, um Erfahrung im Gelände zu sammeln, ist zunächst nicht falsch. Wir empfehlen Modeskitouren in unserem Sicherheitsleitfaden w3 ausdrücklich als eine Möglichkeit für Toureneinsteiger.“ Wird eine Tour viel gegangen, sind Schwachschichten in der Schneedecke oft zerstört und die Gefahrenlage nimmt dadurch ab. Der Schluss, dass auf Modeskitouren überhaupt keine Gefahr besteht, man auf den „ausgetretenen Pfaden“ und als Teil der Gipfelkarawane etwa keine Tourenplanung durchführen müsste: Der wäre jedoch völlig verkehrt! Martin Edlinger: „Wo viele Menschen unterwegs sind, kommt man schnell zur Einschätzung, dass es ungefährlich ist. Wenn einer in einen Hang reingeht, geht der Nächste sicher auch rein.“ Lemmingverhalten kann man das salopp bezeichnen. Doch Sicherheitsgefühl und echte Sicherheit sind zwei Paar Schuhe. SPORTaktiv 159

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