ler wie Strongman-Weltrekordler Patrik Baboumian vor, bei denen die vegane Ernährung als Hauptkriterium für ihre Erfolge dargestellt wird. Dinge wie Talent, Training, Taktik, Glück oder Teamspirit werden kaum ins Kalkül gezogen. Beispielsweise werden einige Footballspieler der Tennessee Titans beim veganen, privaten Essen gezeigt und das neugewonnene Essverhalten der verhältnismäßig kleinen Gruppe dann als Erklärung geliefert, warum das (rund 50-köpfige) Titans-Team dann „erstmals seit ewig“ wieder die Playoffs geschafft hat. „Nicht: Vegan ist richtig und Mischkost ist falsch“, sagt Fritz. „Und umgekehrt stimmt das auch keineswegs. Wissenschaftlich lässt sich aber zusammenfassen, dass eine ausgewogene Mischkost und eine überlegte pflanzenbasierte Ernährung ES BESCHÄFTIGEN SICH MENSCHEN MIT ERNÄHRUNG, DIE DAS VORHER NICHT GETAN HABEN. DAS IST SEHR POSITIV. gleich auf sind und keines wirklich Vorteile für die Leistungsfähigkeit bedeutet.“ Das bringt auch Jane Bergthaler, Diätologin mit Spezialgebiet Sporternährung, prägnant auf den Punkt: „Eine wie im Film aufgezeigte Leistungssteigerung über Ernährung ist grundsätzlich denkbar. Aber dazu müsste sich jemand vorher ausschließlich von Wurstsemmeln, Limos und Fast Food ernähren und dann auf gesunde, nährstoffreiche Kost umsteigen. So wie im Film ist das viel zu einseitig.“ Was wiederum Fritz bestätigt: „Die unglaublichen Erfolge der Sportler in der Doku beruhen entweder auf einer Steigerung der Aufnahme von Kohlehydratenn oder darauf, dass sie einem Placeboeffekt unterliegen. Beim Wettkampf mit dem Gedanken anzutreten, dass ich allen überlegen bin, weil ich mich anders ernähre, kann schon die nötigen letzten Sekunden für den Erfolg bedeuten.“ Den Sinn, Menschen wachzurütteln, erfülle die Doku, meint Fritz: „Viele Probleme sind im Sport und im Alltag auf die falsche Ernährung zurückzuführen. ,Train the Gut‘ (Anm.: „Trainiere den Darm“) ist ein Begriff, der noch vor wenigen Jahren im Sport unbekannt war. Ich bin immer wieder verwundert, auf welch hohem Niveau Training und Material bei einigen Sportlern sind, sie sich jedoch noch kaum mit ihrer Ernährung auseinandergesetzt haben. Da gibt es viel Potenzial im Sport.“ Die Machart von „Game Changers“ ist allerdings ein anderes Kapitel. „Wissenschaftlich betrachtet ist sie eigentlich schrecklich“, urteilt Fritz rigoros. Für Bergthaler ist „die Quellenangabe nicht auf hohem Niveau, generell ein Problem in vielen Medien“. Studien, die keine sind, werden als Quellen angegeben, Nebensätze von Experten zu Weisheiten aufgebauscht. Der Promifaktor und schnelle Schnitte mit Dutzenden Grafiken, Prozentzahlen, Steigerungsraten und Begriffe wie TMAO, heterozyklische Amine und N-Glycolylneuraminsäure verwirren und täuschen Wissenschaftlichkeit vor. Und Angstmache: Ein um 400 bis 500 Prozent erhöhtes Risiko für Krebs, beispielsweise Prostatakrebs, hätten Fleischesser, sagt die Doku. Völliger Blödsinn, sagen unabhängige Experten. Im Film will ein Experiment beweisen, dass schon ein einziger Hamburger den Blutfluss um 27 Prozent mindern könne und 70 Prozent mehr Entzündungsanfälligkeit auftritt. Ein Burrito-Experiment mit drei Sportlern an zwei Tagen (einmal Fleisch, einmal vegan) zeigte zwei Stunden später eine völlig unterschiedliche Färbung des Blutplasmas. Das Plasma nach einem veganen Burrito war wunderbar klar. Fast schon klamaukhaft, aber wenigstens mit etwas Augenzwinkern, erscheint das Erektions-Experiment: Bei drei jungen Sportlern wurden Häufigkeit und Intensität von nächtlichen Erektionen gemessen. In der Nacht mit veganem Burrito als Abendessen erhöhte sich die Dauer der Erektionen bei den drei Athleten um 300 bis 500 Prozent. Aufgeregtes Kichern der Männer in der Doku, seitdem Stammtischgespräch bei virilen Männerrunden. Studien dazu? Fehlanzeige. Und dennoch! Und dennoch überwiegt bei unseren Experten, übrigens beide exzellente Sportler, der positive Aspekt der Doku. „Es beschäftigen sich Menschen mit Ernährung, die das vorher nicht getan haben. Es ist nicht schwierig, aber man sollte einige Basics wissen und verstehen“, meint Fritz. Dazu brauche es aber mehr als diese Doku. „Die Menschen sollten sich nicht so leicht von Blogs oder Webseiten im Internet beein- JANE BERGTHALER, BSC MSC ist Diätologin mit Spezialgebiet Sporternährung www.diaetologisch.at DR. ROBERT FRITZ ist Sport- und Ernährungsmediziner www.sportordination.at Fotos Dr. Robert Fritz, Jane Bergthaler 32 SPORTaktiv
AN SICH EINE GUTE SACHE. ABER GAME CHANGERS IST RADIKAL. DA SOLLTE MAN DIE KRITIKPUNKTE GUT AUFBEREITEN. flussen lassen. Seriöse Literatur ist nicht immer leicht zu finden. Und bitte nicht von Experten beraten lassen, die im ersten Gespräch bereits ein Produkt verkaufen wollen, ohne das ihr angeblich nicht leben könnt.“ Eine Info zur Doku, die wohl zweckdienlich ist: Produzent Cameron und seine Frau Suzy, beides Veganer, besitzen millionenschwere Unternehmen, die sich auf pflanzliche Fleischalternativen und vegane Proteinprodukte spezialisieren. Bergthaler: „Ich denke, das müssen die Seher wissen, sonst werden sie geblendet. Gute, durchdachte pflanzenbasierte Ernährung an sich ist eine gute Sache. Game Changers ist radikal, da sollte man gut analysieren und die Kritikpunkte aufbereiten.“ Fritz hat in den vergangenen 15 Jahren viele Trends kommen und gehen gesehen: Paleo, High Fat, Low Carb, No Carb, Ketogen, jetzt vegan. „Alle Trends haben für mich etwas Positives gemeinsam: Sie bringen die Menschen dazu, sich Gedanken über die Ernährung zu machen. Keiner dieser Trends hat sich aber langfristig durchgesetzt.“ Das findet auch Bergthaler. „Ich habe generell ein Problem damit, wenn Ernährung zum Hype, zur Religion aufgebauscht wird. Die Doku ist gut, wenn Menschen ihre Ess- und Trinkentscheidungen überdenken, mit Freude zum Kochlöffel greifen und fragen: Wie mache ich einen Linseneintopf? Was ist ein Kicher erbsencurry?“ Sie bezeichnet sich selbst als experimentierfreudig, probiert alles aus und liebt heimische Superfoods wie Leinsamen, Haferflocken und Heidelbeeren. „Ich esse extrem wenig Fleisch, vielleicht drei Mal im Jahr. Da kann ich dann aber mit Gusto ein Beef Tatare oder ein Medium-Rare-Steak essen.“ Auch Fritz ist kein Veganer. „Ich meide Zucker, esse viel Obst und Gemüse, gerne auch Fleisch. Ich habe aber zumindest zwei, drei Tage pro Woche, an denen ich mich vegetarisch ernähre – manchmal auch mehr. Eine pflanzenbasierte Ernährung halte ich für sinnvoll, weniger Fleisch essen sowieso. Eine vegane Lebensweise wäre für mich nicht geeignet. Ich verurteile es aber keineswegs und unterstütze einige Sportler dabei, das erfolgreich umzusetzen.“ Vitamine Bleib‘ gesund! www.burgerstein.at Time 4 SPRING • Das „hohe C“ unterstützt die Funktion des Immun- und Nervensystems • Einzigartige time-release Formel: Wirkstoff-Freisetzung über mehrere Stunden • Trägt dazu bei, die Zellen vor oxidativem Stress zu schützen • Gezielte, ausgewogene Aminosäuremischung mit Taurin, Spurenelementen und Vitaminen • Mit Vitamin B6, B12, Zink, Mangan, Pantothensäure • Unterstützt rasch für mehr Energie und Konzentration im Leistungssport & vor Wettkämpfen • Pulver zum Auflösen im Portionsbeutel „to-go“ mit angenehmen Grapefruit-Aroma In Ihrer Apotheke. IN_Sporta_VitCAv_105x270
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