Buchstaben für ein Halleluja. RFID – dahinter versteckt sich die Technologie von Zeitnehmungen, wie wir sie von Lauf-, Rad- und Triathlonwettkämpfen her kennen. „Radio Frequency Identification“, löst Helmut Wöllik, anerkannter Zeitnehmungsexperte und Sporttelematiker an der FH Kärnten in Klagenfurt auf. Auf Deutsch: Identifizierung mithilfe elektromagnetischer Wellen. Wöllik und sein Team haben Software geschrieben für viele Zeitnehmer und auch selbst eine eigene Zeitnehmung aufgebaut. Antennenschirme, Router, Switches, Netzteile, RJ45-Adapter. Das ist die Welt von Helmut Wöllik, Sporttelematiker an der FH Kärnten in Klagenfurt und ausgewiesener Experte für Zeitnehmung. Mit seinem Team hat er für viele Anbieter die Auswertesysteme entwickelt und irgendwann auch selbst eine Zeitnehmung aufgebaut mit Chips, Antennen und eben jenen oben erwähnten Dingen. Mit zumindest 4 und maximal 15 Leuten kürt er bei Triathlons, Radrennen, Marathons und Co. Sieger und Platzierte. „Denn ohne Zeitnehmung wäre eine Reihung im Sinne der Wettkampfbedingungen nicht möglich“, sagt Wöllik. Stromkabel und WLAN-Verbindungen braucht er, dazu Sensoren, die die Chips der Läufer erkennen und die Zeit nehmen. Waren früher die Champion- Chips, die man auf die Laufschuhe geschnürt hat, das Maß aller Dinge, so werden Einmal-Chips mittlerweile längst auch auf der Startnummer getragen. Fotos: Thomas Polzer 54 SPORTaktiv
Helmut Wöllik in seinem Reich und mit Chips, Relais, Switches und Netzteilen. Entweder ganz dünn und kaum merklich aufgeklebt oder ein wenig dicker in Schaumstoff verpackt. „Damit Schweiß und Regen die Funktion nicht beeinträchtigen können.“ Apropos Chips. Da unterscheidet man zwischen passiven und aktiven. „Passive haben keine Batterie und bekommen die Energie, wenn man an der Zeitnehmungsstation durch das Magnetfeld läuft“, erklärt Wöllik. Der Vorteil: Sie werden direkt auf die Startnummer geklebt, sind somit einfach in der Abwicklung weil man sie nicht extra austeilen und nach dem Rennen wieder einsammeln muss. Vor allem aber sind sie günstig. Weniger als 50 Cent kostet so ein Chip. „Wenn man sie zu Tausenden bestellt wie etwa für einen großen Marathon mit 10-, 20-, 30.000 Teilnehmern kosten sie vielleicht kaum 10 Cent pro Stück.“ Der Nachteil: Sie brauchen etwas länger um aktiviert zu werden, der Streifen, in dem die Zeit gemessen wird, ist also oft ein, zwei Meter breit. Das kennt man von den Zeitnehmungsmatten. „Hundertprozentig präzise sind sie also nicht.“ Aktive Chips wiederum sind extrem präzise. „Weil sie eine Batterie haben, die sich kurz vor der Station blitzschnell aktiviert, kann man die Zeit innerhalb weniger Zentimeter bei der Ziellinie zuordnen.“ Dafür sind die Chips dicker und werden entweder auf den Schuhen oder um die Fesseln geschnallt getragen. Und sie sind wesentlich teurer. Die Entwicklung wird auf beiden Sektoren übrigens noch vorangetrieben. Bei den passiven Chips geht es darum, sie nicht nur präziser und noch günstiger zu machen, sondern auch robuster gegenüber Umwelteinflüssen. Bei Massenveranstaltungen wie großen Marathons führt an ihnen kein Weg vorbei. „Weil man schlichtweg nicht genügend Helfer bekommt um 30- oder 40.000 Chips auszugeben und wieder einzusammeln“, sagt Wöllik. Bei den aktiven Chips gibt es mehrere Varianten. „Durch die fortschreitende Miniaturisierung werden auch diese Chips immer kleiner werden. Man könnte sie also auch in Sportuhren integrieren und Vitalparameter mitmessen. Das Problem dabei ist, dass nicht alle Uhrenhersteller dieselbe Software verwenden.“ Chance auf Durchsetzung also sehr gering. „Immer wieder fragen mich Veranstalter und Zeitnehmer auch, ob es nicht möglich wäre, die Teilnehmer auf der ganzen Strecke live zu tracken.“ Das ist prinzipiell auf verschiedene Arten möglich. Mithilfe des Global Positioning Services GPS zum Beispiel, wie wir es von Navigationsgeräten im Auto oder von den modernen Sportuhren kennen. „Aber das braucht noch mehr Energie als ein herkömmlicher DER ZEIT AUF DER SPUR WIE FUNKTIONIERT EIGENTLICH DIE ZEITNEHMUNG BEI EINEM LAUF-BEWERB? WAS LÄUFT DA IM HINTERGRUND, WENN WIR LAUFEN? DIESER FRAGE SIND WIR NACHGEGANGEN. IN THEORIE UND PRAXIS. VON KLAUS MOLIDOR SPORTaktiv 55
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