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SPORTaktiv Februar 2022

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TRAINING Interview

TRAINING Interview „2022 wird dein Jahr!“ Als „SPORTaktiv-Doc“ wird Sport- und Ernährungsmediziner Dr. Robert Fritz unsere Leser ab sofort in jeder Ausgabe medial coachen. Das Interview zum Serienstart. von Alfred Brunner und Christof Domenig; Foto: Thomas Polzer W ie schaffst du es selbst, neben deinen Verpflichtungen als Sportmediziner auf dein Bewegungspensum zu kommen, das dir persönlich guttut? Die Frage höre ich häufig und das ist auch nicht immer leicht mit vielen 14-, 15-Stunden-Tagen. Während der Woche, Montag bis Donnerstag, mache ich daher eher ein Training mit geringeren Umfängen. Wenn ich abends heimkomme, bin ich wie alle anderen auch ein bisschen müde und leer, dann setze ich mich auf meinen Ergometer. Da mache ich ein ganz niedrigintensives Grundlagentraining, um die Basis auszubilden, wirklich etwas für den Fettstoffwechsel zu tun, das ist super erholend. Mit welcher Intensität fährst du mit dem Ergometer? Ich bin ein sehr niedrigfrequenter Typ, mein Grundlagenbereich ist bei Herzfrequenz 90. Nach wenigen Minuten merkt man da, wie durch die Bewegung die Stresshormone verschwinden. Und wenn dir nicht nach Grundlagentraining ist? Wenn es nicht zu spät ist, mache ich am Abend auch ganz gern HIT-Intervalle, also ein High-Intensity-Training. Oder ein Krafttraining, das braucht hohe Intensität, sonst bringt es nichts. Donnerstagabend, spätestens Freitagabend geht es in eine Region: Mountainbiken, Skitouren, Langlaufen, Traillaufen, Wandern. Und dann habe ich noch meine Bewerbe, die ich mir vornehme. Da geht es darum, dass es Spaß macht, tolle Erfahrungen sind und es ist auch irgendwo die Karotte vor der Nase, weil ich dafür etwas machen will, um fit genug zu sein. Du hast eingangs dieses gute Gefühl beim Sport erwähnt. Woher kommt das – sind das die oft zitierten Glückshormone? Da muss man aufpassen: Das „Runner’s High“, die Endorphine oder Nach wenigen Minuten im Grundlagenbereich spürt man, wie die Stresshormone verschwinden. Glückshormone sind eigentlich etwas Fälschliches. Es fühlt sich gut an, aber eigentlich ist es ein Zeichen, dass es den Körper schon überfordert. Wenn du das in jeder Trainingseinheit spürst, so richtig am Fliegen bist: Dann ist das ein Zeichen von Überforderung. Warum fühlt es sich dann gut an? Da muss man in die Steinzeit zurückschauen. Warum haben wir uns bewegt? Wir haben gejagt oder sind geflüchtet. Der Weg in eine hoch intensive Belastung war für den Menschen immer nur für diese Zwecke da. Da musst du performen und der Körper macht alles mobil. Das ist aber nicht gut. Wenn du immer zu intensiv trainierst, kann sich das kurzfristig gut anfühlen, langfristig geht es in die Hose. Drei- bis viermal in der Woche mit dem Runner’s High ist zu viel. Was wäre stattdessen gefragt? Das, was ich gemeint habe, ist der Abbau von Stresshormonen. Und da geht es nicht um Adrenalin und Nor adrenalin, kurzfristige Stresshormone, die sind auch etwas Positives: Das ist zum Beispiel das Projekt, das bis zum Tag X fertig sein muss – kein Problem: Du wirst gepusht, bist leistungsfähig, kriegst es gut hin. Aber: Wenn das eine Projekt noch nicht vorbei ist und das nächste beginnt schon wieder, gleichzeitig sind die Kinder krank, die Oma kommt ins Krankenhaus: Das ist eine Form von Stress, der über Cortisol funktioniert. Ein ganz anderes Hormon. Das ist etwas, das sich langsam raufschleicht, der chronische Stress: Der ist gefährlich, du kriegst psychische Probleme davon, wirst krank. Genau das kannst du mit Bewegung abbauen. Mit einer niedrigen Intensität signalisierst du dem Körper: Entspann dich, es ist alles gut. Wieder in der Steinzeit: Die Flucht ist vorbei, wir gehen Richtung Höhle, zünden uns ein Feuerchen an, alles ist gut. 022

FIT ZUR PERSON Dr. Robert Fritz Der Sport- und Ernährungsmediziner ist einer der Gründer und medizinischer Leiter einer Unit der „Sportordination“ in Wien und einer der bekanntesten Sportärzte in Österreich. Als begeisterter Freizeitsportler hat er unter anderem die Crocodile Trophy bestritten, als Leiter des Medical Centers des Vienna City Marathons war Fritz im vergangenen Oktober Gast beim Ö3-„Frühstück bei mir“. Schon bisher war Dr. Robert Fritz einer der regelmäßigen SPORTaktiv-Experten. Ab sofort wird er als „SPORTaktiv-Doc“ in jeder Ausgabe ein sport- oder ernährungsmedizinisches Thema kompetent beleuchten. www.sportordination.at 023

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