RUN 44 SPORTaktiv
IM LAND DER „ULTRAS“ LÄUFE, LÄNGER ALS EIN MARATHON, WERDEN IMMER POPULÄRER. Aber warum eigentlich? Was ist der Reiz an der Strapaz im XXL-Format? Klaus Höfler, seit mehreren Jahren unser SPORTaktiv-„Mann fürs Grobe“, macht sich Gedanken über ein selbsterlebtes Faszinosum, für das man nicht zwingend verrückt sein muss. Aber es hilft ... TEXT: Klaus Höfler FOTOS: Großglockner Berglauf/©wisthaler.com Irgendwann möchte man es einfach wissen. Geht es dahinter weiter? Wenn ja, wie lange? Und wie fühlt sich das an? Ist man dann alleine oder gibt es dort auch anderes menschliches Leben? Kurzum: Was kommt nach der Ziellinie eines Marathons? Hört die Welt des Laufens tatsächlich nach ohnehin ziemlich langen 42.195 Metern auf? Alles Fragen, die man sich nicht stellen muss. Tut man es dennoch, hat er einen schon infiziert – der Virus „Ultralauf“. Manche entwickeln rasch ausreichend Abwehrkräfte und sind schnell wieder geheilt. Andere werden voll erwischt, nicht selten bildet sich ein suchtähnliches Verhalten nach „Ultras“ aus. Was klingt wie ein Fanklub aus der Südkurve eines Fußballstadions sind in Wahrheit Wettrennen, die zwar unterschiedliche Erscheinungsformen, aber eine gemeinsame Eigenschaft haben: Sie sind immer länger als die klassische Marathondistanz. 50 Kilometer am Asphalt, 100 Kilometer als Trailrun querfeldein, 12 Stunden von A nach B, 24 Stunden auf einem kleinen Rundkurs im Kreis: alles ist möglich. Alles gibt es auch schon irgendwo. Aber ist das alles nicht – sagen wir es höflich – vollkommen verrückt? LANGE ANREISE, LANGER LAUF Es fällt schwer, Außenstehende von einem „Nein“ zu überzeugen. Wahrscheinlich weil der Vorwurf nicht einmal ganz falsch ist. Man muss nicht völlig verrückt sein – aber es hilft. Weil damit das rationale Denken ausgebremst wird. Oder ist es vernünftig, sich als Erstversuch für so eine Expedition in sportliches Neuland gleich einen 80-km-Lauf durch die Schweizer Bergwelt auszusuchen? Eben! Ich habe es trotzdem getan. Die auch angebotene 21-km-Distanz schien mir in keiner Relation zur Anreisezeit zu stehen, auch die 42 km versprühten zu wenig Herausforderung. Also 80. Das hatte nichts mit sattem Selbstbewusstsein zu tun, sondern mit absoluter Ahnungslosigkeit, Nr. 3; Juni/Juli 2017 45
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