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SPORTaktiv Juni 2020

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ATHLETE’S CORNER HIER

ATHLETE’S CORNER HIER SCHREIBEN DIE ATHLETEN: ÖSTERREICHS WELTKLASSE- DISKUSWERFER LUKAS WEISSHAIDINGER ÜBER SEINEN HÄRTESTEN KONKURRENTEN, ERHÖHTE CHANCEN FÜR OLYMPIA, FINANZIELLE EINBUSSEN UND EINEN DEAL MIT DER VERTEIDIGUNGSMINISTERIN. Fotos: ÖOC/GEPA Pictures, Christian Walgram, GEPA Pictures RANNERSDORF STATT TOKIO ins vorweg: Ich halte nichts vom Jammern und habe auch nicht vor, aufgrund der Corona-Krise damit anzufangen. Man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen, und versuchen, das Beste daraus zu machen. Mich hat Jammern jedenfalls noch nie weitergebracht. Trotzdem muss man feststellen: Für uns Sommersportler kam der Lockdown zum brutalst ungünstigsten Zeitpunkt. März und April sind die Monate des 174 SPORTaktiv

LUKAS WEISSHAIDINGER bewahren. Das habe ich einigermaßen hinbekommen – zumindest für meine Verhältnisse ... Zwei bis drei Prozent habe ich durch die Corona-Krise sicher verloren. Das klingt nicht nach viel. Aber bei 68 Metern Weite sind ein Prozent schon 68 Zentimeter, das kann am Ende locker über Sieg und Niederlage entscheiden. Jeder kann sich vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich endlich wieder mit Gregor in der Südstadt trainieren konnte. Wir haben schnell unseren gewohnten Rhythmus gefunden und uns auf unser gewohntes (Trainings-) Niveau eingependelt. Und niemand kann sich ausmalen, wie happy ich war, endlich wieder ein paar Massagen zu bekommen. Elektrotherapie, Kältebecken, Lasertherapie, ich habe alles gemacht, was allein möglich ist. Aber ich habe mir noch nie im Leben so sehr gewünscht, einen Physio- oder Massagetermin zu bekommen. Ich war nach 5 Wochen Heimtraining total verspannt, mein ganzer Körper tat mir weh, es war wirklich hart. Ich habe jedenfalls sehr zu schätzen gelernt, was Gregor und ich in den letzten Jahren an Infrastruktur in der Südstadt aufgebaut haben. Was für mich jetzt total ungewohnt ist: Ich habe jahrelang immer auf ein MAN DARF NICHT UNTERSCHÄTZEN, WIE WICHTIG ES FÜR EINEN SPORTLER IST, DASS ER ZIELE HAT, DASS ER WEISS, DASS SEIN TRAINING IRGENDWO HINFÜHRT. Highlight im Sommer hintrainiert. Das geht mir jetzt ab. So etwas bringt dich aus der Mitte, macht alles schwieriger. Da die Saison so gut wie komplett abgesagt ist und auch die EM Ende August in Paris nicht stattfindet, werden wir auf jeden Fall ein paar Mini-Meetings bestreiten. Das sind Wettkämpfe mit einer Minimalanzahl von Athleten, Trainern und Kampfrichtern, so, wie es erlaubt ist. Jetzt ist mein Höhepunkt eben nicht das Olympiafinale in Tokio, sondern ein Wettkampf in Schwechat oder Rannersdorf. Man darf nicht unterschätzen, wie wichtig es für einen Sportler ist, dass er Ziele hat, dass er weiß, dass sein Training irgendwo hinführt. Es gibt nichts Schlimmeres, als über einen langen Zeitraum ins Leere zu trainieren. Mit einem Ziel vor Augen, hat jede Einheit eine höhere Jahres, in der die Form und die Technik für die ganze Saison geschliffen werden. Genau das war jetzt nur sehr eingeschränkt möglich. Mein Trainer Gregor Högler und ich haben viel über Skype trainiert, was unter diesen Umständen schwer okay war. Aber in einen Bildschirm zu starren ist auf lange Sicht doch etwas ganz anderes, als einen Wurf in 3D zu analysieren. Das hat an meinen Nerven gezehrt, da haben wir sicher an Qualität verloren. Das Wichtigste in dieser Phase war, Ruhe zu Siegerpose: Bei der WM 2019 in Doha holte Lukas Weißhaidinger Bronze für Österreich. SPORTaktiv 175

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