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SPORTaktiv Juni 2021

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Zwischen Eins und Vier

Zwischen Eins und Vier ist ein Weltsong von Rainhard Fendrich, aber auch eine lange Zeitspanne, wenn man im Bett liegt, in die Dunkelheit starrt und das Hirn Granada spielt. Viel zu viele Anforderungen in viel zu kurzer verbleibender Zeit – kennt das wer? Wenn nicht: Muss man nicht kennenlernen. Nach vier geht’s dann langsam wieder, das hat angeblich mit dem nachts absinkenden Serotonin zu tun. Aber es ist ein sicheres Zeichen, dass man etwas für sich machen sollte. Sport zum Beispiel. Ob es mit der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche oder sonstigen Wirren der Zeit zu tun hat – jedenfalls bin ich in letzter Zeit öfters über die Begriffe „Mindful Running“ bzw. „Achtsames Laufen“ gestolpert: Das wird, verkürzt, als eine Art Meditation in Bewegung oder Antistress-Laufen beschrieben. Das kann ich jetzt brauchen. So lande ich bei Johannes Huber: Der Grazer hat seine Diplomarbeit zum Thema „Laufen und Meditation“ schon 2004 geschrieben. Mit dem Heerespilotenausbildner Eligius Adam hat Huber dann später den „Alphalauf“ entwickelt. Adam war auf der Suche nach einer Methode, die es den körperlich erschöpften, aber geistig aufgedrehten Militärpiloten nach einem Flugtag ermöglichen sollte, zur Ruhe zu kommen. Warum eigentlich „Alpha“? Das hat mit den Gehirnwellen zu tun. Im entspannten Alphazustand schwingen sie mit 8–12 Hertz, im Betazustand mit bis zu 30 und im Gammazustand mit bis zu 120 Hertz. Meist rasen wir in Beta bis Gamma durch die Welt. Nicht nur die Heeresflieger, sondern wir alle, bei den unzähligen Eindrücken, die auf uns einprasseln. „MEDITATION IST DIE KUNST, SICH JEDEM AUGENBLICK MIT RUHIGER BEWUSST- HEIT ZU ÖFFNEN. 62 SPORTaktiv

IN DER SENDUNG UNIVERSUM ODER BEIM ZOOBESUCH MIT DEN KINDERN MAG EIN HERUMSPRINGENDES ÄFFCHEN ETWAS BERUHIGENDES HABEN. UNTER DER SCHÄDELDECKE IST ES DAS GEGENTEIL. SELBSTVERSUCH EINER LAUFRUNDE GEGEN DIE RASENDEN GEDANKEN. VON CHRISTOF DOMENIG FOTOS: THOMAS POLZER DAS ÄFFCHEN IM KOPF Es passt auch wie die Faust aufs Aug, dass mir an jenem Dienstag im Mai, bevor ich mich mit Johannes Huber treffe, gleich zweimal der Computer abstürzt, weil mein bescheidenes WLAN im Home office mit großen Datenmengen offenbar auf Kriegsfuß steht. Fotograf Thomas, der sich schon länger mit Meditation beschäftigt, brieft mich auf dem Weg zum Treffpunkt schon ein wenig. Zum Beispiel, was denn der oft (auch von mir) so achtlos verwendete Begriff „Achtsamkeit“ eigentlich bedeutet. „Dass man das, was man macht, richtig und im vollen Bewusstsein macht. Möglichst ohne andere Gedanken, Sorgen und Ablenkung. Regelmäßige Achtsamkeitspraxis hilft, wieder mehr im Moment zu sein, den Moment mehr zu genießen.“ Das ist natürlich eine verkürzte Wiedergabe, klingt aber gleich greifbarer. Es deckt sich auch mit dem, wie Johannes Huber Meditation in Kürzestform auf den Punkt bringt. Mit Victor N. Davich nämlich und dessen Satz: „Meditation ist die Kunst, sich jedem Augenblick mit ruhiger Bewusstheit zu öffnen.“ Huber ist übrigens nicht nur Ultraläufer mit einer Bestmarke von 76,9 Kilometern im Sechs-Stunden-Lauf, sondern auch Doktor der (katholischen) Theolo- SPORTaktiv 63

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