Aufrufe
vor 5 Monaten

SPORTaktiv Juni 2025

  • Weitere Details anzeigen
  • Natur
  • Touren
  • Wandern
  • Tourismus
  • Sportaktiv
  • Berge
  • Klettersteig
  • Fitness
  • Laufen
  • Biken
  • Trailrunning
  • Bergsport
  • Outdoor
  • Rennrad

TOURISMUS

TOURISMUS WanderregionenVom etwas angestaubtenFreizeitvergnügenhatsich Wandern zumAusdruck einesbewussten Lebensstilsentwickelt. Spätestens seitder Corona-Pandemie ist klar: Werheute einen Wanderurlaub plant,sucht nicht nur Natur, sondern auchSinn. „Wanderbare“ Urlaubsregionenmüssen daher mehr bieten alsschöne Wege – sie müssen Geschichtenerzählen, entschleunigenund inspirieren. Doch was genauerwarten Wanderurlauber im Jahr2025? Und wie sehen die Regionenihre Rolle im Spannungsfeld zwischenErlebnis, Erholung und Nachhaltigkeit?Wir haben mit drei Persönlichkeitengesprochen, die mitder Materie tief vertraut sind:Eckart Mandler, Gründer des TourismusvereinsWanderhotels und„Vordenker“ eines sanften, entschleunigtenZugangs zum Tourismus;Vera Schmied von der Region3 Zinnen Dolomiten in Südtirol; undJosef Manahl, „Bereichsleiter (Er-)Lebensmanagement“ in der VorarlbergerRegion Montafon.Erlebnis trifft EntschleunigungWandern ist Gipfelmoment und Sonnenaufgang,Herausforderung undGenuss zugleich. Und genau dieseMischung ist es, die heute besondersgefragt ist. „Die meisten Wanderersuchen heute eine Balance zwischenAnspannung und Entspannung“, sagtEckart Mandler. „Der Weg zum Gipfel,die Anstrengung – das ist ein Erlebnis,das gleichzeitig tief entspannt.“Vera Schmied beobachtet esähnlich: „Die Kombination aus Naturverbundenheitund persönlichemErfolgserlebnis wird immer wichtiger.Unsere Gäste wünschen sichachtsame Abenteuer – Erlebnisse,die berühren, entschleunigen und inErinnerung bleiben.“ Für Josef Manahlist die Dualität des Wanderns –also Entschleunigung und Erlebnis –ein Schlüssel zur Angebotsgestal-FOTO: Montafon Tourismus/ Stefan-KothnerDIE EXPERTENJosef Manahlist Bereichsleiter (Er-)Lebensmanagementin der Region Montafon (V).www.montafon.atEckart Mandlerist Gründer des TourismusvereinsWanderhotels.www.wanderhotels.comVera Schmiedist CMO und CSO der 3 Zinnen AGin der Region 3 Zinnen Dolomiten inSüdtirol (I).www.dreizinnen.comtung, das Leitprodukt „AlpenmosaikMontafon“ vereine beides auf einzigartigeWeise: vielfältige Landschaftenmit individuell gestaltbaren Wegen– vom Talspaziergang bis zurfordernden Bergtour. „Viele unsererGäste suchen beides – sie wollenkleine Gipfelsiege feiern und zurRuhe kommen.“Das Wanderpublikum ist heutevielschichtig. Familien mit Kin-dern, junge Erwachsene, Alleinreisende– sie alle zieht es in die Natur.Was sie eint, ist der Wunsch nachEchtheit, Ruhe und Verbundenheit.„Wandern wird zum Ausdruck einesnachhaltigen und reflektierten Lebensstils“,sagt Manahl. „Umfragenzeigen: Unsere Gäste wollen einstimmiges Gesamterlebnis mit Zeit,Tiefe und Verbindung zur Region.“Die Corona-Jahre waren ein gesellschaftlicherEinschnitt. Die Folge:eine neue, tiefere Wertschätzungfür die Natur und das Unterwegsseinzu Fuß. „Viele Menschenhaben damals zum ersten Mal erlebt,wie heilsam Natur sein kann –nicht als Kulisse, sondern als Raumzum Atmen, Denken und Spüren“,sagt Eckart Mandler. Josef Manahlergänzt: „Der Berg wird nicht alsreine Herausforderung gesehen,sondern als Dialogpartner – ein Ort,der inspiriert und den Blick aufsWesentliche lenkt.“Wer wandert, hinterlässt Spuren– aber möglichst wenige. Die038

OUTDOORneue Wandergeneration denkt bewusstund fragt kritisch: Wie reiseich an? Wo kommt mein Essen her?Was bedeutet regionale Wertschöpfung?Josef Manahl sieht dasdeutlich: „Unsere Gäste sind sehrsensibilisiert. Wir setzen auf konkrete,gut anwendbare Angebote.Am Beispiel öffentliche Anreise –der Großteil der ‚Alpenmosaik‘-Wege startet an Orten, die mit Busund Bahn erreichbar sind.“ VeraSchmied berichtet: „Ein Fokus derGäste liegt darauf, sich vor Ortohne Auto zu bewegen.“ In derFerienregion 3 Zinnen Dolomitensteht dafür ein dichtes Netz öffentlicherVerkehrsmittel zur Verfügung,das von Gästen kostenlosgenutzt werden kann. Eckart Mandlersieht neben dem steigendenBewusstsein für nachhaltige Themenbei Wanderurlaubern auchderen Wunsch nach dem Genießen– und Verantwortung bei den Gastgebern.„Die Herausforderung fürdie Hotels liegt in der Kommunika-Schritt für Schritt im Augenblick: „Wie bei jederWanderung ist auch im Urlaub die Haltung entscheidend.“Unsere befragten Experten empfehlen,Raum für Unerwartetes – und vor allem, die kleinenMomente zu lassen.tion: transparent und authentisch,aber ohne erhobenen Zeigefinger.“Emotionale Bindung gefragtDie Natur ist die Basis. Der moderneWanderurlaub ist jedoch einGesamterlebnis. Eckart Mandlersieht eine gute Infrastruktur, digitaleund analoge Orientierungshilfensowie vorrangig „Gastgeber,denen es gelingt, eine emotionaleBindung zu schaffen“, als wesentlich.„Der Gast will Teil eines Raumessein, der ihm etwas gibt – unddem er im Idealfall etwas zurückgebenkann.“ Josef Manahl zähltauf: „Vielfalt, Zugänglichkeit, guteDer Berg wird alsDialogpartnergesehen, der denBlick aufsWesentliche lenkt.FOTO: Wanderhotels/Martin LuggerInformation, kulinarische Einbindung,nachhaltige Mobilität undehrliche Gastfreundschaft – das gehörtzum Gesamtpaket dazu.“Wesentlich in diesem Paket istdie Kulinarik. „Regionale Kücheschafft Vertrauen“, sagt Mandler,„sie ist ein Ausdruck der Wertschätzunggegenüber dem Gast wieder Region.“ – „Wer wandert, willnicht nur die Region kennenlernen,sondern auch ‚schmecken‘“, so Manahl– „das bewusste Genießen regionalerSpezialitäten gehört zumErlebnis wie der Panoramablick.“Ähnlich Vera Schmied, die in derVerbindung von Südtiroler Bodenständigkeitund italienischerLeichtigkeit ein Alleinstellungsmerkmalsieht: „Traditionelle Gerichtemit einem Hauch Dolce Vitaund Zutaten aus lokalem Anbau undnachhaltiger Produktion.“Weniger ist oft mehrOb ein Wanderurlaub am Endewirklich entschleunigt, hängt auchvom Gast selbst ab. Viele neigendazu, auch im Urlaub möglichst viel„reinzupacken“. „Wie bei jederTour ist die Haltung entscheidend“,sagt Eckart Mandler, „wer Raumlässt für Unerwartetes, wird entspannterreisen.“ Erholung beginneim Kopf – und in der Art, wie wirmit Zeit umgehen, weiß VeraSchmied. Josef Manahl sieht in seinerRegion einen Gegenentwurfzum durchgetakteten Urlaub.Ein Wanderurlaub ist 2025 alsovieles – vor allem auch ein Statementfür Achtsamkeit, Nachhaltigkeitund bewusste Erlebnisse. WerNatur mit Kultur, Komfort mitNachhaltigkeit und Abenteuer mitEntschleunigung verbindet, wirdGäste nicht nur begeistern, sondernsie inspirieren. Am Ende gilt: Derwahre Wert des Wanderurlaubsliegt nicht im Gipfelziel, sondern,wie Josef Manahl es ausdrückt:„Die größte Erholung liegt oft inden kleinen Momenten zwischenStartpunkt und Gipfel.“039

Magazin // E-Paper