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SPORTaktiv Oktober 2021

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NACHLESEN Die Interviews

NACHLESEN Die Interviews mit Usain Bolt, Hannes Arch, Andrea Mayr, Anton Krupicka und mehr DER SPORT RETTET Axel, du hast mehr als 70 Interviews für SPORTaktiv verfasst, wer war der oder die Beeindruckendste? Schwer zu sagen, weil es 70 sehr verschiedene waren und weil wir ja auch immer geschaut haben, dass wir sehr vielseitig bleiben. Häufig haben mich die weniger bekannten Namen mehr gefesselt als die Großen, die extrem häufig interviewt werden und dadurch sehr abgezockt sind. Der Bekannteste war zweifellos Usain Bolt. Das war ein tolles Interview, das relativ offen und ehrlich war. Von denen, die mich wirklich nachhaltig fasziniert und gefreut haben, fällt mir Andrea Mayr ein. Es ging über Schmerzen und sie liebt es, wenn es wehtut. Das war ein sehr erfrischendes Interview. Der mittlerweile verstorbene Hannes Arch fällt mir auch ein. Der war sehr kantig und hatte viele gesellschaftliche Aspekte, das ging weit über den Sport hinaus. Am meisten am Herzen liegt mir wohl das mit Ultraläufer Anton Krupicka. Warum? Der hat meinem Buch „Heldenstoff“ letztlich den Namen verpasst. Also, dass jeder zum Helden werden kann. Der hat auch Philosophie studiert, läuft viel alleine durch die Gegend. Wie überhaupt Leute, die viel alleine in den Bergen unterwegs sind, immer sehr reflektiert sind. Er sagt in einem für mich so elementaren Zitat, dass Flow für ihn die perfekte Verflechtung von Leistungsfähigkeit und Geist ist. „Du fühlst dich wie ein Held und in deinem Universum bist du auch ein Held.“ UNS NORMALERWEISE ERSCHEINEN AN DIESER STELLE TEXTE VON AXEL RABENSTEIN. INTER- VIEWS MIT SPORTGRÖSSEN WIE FELIX GOTTWALD, ROB- BY NAISH, IVICA KOSTELIC ODER KILIAN JORNET. NUN HAT ER AUS SEINEN MEHR ALS 70 INTERVIEWS EIN BUCH VERFASST. ZEIT, DEM FRAGENSTELLER EINMAL SELBST FRAGEN ZU STEL- LEN. WAS ER VON DEN STARS GELERNT HAT UND WIE WICHTIG DER SPORT FÜR DIE GESELLSCHAFT IST. INTERVIEW: KLAUS MOLIDOR 12 SPORTaktiv Foto: Thomas Bönig

Bei einem Superstar wie Bolt – lernt man da den Menschen kennen oder den Sportler? Bei Bolt schon den Sportler. Es saßen ja auch Berater und der Pressesprecher dabei, das schafft automatisch eine andere Situation. Bei ein, zwei Fragen hat der Pressesprecher schon die Hand gehoben, Bolt hat noch geantwortet, die Antwort dann aber gleich abgeschwächt. Da ging es darum, dass er gerne mal sein Leben lebt und abends einmal in den Club geht oder vielleicht weniger als manch anderer trainiert hat, weil er sagt, wenn ich immer nur diszipliniert bin, flippe ich irgendwann aus. Wie viele Sportler, die jahrelang alles geben und plötzlich einen Riesen-Eklat produzieren. Oder Jan Ullrich, der plötzlich Ecstasy nahm, weil er dachte, er verpasst irgendwas. Am Ende hab ich zu „Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway gefragt, weil ich gelesen hab, dass das sein Lieblingsbuch ist. Da war er sehr entgegenkommend und hat sich gefreut, weil es mal was anderes war. Wenn man sich gut vorbereitet und Gedanken macht, wird das honoriert. Gerade bei den Sportlern, die viele Interviews geben. Gibt es einen roten Faden, der alle Interviewpartner miteinander verbindet. Eine Eigenschaft, die alle mitbringen? Alle haben diese bedingungslose Konsequenz um an die Spitze zu kommen, weil es sonst gar nicht geht. Was diese Sportler vereint, ist nicht nur die Disziplin gegenüber sich selbst. Sondern auch die Konsequenz gegenüber ihrem Umfeld. Viele Menschen gehen Kompromisse ein, lassen sich den Willen anderer aufzwingen und sitzen am Ende in einem Büro, in dem sie gar nicht sein wollen. Bei diesen Athleten ist es anders: Sie leben selbstbestimmt und verwirklichen sich. Dabei ecken sie natürlich an. Aber dafür tun sie, was sie wirklich tun wollen. Der Extremkletterer Herbert Ranggetiner hat es wunderbar zusammengefasst. Er sagte mir: Natürlich hat man eine Verantwortung seiner Familie gegenüber. Aber man hat auch eine Verantwortung seinen Träumen gegenüber. Durchhaltevermögen schlägt also Talent? Definitiv. Günter Bresnik hat in einem der Interviews gesagt, es gibt eigentlich kein Talent. Natürlich gibt es Anlagen, aber er sagt, ein großer Spieler gewinnt nicht ein Match oder einen wichtigen Punkt, weil er genial ist, sondern weil er den Schlag 10.000-mal gespielt hat. Für Bresnik war Ernests Gulbis aus Lettland der beste Tennisspieler, den er je trainiert hat, aber er hat die Zusammenarbeit beendet, weil wenn es drauf ankam, hatte er halt doch keinen Bock drauf. Um ganz nach vorne zu kommen muss Anlage auf unbedingten Willen treffen. Das spürt man bei diesen Leuten. SPORTaktiv 13

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