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SPORTaktiv Oktober 2021

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K ohlenhydrate haben’s

K ohlenhydrate haben’s nicht leicht. Noch um die Jahrtausendwende waren sie die Helden des Ausdauersports. Fett macht fett, Kohlenhydrate machen schnell, lautete das Credo. Seit einigen Jahren aber ist alles anders. Nicht nur Hollywood schwört auf Low Carb. Auch prominente Ausdauerathleten wie der Triathlet Jan van Berkel lassen den Brennstoff mittlerweile so gut wie weg. Aber was ist überhaupt dran am Mythos, dass die Strategie wirklich schneller, schlanker, gesünder macht? Die Versprechen der Trend-Propheten klingen verlockend: Verbesserter Fettstoffwechsel. Geringere Abhängigkeit von Kohlenhydraten. Purzelnde Kilos. Optimierte Körperzusammensetzung. Mehr Ausdauerleistung. Argumente, die natürlich auch die Salzburger Sportwissenschafterin und Diätologin Judith Haudum kennt. Die Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Sporternährung (ÖGSE) betreut unter anderem Athletinnen und Athleten im Olympiazentrum Salzburg-Rif und Rennrad-Profis auf der World Tour. Und sie hält mit ihrer Skepsis gegenüber dem Hype nicht hinterm Berg: „Low-Carb-Ernährung ist nicht gesünder. Und sie ist leistungsmindernd. Das wollen viele noch nicht wahrhaben.“ Ein Apfel ist schon zu viel Um zu verstehen, warum das so ist, muss man sich die Low-Carb-Regeln genauer anschauen. Und vor allem, wie sie umgesetzt werden. 20 bis 30 Prozent der täglichen Kalorienmenge dürfen dabei maximal aus Kohlenhyd- Fotos: iStock 20 SPORTaktiv

aten kommen – der Rest aus Fetten und Eiweißen. Bei einem 75 Kilo schweren Ausdauersportler sind das etwa ein Teller Nudeln und zwei Scheiben Brot. Klingt machbar. Noch weiter geht die sogenannte ketogene Ernährung: „Da bin ich mit einem Apfel schon fast über der erlaubten Menge an Kohlenhydraten“, veranschaulicht Haudum. Zu Beginn kann diese Strategie durchaus erwünschte Wirkungen zeitigen, etwa die versprochene Gewichtsabnahme. Ausdauersportlerinnen und -sportler graben sich damit aber letztlich selbst das Wasser ab. „Mit zu geringer Kohlenhydratzufuhr habe ich keine schnell verfügbare Energie. Darunter leidet meine Trainingsleistung“, sagt Haudum. Und nicht nur die: Gesundheitliche Probleme würden sich bald einstellen, das Immunsystem spielt nicht mehr mit. Es kommt zu Erkältungen oder muskulären Problemen, weil der Muskel über eine lange Zeit nicht ausreichend mit Energie versorgt wird. Viele Athletinnen und Athleten schaffen es nicht, sich auf Dauer ohne Kohlenhydrate und fast ausschließlich über Fette die Menge an Kalorien zu VIELE AUSDAUERSPORTLER HABEN KOHLEN­ HYDRATE LÄNGST ZU IHREN NATÜRLICHEN FEINDEN ERKLÄRT. ABER WAS IST EIGENTLICH DRAN AM WAHRSCHEINLICH GRÖSSTEN FOOD- TREND DES BISHERIGEN JAHRTAUSENDS? VON MICHAEL WINDISCH MACHT LOW CARB SCHNELLER? SPORTaktiv 21

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