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SPORTaktiv Oktober 2021

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WENN DAS WETTER PASST,

WENN DAS WETTER PASST, GEHE ICH AUCH SIEBEN MAL PRO WOCHE FLIEGEN. Verhalten in der Natur reichen, braucht es für die Downhill-Variante mit einem Paragleitschirm doch eine einschlägige Ausbildung. Entsprechende Kurse bietet beispielsweise die Flugschule Steiermark regelmäßig an, die von Simon Oberrauners „Buddy“ Thomas Friedrich geleitet wird. Bei Grundkursen kann man dort an sechs Tagen mit insgesamt rund 30 Lehreinheiten die Grundtechniken des Gleitschirmfliegens erlernen, um sicher starten und landen zu können. Neben der Theorie zu Gerätekunde, Aerodynamik, Wetterkunde, Recht und Umweltaspekten sind auch die ersten fünf Höhenflüge inkludiert. Wer höher hinauf und länger in der Luft bleiben möchte, muss vor allem Flugmeilen sammeln. Das gilt auch für die Profis. „Man braucht Sicherheit unter dem Schirm und viele Flugstunden Erfahrung“, sagt Simon Oberrauner. Er ist eigenen Angaben zufolge „immer, wenn es Simon Oberrauner ist trotz Leidenschaft vorsichtig: „Es ist gut, wenn man sich der Gefahr bewusst ist.“ geht, in der Luft“. Heißt? Rund 350 Stunden pro Jahr. „Wenn das Wetter passt, gehe ich auch sieben Mal pro Woche fliegen.“ Anfängern würde er das nicht immer raten. „Es gibt Situationen, in denen ich Schüler nicht fliegen lassen würde“, verweist er auf thermische Verhältnisse, die selbst auf seinem Hausberg, dem Schöckl bei Graz, dem Piloten Können und Kenntnis abverlangen. Ansonsten droht Ungemach. Simon Oberrauner weiß um die Gefahr: „Wenn man sich ihrer bewusst ist, ist es gut, zum Problem wird sie, wenn man sich von ihr überraschen lässt.“ Seine eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und in eine ausweglose Situation zu geraten, bezeichnet er demnach auch als seine „größte Angst“. Keinen Grund zur Einschränkung liefern dagegen die Jahreszeiten. Oberrauner fliegt auch im Winter – dann eben mit Skiern an den Beinen. „Wenn die Schneeverhältnisse nicht gut sind, ist das eine perfekte Alternative, um wieder ins Tal zu kommen.“ Die Materialentwicklungen der jüngeren Vergangenheit spielen ihm dabei in die Hände. Gleitschirm und Zusatz-Equipment werden immer leichter. So gibt es mittlerweile bereits 98 SPORTaktiv

MAN MUSS SICH AUF SEIN KÖNNEN, SEINEN KÖRPER UND EIN STABILES MINDSET VERLAS- SEN KÖNNEN. Schirme, die weniger als zwei Kilo wiegen und damit leicht in einen (Skitouren-)Tagesrucksack passen. Für noch extremere Gewichtsoptimierer sind auch Schirme am Markt, die die 1-Kilo-Marke unterlaufen und deren Seil-Ausstattung 100 Gramm leicht ist. Diese Modelle überzeugen dann aber eher nicht mehr als hoch performende Fluggeräte, sondern dienen aufgrund begrenzter Gleiteigenschaften tatsächlich nur als Abstiegshilfe für bodennahes Runterschweben. Dafür passen sie in jeden Laufrucksack und man spart sich den Downhill. Die normale Ausrüstung beim „Hike & Fly“ ist dann aber doch ein wenig schwerer. Noch eine Gewichtsklasse darüber liegt sie beim Red-Bull- X-Alps, einem Etappenrennen in Lauf- und Bergschuhen und mit Paragleitschirm. Sowohl Simon Oberrauner als auch Thomas Friedrich nahmen heuer im Juni daran teil. Die Route führt über rund 1200 Kilometer von Salzburg westwärts über den gesamten Alpenbogen bis zum Wendepunkt nahe dem Genfer See. Über den Mont Blanc geht es wieder zurück nach Zell am See. Oberstes Ziel: Möglichst wenig „Hike“, möglichst viel „Fly“. Es entspricht Oberrauners Faible, aus allen Bewegungen im Einklang mit der Natur allein mit dem Gleitschirm und der Kraft der Sonne aus dem Gesamtsystem die höchstmögliche Effizienz herauszukitzeln. Dafür hatte er vor den X-Alps bis zu zwölf Stunden pro Woche Trailrunning trainiert, dazu kamen Flugeinheiten und Kartenstudium. Denn einen vorgeschriebenen Weg durch die Bergwelt gibt es bei diesem Wettkampf nicht, aber Kontrollpunkte, die einer nach dem anderen passiert werden müssen. Die Strecke dazwischen suchen sich die Starter selbst. Der Wettkampfalltag für die Athleten reduziert sich dabei auf gehen, laufen, fliegen, schlafen und essen. Begleitet werden sie dabei von kleinen Teams in Autos, die Ausrüstung (Schirm, Kleidung, Verpflegung) – ein rund zehn bis zwölf Kilo schwerer Rucksack – müssen sie aber immer selbst tragen. Geschlafen wird selten mehr als fünf Stunden, getrunken während der Etappen bis zu neun Liter. Antwort auf die logische Folgefrage: Bei langen Flugetappen tragen manche Piloten Urinalkondome. „Zwischen den Turnpoints tauchen viele Faktoren auf, die schnelle und vor allem richtige Entscheidungen erfordern“, sagt Thomas Friedrich: „Da 3168 LOBSTER GTX muss man sich auf sein Können, seinen Körper und ein stabiles Mindset verlassen können.“ „Immer Vollgas funktioniert bei diesem Wettbewerb nicht, aber du musst es mental schaffen, lange konzentriert und fokussiert zu bleiben“, unterstreicht Simon Oberrauner. Ihm gelang das ausgezeichnet. Nach einem fünften (2017) und einem sechsten (2019) Platz, schafft er heuer erstmals den Sprung aufs Stockerl. Nach einem atemberaubenden Finish, bei dem er lange Abschnitte in 3000 Meter Höhe mit bis zu 95 km/h über den Alpenhauptkamm fliegt, landet er schließlich als Dritter auf der kleinen Zielplattform mitten im Zeller See. Neun Tage, zwei Stunden und 18 Minuten ist er unterwegs, das persönliche Flugmeilenund Trailkilometer-Konto am Ende gut aufgefüllt. „Hike & Fly“ in seiner extremsten Form. TRY IT, WEAR IT, (G)LOVE IT. SK light wool Eska Gloves @eskagloves www.eskagloves.com

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