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SPORTaktiv Outdoorguide 2016

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PERSONALITY ROBERT SPAN,

PERSONALITY ROBERT SPAN, BERGFÜHRERBÜRO „STUBAI ALPIN“, NEUSTIFT IM STUBAITAL (T) Robert, seit wann zieht es dich in die Berge? Na ja, die Begeisterung habe ich als Sohn eines Bergführers schon sehr früh mitbekommen. Für mich war bald klar, dass ich mir mein künftiges Leben nicht ohne Berge vorstellen kann. Mittlerweile bin ich seit über 30 Jahren Berg- und Skiführer und habe diese Entscheidung nie bereut. Du hattest also niemals Zweifel an deinem Lebensweg? Nein. Ich bin froh, wenn ich mich im Gebirge aufhalten kann. Ein- oder zweimal hab ich mit der Familie einen Badeurlaub probiert, der Erholungswert war aber eher gering. Wo verbringst du deine Zeit stattdessen? Gibt es bestimmte Gegenden, die dich ganz besonders reizen? Die persönliche Sichtweise ändert sich im Laufe des Bergsteigerlebens. Es sind nicht mehr nur spezielle Gipfel oder Wände, die für mich besonders sind. Heute genieße ich auch entspannte Skitouren ganz bewusst und freue mich über Dinge wie den Sonnenaufgang am Hausberg oder Erlebnisse wie das Eisklettern am gefrorenen Wasserfall. Verlockend sind für mich aber auch Gebiete, die sich von unseren Alpen deutlich unterscheiden. Das Klettern in Wüstengegenden wie im Oman, in Jordanien und Utah hat es mir besonders angetan. Wie würdest du deine Tätigkeit als Bergführer zusammenfassen? Man lehrt, organisiert und motiviert – trotzdem oder gerade deswegen sind wir nicht wie häufig angenommen „die Animateure der Berge“, sondern haben primär für die größtmögliche Sicherheit unserer Gäste zu sorgen. Leider weiß die Öffentlichkeit speziell in nicht hochalpinen Regionen recht wenig über den Beruf des Bergführers, dem in Österreich eine jahrhundertelange Geschichte zugrunde liegt. Wenn zwischen Bergführern, Wanderbegleitern, Bergrettern, Instruktoren und Übungsleitern nicht unterschieden wird, ärgert mich das schon – vor allem bei Medienberichten zu Unfällen, bei denen ehrenamtliche Leiter von Gruppen fälschlicherweise als Bergführer tituliert werden. Verständlich, wenn man um den Umfang der staatlichen Ausbildungen weiß ... Eben. Die erste große Hürde ist dabei schon der Eignungstest, bei dem man neben einem Tourenbericht auch in den Bereichen Skifahren sowie Felsund Eisklettern entsprechendes Können vorweisen muss. Von rund hundert Anwärtern wird meist nicht mehr als ein Viertel zu dieser dann mehrjährigen Ausbildung zugelassen. Aber es lohnt sich: Für mich ist jeder Arbeitstag anders und bringt neue Erfahrungen und spannende Erlebnisse. KONTAKT ROBERT SPAN: WEB: stubai-alpin.com FOTOS: Stubai-Alpin Bergführerbüro, Berg- und Skischule Alpfox 44 SPORTaktiv-OUTDOORGUIDE 2016

ANDREAS PUSWALD, BERG- & SKISCHULE „ALPFOX“, STATTEGG (ST) Andreas, was hat dich bewogen, den Beruf des Bergführers zu ergreifen? Bergführer zu sein ist für mich mehr Berufung als Beruf. Ich war bereits ausgebildeter Skilehrer, begeisterter Kletterer und habe Sport studiert – da hat eines zum anderen geführt. Und was ist für dich das Besondere an den Bergen? Man hat die Freiheit, alles machen zu können, solange man die Konsequenzen aushalten kann. Ob etwas richtig oder falsch ist, hängt vom eigenen Können, aber auch von Gegebenheiten ab, auf die man keinen Einfluss hat. Das klingt jetzt aber alles andere als ungefährlich. Gefährlich ist es nur, wenn man sich überschätzt oder nicht entsprechend vorbereitet ist. Leider kann das zwischendurch schon vorkommen, dass Leute, die zum Teil dem Leistungssport zuzurechnen sind, zwar in körperlicher Topform, aber ohne emotionale Vorbereitung anspruchsvolle Alpintouren bestreiten wollen. Im schlimmsten Fall geht’s dann weder nach vor noch zurück. Menschen richtig einzuschätzen und ihnen die Angst nehmen zu können, gehört für mich zu den wichtigsten Fähigkeiten eines Bergführers. Woher weiß man, wie man auch in brenzligen Situationen mit unterschiedlichen Typen umgehen muss? Im Idealfall sorgt der Bergführer dafür, dass es erst gar nicht brenzlig wird. Natürlich hilft dabei auch die Erfahrung, aber ein gewisses Maß an emotionaler Intelligenz ist in diesem Metier unverzichtbar. Im Gespräch bekommt man schnell ein gutes Gefühl dafür, wie Menschen ticken. Dann kann man auch speziell auf individuelle Unsicherheiten eingehen. Das ist insofern wichtig, als man ja allen Teilnehmenden ein positives Erlebnis ermöglichen will. Und was tut man, um im Ernstfall jemandem die Angst zu nehmen? Informieren und positiven Input geben. Je besser die Leute wissen, was ihnen bevorsteht, desto weniger aufgeregt sind sie. Letztendlich dient das dem Wohl der gesamten Gruppe, schließlich ist man eine Schicksalsgemeinschaft, bei der niemand zurückgelassen wird. Offene Kommunikation ist also durch nichts zu ersetzen, vor allem, wenn es ums Zeit- und Risikomanagement geht. Worauf freust du dich im heurigen Jahr? Gibt es ein Ziel, das für dich besonders wichtig ist? Im Grunde freue ich mich auf jede Tour, sonst hätte ich den falschen Beruf. Das „wichtigste Ziel“ gibt es auch nicht – am wichtigsten ist immer das nächste Vorhaben. Wer nicht so denkt, dem fehlt nicht selten ein klarer Plan und die notwendige Konzentration. KONTAKT ANDREAS PUSWALD: WEB: alpfox.com 45

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