OUTDOORGUIDE BLEIB SAUBER AUF DER TOUR Es dauert nur wenige Sekunden, bis man die leere Plastikflasche lautlos in die Landschaft geworfen hat. Fünftausend Jahre später ist sie dann auch sicher verrottet. Damit solche Umweltsünden nicht zur Regel werden, macht sich eine aktuelle Initiative dafür stark, dass Outdoor-Liebhaber in Zukunft auch zu überzeugten Naturschützern werden. FOTOS: istock, kk TEXT: Wolfgang Kühnelt 174 SPORTaktiv-OUTDOORGUIDE 2017
Wer möchte schon in Zukunft die Erstbesteigung von Müllbergen feiern? Entlang der Wanderrouten und an belebten Flussufern sieht es leider gerade in der Hochsaison gar nicht selten aus wie am Rande einer Deponie. Da liegen nicht nur Aludosen, PET-Flaschen, Zigarettenstummel und Verpackungsmaterial, sondern auch Bananenschalen. Ist ja eh Bio, dachte sich da vermutlich jemand, der nicht wusste, dass selbst die natürliche Hülle von Bananen bis zu drei Jahre braucht, bis sie abgebaut ist. Bei Plastiksäcken dauert dieser Vorgang je nach Beschaffenheit sogar zwischen 10 und 1.000 Jahren. Wenn man seinen Nachkommen etwas hinterlassen will, sollte es vielleicht doch etwas Schöneres sein als Müll, den man bei einer Wanderung oder einer Raftingtour nicht mehr nach Hause mitnehmen wollte. Seit fünf Jahren engagiert sich in Österreich die ARA (Altstoff Recycling Austria) gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft darum, das Bewusstsein für umweltfreundliches Verhalten in der Natur zu steigern. Das Motto der Aktivitäten lautet: „Reinwerfen statt Wegwerfen“. Rund 500 größere und kleinere Projekte wurden in diesem Rahmen bereits umgesetzt. Seit 2014 vergibt die Initiative jährlich einen Preis für die „sauberste Region Österreichs”. NICHTS BLEIBT AM BERG ZURÜCK! Eigentlich ist es eine einzige, ganz einfache Regel, die Experten in diesem Zusammenhang für grundlegend halten: Abfälle sollen nicht weggeworfen, sondern wieder mit ins Tal genommen werden. Theoretisch kann man die Überreste der Jause zwar Die Expertin DIPL.-ING. REGINA HRBEK leitet die Abteilung Natur und Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung und Umweltpolitik bei den Naturfreunden Österreich. E-MAIL: regina.hrbek@ naturfreunde.at WEB: www.naturfreunde.at auch in einen Mülleimer entlang der Strecke stecken oder beim Hüttenwirt abgeben, aber auch hier ist dann noch eine weitere Entsorgung notwendig, die man sich eigentlich ersparen könnte. Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit gerne in der Natur. Doch nicht alle beherrschen die Grundregeln, die für ein harmonisches Miteinander gelten. 2016 startete daher auch eine Kooperation zwischen der ARA und den Naturfreunden, die heuer fortgeführt wurde. „Saubere Berge“ wurde am Fuße des Großglockners im Beisein von Skifahrer Christopher Neumayer, Skicross-Profi Katrin Ofner und Skispringer Gregor Schlierenzauer präsentiert. Die Naturfreunde mit ihren landesweit über 150.000 Mitgliedern setzen bei der Umsetzung der Maßnahmen freilich nicht nur auf bekannte Gesichter, sondern vor allem auf die Kommunikation in ihren Hütten. Von ihnen gibt es rund 150 in ganz Österreich. Es finden sich dort Tafeln, die über umweltfreundliches Verhalten informieren, und auch die Wirte sind dafür vorbereitet, Wissen weitergeben zu können. Dabei geht es zwar vorrangig um das Thema Abfälle – umweltgerechter richtiger Umgang mit Fauna und Flora umfasst aber noch einiges mehr. DAS SÜNDENREGISTER Regina Hrbek von den Naturfreunden Österreich fügt daher den schon erwähnten Grundregeln noch einige hinzu: „Bleib am Weg und vermeide Lärm. Schließlich sind wir Gast in der Natur und müssen uns auch so verhalten. Keine Pflanzen pflücken. Ein Foto von ihnen ist viel schöner und langlebiger. Und nicht zuletzt: Reise nach Möglichkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.“ Letzteres schont nicht nur die Umwelt, sondern ist gerade für Wanderungen sehr praktisch. Man muss nicht notgedrungen einen Rundweg planen, sondern kann von einem Punkt zum anderen gehen, um dann wieder mit Bus oder Bahn nach Hause zu fahren. Wenn man doch das eigene Auto verwendet, will auch das richtige Parken gelernt sein. Wer seinen fahrbaren Untersatz gnadenlos in die Natur platziert, richtet damit nicht nur Schaden an, sondern lernt unter Umständen auch einen erbosten Grundeigentümer kennen. Informationen über Parkmöglichkeiten und die Beschaffenheit des Wandergebiets, der Bike- oder Kajakstrecke einzuholen, unterscheidet kluge Outdoorer von unwissenden Anfängern. Eine sehr weit verbreitete Idee ist es auch, beim Wandern oder Biken Abkürzungen von den ausgewiesenen Wegen zu machen. Je näher an der Falllinie, desto schneller, scheint hier das Motto zu lauten. Naturschützer sehen das freilich gar nicht gerne, denn dadurch werden Schäden am Boden angerichtet, die beim nächsten Regen zu massiven Erosionen führen können. Auch Wildtiere leiden darunter, wenn sie plötzlich im freien Gelände auf Menschen und Hunde treffen. Beim Klettern heißt es ohnehin besonders viel Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Bewachsene Felsköpfe etwa sollen auf keinen Fall betreten werden. Auch wenn es für die Menschen ein einzigartiges Erlebnis sein kann, in der frühmorgendlichen Dämmerung im Hochgebirge unterwegs zu sein – für das Wild sind Begegnungen dieser Art ausgesprochen unerfreulich. 175
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