OUTDOORGUIDE DIE HÜTTE IST GOTTLIEB LORENZ ist Wirt auf der Jamtalhütte in Tirol. Er lebt von ihr und für sie. Im Sommer wie im Winter. Denn was vor 120 Jahren begonnen hat, führt der leidenschaftliche Hüttenwirt in vierter Generation fort – auch einem schweren Schicksalsschlag zum Trotz. Gottlieb Lorenz arbeitet von zu Hause aus. Sein Arbeitsplatz steckt hinter 40 Zentimeter dickem Stahlbeton und durch die kleinen Panzerglasfenster sieht er fast ein halbes Jahr vor allem eines: Schnee. Lorenz ist Wirt auf der Jamtalhütte auf der Tiroler Seite der „Blauen Silvretta“, im Talschluss des Jamtales. Auf knapp 2.200 Metern Seehöhe und rund 16 Kilometer von der Zivilisation, sprich: dem Ort Galtür entfernt. Der 56-Jährige ist aber nicht einfach nur Hüttenwirt. „Der Gottlieb“, wie ihn hier alle nennen, ist die Jam- talhütte. Seit 120 Jahren gehört sie zur Familie Lorenz. In vierter Generation führt Gottlieb Lorenz sie nun. Sein Urgroßvater, der auch Gottlieb hieß, war der Erste, es folgte sein Großvater Albert, schließlich Gottliebs Vater Franz und seit 1995 eben Gottlieb, der Zweite. „Ich bin auf der Hütte aufgewachsen, der Papa und der Opa sind hier sogar noch auf die Welt gekommen. Sie in der Familiendynastie weiterzuführen, bedeutet mir sehr viel“, erzählt Gottlieb Lorenz. AUS DER BANK AUF DIE HÜTTE Der Weg zu ihm herauf ist nicht leicht. Fünfeinhalb Stunden Fußmarsch sind es im Sommer von Galtür aus, wenn man es sportlich nimmt. Etwas mehr als die Hälfte des Weges könnte man auch mit dem Auto fahren, bis ein Schranken endgültig zum Umstieg auf Schusters Rappen zwingt. Im Winter holt Lorenz Gäste mit einem umgebauten Pistenbully in Galtür ab. Anders ist die Hütte bei Schnee nicht zu erreichen. „Als ich ein Kind war, gab es sowas noch nicht: Der Papa hatte noch sieben, acht Träger pro Winter, die Lebensmittel, Material und Rucksäcke der Gäste getragen haben.“ Wie war FOTOS: Gottlieb Lorenz, TVB Paznaun-Ischgl Klaus Molidor 90 SPORTaktiv-OUTDOORGUIDE 2017
Sonne scheint auf die Berge, denk ich mir oft: Herrgott, was hast du uns wieder für einen Traumtag beschert ...“ Gottlieb Lorenz, 56, aus Galtür (T) ist seit 1995 in vierter Generation Wirt auf der Jamtalhütte in den Bergen über Galtür. VOM SCHICKSAL GEPRÜFT Doch Naturidylle trügt bekanntlich auch – und das Schicksal hat Gottlieb Lorenz vor die wohl schwerste Prüfung gestellt, die man sich nur vorstellen kann: Als die katastrophale Lawine 1999 in den Ort Galtür gedonnert ist, die 38 Todesopfer forderte, hat er seine schwangere Frau und seine Mutter verloren. „So große Lawinen sind Naturereignisse, das ist einfach so“, sagt Lorenz heute – 18 Jahre später. Er hadert nicht, sucht keinen Schuldigen, sondern lebt mit der Natur. „Du darfst nie die Demut verlieren und etwas zur Routine werden lassen“, ist sein Credo. Einen Tag vor dem großen Unglück war auch im Jamtal schon eine Lawine abgegangen und hatte die Hütte schwer getroffen. Seitdem verstärken sie eben Stahlbeton und Panzerglas. „Jetzt ist sie gebaut wie ein Bunker.“ SEINE HEIMAT der Schulweg? Im Sommer hat der Vater sie mit dem Auto zur Schule ins Tal gebracht und wieder abgeholt. Und im Winter – zu Fuß durch den Schnee? „Nein, nein“, klärt Lorenz auf. „Da sind wir im Tal geblieben, meine Schwester, meine zwei Brüder und ich.“ Sein Weg zum Hüttenwirt war nicht vorgezeichnet. „Eigentlich hätte das der Manfred, mein älterer Bruder, der Bergführer ist, machen sollen“, sagt Gottlieb Lorenz. Nach dem Gymnasium in Bregenz hat er 13 Jahre in einer Bank in Landeck gearbeitet. „Als der Vater aber in Pension gegangen ist, war klar, dass ich das machen werde.“ Seit 1995 ist er nun Chef der Jamtalhütte. LIEBE ZU DEN BERGEN Die Arbeit ist herausfordernd. 180 Schlafplätze hat die „Jam“ in Zweiund Mehrbettzimmern und in einem Matratzenlager, dazu kommen 225 Sitzplätze in den Gaststuben. Eine Kletteranlage im Keller will betreut werden und im Winter noch ein Tourenski-Verleih. „Da musst du effizient arbeiten“, sagt Lorenz auf dem Weg durch die Küche hinaus auf die Terrasse. Nur jetzt am späten Vormittag hat er ein bisschen Zeit, die Aussicht zu genießen. Der Blick schweift über die 3000er-Gipfel. Das raue Klima mit fünf Monaten Eis und Schnee pro Jahr hat aus dem Wirt aber keinen knorrigen Kauz geformt. Er spricht mit sanfter Stimme und freut sich, dass er seine Liebe zu den Bergen an seine Gäste weitergeben darf. „Wenn ich in der Früh aufsteh und die 91 „Als Hüttenwirt musst du die Berge und die Arbeit schon sehr gern haben.“ GOTTLIEB LORENZ ANSTRENGENDER SOMMER Der kurze Moment an der Sonne ist vorbei, weiter geht es wieder in die Küche, mit der Köchin den Einkaufsplan besprechen, Zimmerpläne erstellen, einkaufen, schauen, dass der Laden läuft. Um 6 Uhr früh beginnt der Arbeitstag, Schluss ist erst gegen 23, 24 Uhr. Sieben Tage die Woche. „Da musst du die Berge und die Arbeit schon sehr gern haben“, lacht er. Die nächsten Gäste kommen und setzen sich auf der Terrasse in die Sonne. „Im Sommer kannst bei uns zu Mittag auch à la carte essen“, erzählt Lorenz. Im Winter dagegen, in der Skitourensaison gibt es einfach kräftige Suppen zur Selbstbedienung. „Daher ist der Sommer von der Arbeit her viel anstrengender für uns.“ Die Gäste wollen aber nicht nur essen, sondern auch Fragen zu Bergtouren beantwortet bekommen. „Das ist ganz wichtig, dass du da eine fundierte Auskunft geben kannst. Im Sommer wie Winter“, sagt Lorenz. Er
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